AFRIKA/KAMERUN - Erzbischof von Bamenda: Religionsvertreter versuchen zu vermitteln

Mittwoch, 13 Oktober 2021 frieden   dialog   gewalt   bügerkrieg   religionsvertreter  

Vatikanstadt (Fides) - "In vielen anderen Teilen der Welt, in denen es einen Konflikt gibt, berichtet die Presse auf der ganzen Welt davon, wenn jemand stirbt oder es Anschläge gibt. In Kamerun kommt es seit Jahren jeden Tag zu Zusammenstößen, Morden, Massakern oder Entführungen, aber niemand spricht darüber. Offensichtlich ist niemand daran interessiert, und das vergrößert unser Leid“, so Erzbischof Andrew Nkea Fuanya von Bamenda, der Hauptstadt der englischsprachigen Regionen Kameruns, der in Rom an der Eröffnung der Bischofssynode teilnahm. Der Erzbischof beklagt das allgemeine Schweigen zum Konflikt zwischen der Zentralregierung und den "Amba Boys", den Unabhängigkeitskämpfern, die im Westen des Landes an der Grenze zu Nigeria die Abspaltung von Youndè und die Gründung eines eigenen Staates fordern. In den letzten fünf Jahren hat der Konflikt Tausenden von Tote gefordert und etwa einer Million Menschen zur Flucht gezwungen.
Der Krieg kenne keine Pause, auch nicht in Zeiten der Pandemie: "Die politische Situation", erklärt der Prälat, "ist immer noch sehr schwierig und die Krise geht weiter. Es gibt keinen Ausweg. Die Gewalt nimmt zu und unter den Separatisten sind immer mehr Waffen im Umlauf. Sie stellen Sprengstoff her und greifen fast täglich an und tragen so zur Ausweitung des Krieges bei. Die Bevölkerung ist erschöpft, will keinen Krieg mehr und wünscht sich ein normales Leben“. Am Dienstag, den 5. Oktober, besuchte Premierminister Dion Ngute Bamenda die Region und wurde von Unabhängigkeitskämpfern angegriffen, die auf ihn und sein Gefolge schossen. „Wie durch ein Wunder blieben sie alle unverletzt, aber es herrschte große Panik", berichtet der Erzbischof.
"Der Premierminister wollte danach mit einem Besuch fortfahren“, so Erzbischof Andrew Nkea Fuanya, „und nach den Bildern zu urteilen, die ich gesehen habe, wurde er von der Menge freundlich begrüßt. An der Veranstaltung nahmen auch einige Mitglieder der Amba Boys teil, die den Krieg heute ablehnen. Unser ganzes Volk ist erschöpft, und wir hoffen, dass wir alle davon überzeugen können, dass es keine militärische Lösung des Konflikts gibt“.
Die Kirche und die anderen in der Region vertretenen Religionsgemeinschaften engagieren sich unterdessen weiterhin für die Förderung des Dialogs und der Versöhnung: "Es gibt eine Plattform der Religionsführer", so der Erzbischof, "die ein wichtiger Bezugspunkt für alle Aktivitäten des Dialogs und der Begegnung ist. Wir sprechen direkt mit der Regierung und dann mit den Mitgliedern der Amber Boys. Wir treffen sie heimlich und stehen in ständigem Kontakt. In der Zwischenzeit versuchen wir, mit den Unabhängigkeitsführern in der Diaspora zu sprechen: Das ist sehr wichtig, denn sie sind sehr einflussreich. Obwohl diese Maßnahme unter vielen Schwierigkeiten stattfinden, trägen sie Früchte, vor allem die Wiedereröffnung der Schulen. Inzwischen nehmen 60 % der Kinder wieder regelmäßig am Unterricht teil.“
Durch die Förderung von Treffen mit den einzelnen Kriegsparteien versucht die Plattform religiöser Führer, einen Beitrag zur Förderung des Dialogs und des Friedensprozesses zu leisten. "Als anglophone Religionsführer treffen wir uns regelmäßig, und wir waren auch in Nigeria, um mit Menschen zu sprechen, die von dort geflohen sind. Dieser Konflikt kann niemals mit Waffen gelöst werden, es gibt keine Alternative zum Dialog, und wir sind immer bei den Menschen, als stabile Kraft für den Frieden. Wir sind zuversichtlich, dass alle allmählich verstehen werden, dass nur durch Gespräche etwas Positives erreicht werden kann und dass ein umfassender Dialog stattfinden wird", betont Erzbischof Andrew Nkea Fuanya.
Da die Regierung bisher offizielle Verhandlungen ablehnt, "muss jeder Schritt, den wir machen, sehr sorgfältig überlegt sein. Wir arbeiten sehr behutsam daran, das Vertrauen beider Seiten in uns als zuverlässige Vermittler zu stärken“, so der Erzbischof abschließend.
(LA) (Fides 13/10/2021)


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