Neu Delhi (Fides) - "Im heutigen Indien haben Spaltung und Polarisierung, Chauvinismus und Fremdenfeindlichkeit verschiedene Teile der Gesellschaft erfasst, vor allem auch wegen der giftigen Hassreden von Politikern. Ein großer Teil der Gesellschaft spricht heute von "Wir" und "Die Anderen". Die Tendenz geht dahin, den anderen auszugrenzen: aufgrund dessen, was er isst oder trägt, liest oder sieht, glaubt oder bekennt, aufgrund seiner Hautfarbe oder seiner ethnischen Zugehörigkeit. Vor diesem Hintergrund hat die Botschaft von Papst Franziskus zum 107. Welttag der Migranten und Flüchtlinge, der von der katholischen Kirche am 26. September begangen wird, nicht nur einen tiefen Sinn, sondern sie gibt auch eine präzise Richtung für alle vor, die behaupten, Jünger Jesu zu sein", dies betont der Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist Pater Cedric Prakash (JS) gegenüber Fides am Vorabend des Weltmigrantentages.
"Der Titel der Botschaft des Papstes“, so er indische Jesuit weiter, -„macht seine Absicht deutlich, nicht mehr in diskriminierenden oder ausschließenden Begriffen zu argumentieren, sondern nur noch das "Wir" zu verwenden, um einen klaren Horizont für den gemeinsamen Weg in dieser Welt aufzuzeigen“. „Der Papst“, betont er, „dementiert kurzsichtige und aggressive Formen des Nationalismus und des radikalen Individualismus, die vor allem diejenigen bestrafen und stigmatisieren, die am ehesten als „Andere“ angesehen werden: Ausländer, Migranten, Ausgegrenzte, diejenigen, die in den existenziellen Peripherien leben".
Pater Prakash fährt fort: "Papst Franziskus hat die Sorge um Flüchtlinge und Migranten zu einem Markenzeichen seines Pontifikats gemacht. Seine Botschaft weist im Wesentlichen auf eine zunehmend katholische, d.h. universale Kirche hin, die jede Gemeinschaft von Gläubigen einlädt, ihr Zelt zu erweitern, um alle zu umfassen. Unter den Menschen, die in diesen existenziellen Randgebieten leben, finden wir viele Migranten und Flüchtlinge, Vertriebene und Opfer von Menschenhandel, denen der Herr seine Liebe offenbaren und sein Heil verkünden will".
Auch P. Stephen Raj (SJ), Regionaldirektor des Flüchtlingshilfswerks der Jesuiten für Südasien, spricht über die Herausforderungen, mit denen die Flüchtlinge in Indien heute konfrontiert sind: "Die Flüchtlinge aus Myanmar, die in großem Umfang nach Manipur und Mizoram (im Nordosten Indiens) strömen, stehen vor unsäglichen Überlebensproblemen. Sie befinden sich in einer Notlage und benötigen dringend Nahrung, Kleidung, Unterkunft, medizinische Versorgung und Schutz“. „Für sie ist es die größte Herausforderung, das Büro des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge in Neu-Delhi zu erreichen, wo sie Asyl beantragen oder als Flüchtlinge anerkannt werden können“, beklagt er. „Doch ohne Flüchtlingsstatus bleiben sie illegal und sind ständig von Schikanen und Inhaftierung bedroht. Die Situation von Flüchtlingen oder Vertriebenen wird durch die Pandemie immer schlimmer. Sie hat die bereits bestehenden Schwachstellen der Flüchtlinge noch verschärft. Die Flüchtlinge brauchen ein gut integriertes und umfassendes Rehabilitationsprogramm, das ihre Probleme angeht, um das Leben zu fördern und ihre Würde zu erhalten".
Angesichts einer solchen Situation, die ein unterstützendes Eingreifen der gesamten katholischen Gemeinschaft in Indien erfordert, schließt Pater Prakash mit einem Wunsch: "Lasst uns heute gemeinsam zu träumen wagen und mutig im Zeichen des 'Wir' handeln, um im heutigen Indien authentische Zeugen Jesu zu sein. Jeder Migrant oder Flüchtling ist der 'Andere' in unserer Mitte".
(PA) (Fides 25/9/2021)