AFRIKA/TSCHAD - Missionar: “Die Bevölkerung wünscht sich einen demokratischen Wandel”

Samstag, 29 Mai 2021 demokratie   bewaffnete gruppen   gewalt  

N'Djamena (Fides) - "Im Zentrum und Norden des Tschad nehmen die Spannungen ab und die Lage beruhigt sich. Es gibt derzeit keine Kämpfe. Die Grenzübergänge zum Sudan sind geöffnet", bestätigt Pater Franco Martellozzo, ein italienischer Jesuit, seit mehr als fünfzig Jahren Missionar in Afrika ist, in einem Interview mit dem Fides, zur Situation im Tschad nach dem Tod von Präsident Idris Deby Itno und der Bildung einer gemeinsamen Regierung aus Militär und Zivilisten. „Unsere Aktivitäten gehen wie immer weiter. Wir können unbehelligt unterwegs sein. Die Rebellen haben sich zurückgezogen und selbst die gemeinen Banditen scheinen weniger aktiv zu sein“, stellt der Missionar fest.
Der Tschad, ein eng mit Frankreich verbundenes Land ist Bastion des Kampfes gegen den islamischen Dschihad in der Sahelzone. Der Vormarsch der Rebellen der so genannten „Front für Wandel und Eintracht“, die Anfang April von Libyen in Richtung der tschadischen Hauptstadt N' Djamena, erschütterte das Land. „Über die Bewegung ist bekannt, dass es sich um eine politisch-militärische Organisation handelt, die hauptsächlich aus Kämpfern der ethnischen Gruppe der Dazaga oder Gouran besteht und 2016 von Mahamat Mahdi Ali gegründet wurde. Es gibt Gerüchte, dass sie von Russland finanziert wurden, aber das ist nicht sicher. Wir wissen auf jeden Fall, dass sie gut bewaffnet waren“.
Der Vormarsch wurde, obwohl von vielen angeprangert, nicht gestoppt. "Die Rebellen hätten leicht von der Luftwaffe aufgehalten werden, während sie in Richtung Hauptstadt marschierten“, bemerkt Pater Franco, „Es gab ein paar Versuche der tschadischen Luftwaffe, aber sie haben nicht viel bewirkt. Warum? Wer hat davon profitiert, Druck auf die Regierung und Präsident Deby auszuüben?“.
Auch zu den Umständen von Debys Tod gibt es wenig Klarheit. Pater Franco Martellozzo nennt einige im Tschad kursierende Vermutungen: „Offiziell wurde er bei Gefechten von den Rebellen getötet. Hier heißt es jedoch, dass er bereits vorher gestorben ist. Gerüchten zufolge gab es einen Streit mit seinen Generälen, der durch Schüsse beigelegt worden sein soll. Bei diesem Vorfall soll der Präsident tödlich getroffen wirden sein. Das sind Gerüchte, die im Tschad weit verbreitet sind“.
„Ich wohne in Mongo an der Straße nach Abeché“, so der Missionar zur Lage vor Ort. „Normalerweise ist das hier die instabilste Gegend des Landes, aber heute herrscht Ruhe. Es soll zu Spannungen im Süden gekommen sein, aber das sind Demonstrationen gegen die neue Regierung". Derzeit wird das Land von einer Militär- und Zivilregierung regiert, die von Mahamat Déby Itno, dem Sohn des verstorbenen Idris, geleitet wird. "Wir warten ab was passiert“, so der Missionar abschließend. „Wir werden sehen, ob es tatsächlich den demokratischen Wandel geben wird, auf den die Bevölkerung wartet“.
(EC) (Fides 29/5/2021)


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