Yangon (Fides) - Im neuen Jahr gibt es Hoffnung für das Volk der Rohingya, einer der wichtigsten muslimischen Gemeinschaften in Myanmar, die bisher keine Staatsbürgerschaft, keinen Frieden und keine Akzeptanz kennen. Für sie hatte der Papst auf seiner Reise nach Myanmar im Jahr 2017 Worte des tiefen Mitgefühls: "Ich bitte die Rohingya um Vergebung, heute ist dies auch der Name Gottes ", während in jenem Jahr der große Exodus der Rohingya nach Bangladesch stattfand , wo inzwischen über 850.000 Flüchtlinge leben, die zuletzt 2017 in das Nachbarland auswanderten. In den letzten Wochen hat die Regierung von Dhaka begonnen, einen Teil der Flüchtlinge auf die Insel Thengar Char (auch Bhasan Char genannt) zu überführen um den Druck auf die Flüchtlingslager in Cox's Bazar zu verringern, in denen sie derzeit leben. Die bereits von den beiden Regierungen vereinbarte Rückführung nach Myanmar hat bis auf einige Familien und diejenigen, die versuchen, illegal zurückzukehren, bisher nicht begonnen.
In den letzten Monaten wurden in Myanmar nach dem erneuten große Wahlsieg von Aung San Suu Kyis "Nationaler Liga für Demokratie", zum ersten Mal auch zwei Muslime nominiert, die seit den Wahlen im vergangenen November nun Parlamentarier sind. Dies ist ein neuer Schimmer der Hoffnung für die gequälten Bevölkerungsgruppe. Heute leiden die Rohingya auch unter der Ausbeutung und Unterdrückung von skrupellosen Menschenhändlern, die ein Ende der Qual in Malaysia oder andere "sichere Häfen" versprächen, wo sie oft Opfer von Sklaverei werden.
Aber wann hat alles angefangen und wie viele Rohingya leben heute noch in Myanmar? Alles begann im Jahr 2012, als Sittwe, die Hauptstadt des birmanischen Bundesstaates Rakhine, in der mindestens 80.000 Rohingya leben, ein Drittel der Einwohner der Stadt und etwa ein Zehntel der gesamten Rohingya-Gemeinde in Myanmar, von Gewalt infiziert wurde. Der daraus entstehende Krieg zwischen Banden forderte innerhalb weniger Monate - wie ein Bericht der NGO "Pysichians for Human Rights" aus dem Jahr 2013 dokumentiert - mindestens 280 Tote. Etwa 135.000 Menschen wurden vertriebenen und über 10.000 Häusern und Dutzenden von Moscheen, Koranschulen und Klöster im Bundesstaat Rakhine zerstört.
Seitdem hat die Spannung nie nachgelassen und die darauf folgende Intervention der Armee hat die Lage verschärft: 2016 startete die birmanische Armee eine neue Militäroffensive im Bundesstaat Rakhine gegen die bewaffneten Gruppe der Rohingya, der ARSA (Arakan Rohingya Salvation Army), die einige Grenzkonvois der birmanischen Armee angegriffen hatte. Die Eskalation gipfelt in der Tragödie von 2017, mit einer Art "ethnische Säuberung" durch das Militär, die zur Vertreibung von 700.000 Rohingya-Zivilisten nach Bangladesch führte. Hunderte von Menschen kamen ums Leben und unzählige Dörfer wurden zerstört.
Heute leben nur noch 4.000 Rohingya in Sittwe, d. h. etwa 5% der Muslime, die zuvor in Sittwe lebten. Sie leben dort abgeriegelt in einer Art muslimischen Ghetto - umgeben von den zerstörten Überresten von Moscheen, die nie wieder aufgebaut und von der Polizei bewacht werden. Das gleiche gilt für die rund 130.000 Rohingya, die als Vertriebene in rund zwanzig Lagern eingesperrt sind, die größtenteils am Stadtrand von Sittwe errichtet wurden. Nur birmanisches Personal hat Zugang zu den Camps und daher hängt die Kontrolle der gesundheitlichen und psychischen Bedingungen der Vertriebenen vom guten Willen der birmanischen Armee ab. "Human Rights Watch" bezeichnete die Flüchtlingscamps vor kurzem als "Haftanstalten unter freiem Himmel" , wo die Vertriebenen "willkürlich und auf unbestimmte Zeit festgehalten" werden. In diesen Camps, so die NGO, lebten die Rohingya sozisagen "unter Hausarrest". "Ihnen wird Bewegungsfreiheit, Würde, Beschäftigung und Bildung verweigert" und sie leben "ohne ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser, Gesundheitsversorgung oder sanitären Einrichtungen".
(MG-PA) (Fides 4/1/2021)