AFRIKA/SUDAN - Bischof von El Obeid: "Wir hoffen, dass das Friedensabkommen nicht nur ein Stück Papier bleibt”

Samstag, 5 September 2020 politik   aussöhnung   frieden   bewaffnete gruppen   kriege   religion  

El Obeid (Fides) - "Die Menschen in dieser Gegend sind lieber vorsichtig: das ergibt sich aus der Geschichte unseres Landes von der Unabhängigkeit im Jahr 1956 bis heute mit einer langen Reihe von Kriegen. Das Friedensabkommen deckt jedoch einen großen Teil des Sudan ab, und es ist sehr wichtig, dass es endlich unterzeichnet wurde. Wir sind alle sehr glücklich“, so Bischof Tombe Trille von El Obeid – der Hauptstadt von Nordkordofan - und Vorsitzender der Bischofskonferenz von Sudan und Südsudan, in einem Kommentar zu dem historischen Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Rebellen der Bundesstaaten Südkordofan, Westdarfur und Blauer Nil. Die Vertreter der bewaffneten Gruppen haben in den letzten Tagen Abdalla Hamdok, Präsident des Übergangsrates in Juba, der Hauptstadt des Südsudan, getroffen und in Anwesenheit des Gastgeberpräsidenten Salva Kiir die lang erwarteten Unterschriften geleistet, die jahrzehntelange grausame Konflikte beenden sollen.
„Frieden“, fährt Bischof Trille im Gespräch mit Fides fort, „war eine der dringendsten Forderungen der Revolution und eines der am häufigsten wiederholten Versprechen der neuen Regierung. Wir hatten es, wie versprochen, innerhalb von sechs Monaten erwartet und es ist später gekommen, aber es ist wichtig, dass eine Einigung gefunden wurde. Die Bevölkerung ist glücklich, weil zumindest die Gefechte aufgehört haben. Die Sudanesen sind leider wegen unserer Geschichte misstrauisch, und viele denken, dass es nur eine Pause ist. Deshalb warten wir alle auf die Umsetzung der Abkommen in der Hoffnung, dass das Interesse an dem Land echt ist."
Dem Abkommen haben sich zwar mehrere Rebellengruppen in den umkämpften Gebieten des Sudan angeschlossen, doch Beobachter äußern Bedenken hinsichtlich der mangelnden Präsenz anderer bewaffneter Bewegungen am Verhandlungstisch.
"Einige der bewaffneten Gruppen in Darfur und im Nuba-Gebirge“, so der Prälat, „gehören leider nicht zu den Unterzeichnern des Abkommens, und wir hoffen, dass dies keine Probleme bei der Umsetzung der Vereinbarungen verursacht. Die größte Angst ist, dass die Regierung keinen klaren Plan hat. Wir zahlen den Preis für 30 Jahre Krieg im Namen Gottes, der die Religion im Sudan entstellt hat. Die Kirche hofft und betet, dass das unterzeichnete Friedensabkommen nicht nur ein Stück Papier bleibt, wie es in meinem Land oft passiert ist.“
(LA) (Fides 5/9/2020)


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