Monrovia (Fides) – Weit verbreitete Gewalt, Vergewaltigungen, Extremismus und Covid-19 gehören zu den Übeln, die die Bevölkerung Liberias besonders hart treffen. Dies beklagen die Bischöfe des westafrikanischen Landes in einer am 25. August veröffentlichten und vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Anthony Fallah Borwah von Gbarng unterzeichneten Erklärung.
Die Bischöfe erinnern daran, dass sie bereits in der Vergangenheit wiederholt über "die Zunahme politischer Gewalt, die häufig mit Wahlen in unserem Land verbunden ist" berichtet haben und verurteilen solche Handlungen nachdrücklich. In diesem Zusammenhang laden sie „alle Liberianer verschiedener politischer Parteien zur Zusammenarbeit ein, um sicherzustellen dass unsere Wahlen nicht gleichbedeutend mit Gewalt sind“.
Insbesondere beklagen die Bischöfe, dass die in einer im Mai 2019 veröffentlichten Erklärung enthaltenen Aufforderungen nicht beachtet wurden: "Unser Aufschrei hat wenig Beachtung gefunden, da sich Gewalt auf unbestimmte Zeit fortzusetzen scheint", heißt es in der aktuellen Erklärung.
“Es gibt auch eine Zunahme verbaler Gewalt, bei der rücksichtslose und böse Ausdrucksweisen gegeneinander verwendet werden. Solche unzivilisierten und beleidigenden Aussagen sind nicht mit unseren sozialen und kulturellen Werten und Normen vereinbar“, betonen die Bischöfe weiter.
Neben verbaler Gewalt sorgen sich die Bischöfe auch um körperliche Übergriffe. Bereits im Mai hatte die Bischofskommission für Gerechtigkeit und Frieden schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen bei der Anwendung von Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 angeprangert (vgl. Fides 8/5/2020). Noch alarmierender sei jedoch die Welle sexueller Gewalt in Liberia.
Gleichzeitig mit der Verurteilung der Vergewaltigungen lehnt die Bischofskonferenz jedoch auch die Anwendung der Todesstrafe gegen Vergewaltiger ab, wie von vielen gefordert, da, wie die jüngste Überarbeitung des Katechismus der katholischen Kirche besagt, "die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie ein Angriff auf die Unverletzlichkeit und Würde der Person ist". Anstatt die Todesstrafe einzuführen, fordern die Bischöfe "eine rigorose Anwendung der Gesetze gegen Vergewaltigung" sowie "einen Mentalitätswandel durch die Förderung der inneren Werte der menschlichen Person und den Schutz der Rechte jedes Einzelnen, insbesondere von Frauen und Kindern".
Im Hinblick auf die Covid-19-Pandemie mit mindestens 1.295 Infizierten, 82 Toten und 821 Genesenen, sagen die Bischöfe, dass die Pandemie "den bereits schwierigen Zustand unserer Wirtschaft" noch verschärft hat. "Schulen, Kultstätten, Gesundheitseinrichtungen und Freizeiteinrichtungen wurden geschlossen, was sich negativ auf unsere Wirtschaft auswirkt", unterstreicht die Erklärung.
"Ein besonderer Dank geht an alle Ärzte, Sicherheitskräfte und Medienschaffende für alle Bemühungen, die Ausbreitung des Virus zu begrenzen", schließen die Bischöfe und appellieren an alle, weiterhin die Regeln zur Eindämmung des Virus einzuhalten.
(L.M.) (Fides 26/8/2020)