ASIEN/TÜRKEI- Armenischer Patriarch Sahak II. wünscht “Anerkennung der Leiden unseres Volkes“

Dienstag, 4 Februar 2020 mittlerer osten   ostkirchen   armenischer genozid   religiöse minderheiten   politik  

Istanbul (Fides) – Der neue armenisch-apostolische Patriarch Sahak II. Masalyan, wünscht bald auch in der Türkei "die Anerkennung des Leidens unseres Volkes" und die Beseitigung von Missverständnissen, die heute wie in der Vergangenheit die in der Türkei anwesenden Minderheit als „bevorzugte und wohlhabende Eliten“ erscheinen lassen „ obwohl dies nicht wahr ist und niemals wahr war“. Der Patriarch erklärt in einem ausführlichen Interview der türkischen Tageseitung „Hurriyet“, ohne dabei jemals den Begriff "Völkermord" zu verwenden, dass der 24. April als Datum des Gedenkens an die Massaker an den Armeniern zwischen 1915 und 1916 in der Türkei lange Zeit als "tabu“ galt und „spaltend wirkte", bis der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2015 ein Beileidsschreiben übermitteln ließ „und wir erstmals Messen für unsere Toten in unseren Kirchen feiern konnten“.
In dem Interview, das am Montag, dem 3. Februar, veröffentlicht wurde, betonte der armenische Patriarch, dass es notwendig sei, aus der antagonistischen Logik von "wir gegen sie" herauszukommen und die gemeinsame Zugehörigkeit zur menschlichen Familie anzuerkennen, die sich auch aus wissenschaftlicher Sicht ergibt, da "unsere genetische Konstitution ist die gleiche ist" und " wir alle 'Homo sapiens' sind". Der Patriarch verglich auch die jüngsten tragischen Erfahrungen Syriens mit den Verletzungen, die die gesamte Menschheit während der Weltkriege erlebte, „als das Virus des Nationalismus in unsere Häuser eindrang, und jeder auf Kosten anderer einen eigenen Nationalstaat aufbauen wollte“. Der armenische Patriarch bekräftigte unter anderem, dass er die AKP - die seit 2002 in der Türkei regierende Partei Erdogans - mit einer größeren "Sensibilität gegenüber Christen" ausgestattet sei, insbesondere im Vergleich zu den vergangenen Jahreszeiten, als "wir nicht einmal einen Nagel in unseren Kirchen anbringen durften".
(GV) (Fides, 02/04/2020).


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