ASIEN/LIBANON - Patriarch Rai zur Krise im Libanon: “Politiker haben nicht auf Gott gehört”

Montag, 16 Dezember 2019 krisengebiete   mittlerer osten   ostkirchen   politik   sektierertum  

Beirut (Fides) - „Wenn Politiker wirklich vom göttlichen Willen inspiriert wären und beten würden, würde sich der Libanon heute nicht in einer verzweifelten wirtschaftlichen und finanziellen Situation mit gelähmten Institutionen befinden. Das Volk würde, gedemütigt werden mit einer Bevölkerung, die hungert, bei einem Drittel der Bürger die unterhalb der Armutsgrenze leben, während etwa die Hälfte der Libanesen arbeitslos ist", so der maronitischen Patriarchin Bechara Boutros Rai in seiner Predigt am gestrigen Sonntag, dem 15. Dezember in Bezug auf die Krisensituation im Land der Zedern, wo die Bürger zwei Monate lang gegen die Politiker demonstrieren, denen Korruption und Inkompetenz vorgeworfen wurden. "Wenn die führenden Politiker auf die Stimme Gottes gehört hätten", so der Patriarch weiter, "hätten sie keine öffentlichen Gelder verschwendet, die Ministerien nicht unter sich aufgeteilt und die Forderungen der Demonstranten und Streikenden nicht ignoriert." In Bezug auf Protestkundgebungen bekräftigte Kardinal Rai, dass nach seiner Ansicht nach die Unzufriedenheit über die sektiererischen Spaltungen alle Komponenten der libanesischen Gesellschaft durchzieht. Ein Phänomen, das Politiker "nicht ignorieren oder unterschätzen sollten", so der Patriarch der maronitischen Kirche.
Die Straßenproteste hatten unterdessen am 29. Oktober zum Rücktritt der Regierung unter der Führung des sunnitischen Premierministers Saad Hariri geführt. Doch Hariri könnte morgen von Präsident Michel Aoun erneut das Mandat erhalten, Sondierungsgespräche für die Bildung einer neuen Regierung auf den Weg zu bringen.
(GV) (Fides 16/12/2019).


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