VATIKAN - Konferenz an der Päpstlichen Universität Urbaniana endet mit der Untersuchung des Kontexts der Mission in der heutigen Welt

Freitag, 29 November 2019 päpstliche universität urbaniana   kongregation für die evangelisierung der völker   päpstliche missionswerke   missionarische Öffentlichkeitsarbeit   außerordentlicher monat der weltmission  

Vatikanstadt (Fides) – Die Internationalen Konferenz "Vom Apostolischen Schreiben Maximum Illud bis zum Apostolischen Schreiben Evangeli gaudium", „über die Dringlichkeit der missionarischen Erneuerung der Kirche" (vgl. Fides, 26/11/2019), die am 29. November an der Päpstlichen Universität Urbaniana endet, widmete sich auch dem Kontext der Mission auf den verschiedenen Kontinenten und hob dabei Herausforderungen und Hoffnungen hervor.
Prof. Eloy Bueno von der Faculdad de Teologia del Norte de España wies in seinem Vortrag darauf hin, dass sich die europäischen Kirchen die Bedeutung der Missio ad gentes wieder bewusst machen und aktualisieren sollten, da dies sowohl die Kirche als auch die Weltmission bereichern werde. Dies helfe Europa auch dabei, die eigene Rolle in der Weltkirche und in einem neuen internationalen geopolitischen Kontext zu finden. In einem historischen Moment, in dem Europa eine starke Identitätskrise erlebe und sich vom Christentum distanziere, sei dies sogar eine besonders dringende Aufgabe.
Ein wirklich christlicher Lebensstil werde in Europa nur noch von einer Minderheit gepflegt, wobei kirchliche Feste nur noch als Kulturogramm betrachtet würden, so Pater Karl Wallner, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich (Mission Austria), der in diesem Zusammenhang befürchtet, dass auch das Thema einer "missio ad gentes" in Europa ist nicht genug Beachtung finde. Der Rückgang der Zahl der Gläubigen wirke sich bereits auf die Weltmission aus, da die Spenden für die jungen Kirchen rapide zurückgingen. Der Erlös der Spendenaktion zum Weltmissionstag in Europa habe sich 2008 noch auf 63 Millionen Euro belaufen und im Jahr 2018 nur auf 40 Millionen Euro. Im Hinblick auf die missionarische Verkündigung beklagte er, dass die Kirche auch ein Modernisierungsproblem habe und noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen sei und Fernsehen, Radio und soziale Medien immer noch nicht in vollem Umfang nutze.
In den 1950er Jahren habe das frankophone Kanada viele Missionare in die ganze Welt entsandt und der Katholizismus sei weit verbreitet gewesen, wobei zahlreiche kanadische Orden und Missionsinstitute gegründet wurden, so Pfarrer Yoland Ouellet Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke für die des französischsprachigen Gebiets Kanadas. Heute hingegen lebe man in einer säkularisierten Welt, in einer spirituellen Wüste, die stark von "modernen Werten" wie Materialismus, Individualismus, Narzissmus, Relativismus und Atheismus geprägt sei. Doch es gebe auch Zeichen der Hoffnung angesichts der großen Herausforderungen für die Mission: In allen 28 französischen Diözesen Kanadas werde über das Konzept der Mission und der missionarischen Jüngerschaft gesprochen und das Wesen der Kirche ausgehend von der Gnade der Taufe neu erforscht. Die Herausforderung bestünde dabei in der Erneuerung der katholischen Kultur und der gewohnten Art und Weise, die Dinge zu tun und zu sehen.
Prof. Pierre Diarra vom Institut Catholique de Paris, Sekretär der Päpstlichen Missionswerke in Frankreich, sprach von einem sich wandelnden Afrika im Spannungsfeld zwischen Schwierigkeiten und Hoffnungen und ging auf einige missionarische Herausforderungen ein, die sowohl unter theologischen als auch soziokulturellen Aspekten bewältigt werden müssen. Der Schwerpunkt sollte bei der Annahme des Evangeliums und die Umsetzung der Brüderlichkeit in Christus liegen, was Bildung für alle, Hilfe für die Armen und die Förderung von Frauen umfasst.
In den meisten afrikanischen Ländern sei die Situation der Mission ähnlich, mit einigen wenigen Besonderheiten, so Prof. Florence Oso vom Institut für Theologie am Großen Seminar in Bodija (Ibadan/Nigeria). Die Mission finde dort im Kontext von Gemeinden statt, in denen die Menschen Christus zwar kennen, jedoch ein tieferes Verständnis benötigten, während andere Christus noch nicht kennen, weshalb dort die missio ad gentes erforderlich sei. Die Mission der Kirche in Afrika sei es heute also, den Glauben zu vertiefen und ihn zu etablieren. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass die Kirche in Afrika in verschiedenen Sektoren vor Herausforderungen stehe, die den Fortschritt bei der Evangelisierung beeinträchtigen, darunter Ethnozentrismus, ethnopolitische Krise, Wirtschaftskrise und Armut, äußerer Druck und Globalisierung, Synkretismus, Pfingstbewegungen und andere religiöse Sekten, Terrorismus und Entführungen, Konflikte zwischen Stämmen und Religionen, Migration.
Professor Clarence Sandanaraj Davedassan vom Katholischen Forschungszentrum in Kuala Lumpur, Malaysia, erinnerte daran, dass die asiatische Bevölkerung fast 60 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht und nur 13 Prozent dieser Bevölkerung Christen sind. Doch Asien sei nicht nur der Ort, an dem Jesus und die Kirche geboren wurden, sondern auch die Wiege der meisten anderen Weltreligionen. Die unterschiedlichen und komplexen Realitäten Asiens böten Chancen und Herausforderungen und die Berufung einer „Kirche im Aufbruch“ müsse sich im Kontext einer Vielzahl von Religionen erneuern, wobei sich den Traditionen der Universalkirche ein neues Paradigma in der Reflexion über diese Sendung biete.
Die größte Herausforderung in Asien bestehe darin, die Laien zu evangelisieren, damit diese das wirksamste Instrument für die Evangelisierung der Welt sein können, so Dr. Manoj Sunny, Internationaler Bildungsbeauftragter der Organisation „Jesus Youth“ und ehemaliger Koordinator der Bruderschaft der kirchlichen Bewegungen in Asien. Er erinnerte daran, dass man bei der Evangelisierung in Asien insbesondere auch die wachsende Wirtschaft des Kontinents und das raschen Wachstum in China und Indien sowie die Migrationsströme von Studenten, Arbeitern, Familien oder Flüchtlingen aus Asien in verschiedene Teile der Welt berücksichtigen müsse. Das weit verbreitete Phänomen der Migration, aber auch die schillernde Welt der Medien und Technologien, von der insbesondere Kinder und Jugendliche und Jugendliche geprägt seien, stellten die Mission vor neue Herausforderungen. In Erinnerung daran, dass alle Getauften "Akteure der Evangelisierung" sind, müsse der Schwerpunkt daher auf der Ausbildung von missionarischen Jüngern liegen, um die Geschichte von Jesus in Asien, dort wo alles begann, neu zu erzählen.
(S.L.) (Fides 29/11/2019)


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