AMERIKA/BRASILIEN - Präsidentschaftswahl: Bischöfe laden Kandidaten zu einer Debatte ein

Samstag, 25 August 2018 politik   wahlen   bischofskonferenzen   menschenrechte  

Brasilia (Fides) - Die brasilianische Bischofskonferenz (CNBB) hat für den kommenden 20. September eine „Aparecida-Debatte“ angekündigt, bei der die Kandidaten für das Präsidentenamt bei der Wahl vom 7. Oktober dieses Jahres einander gegenüberstehen werden. Die Veranstaltung in der Kongresshalle des Heiligtums Unserer Lieben Frau von Aparecida soll live im Fernsehen und Radio ausgestrahlt werden. "Die Debatte ist ein Instrument, das trotz seiner Grenzen genutzt werden sollte. Es ermöglicht nicht nur die jeweiligen Vorschläge, sondern auch die Positionen und Meinungen der Kandidaten zu verschiedenen Themen besser kennen zu lernen“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz und Erzbischof von Brasilia, Kardinal Sergio da Rocha. „Wir müssen wissen, wie jeder von ihnen effektiv auf die verschiedenen Probleme der Bevölkerung zu reagieren beabsichtigt, da Versprechungen oder allgemeine Reden nicht ausreichen“, fügte er hinzu. Am 15. August war die Frist für die Registrierung der Kandidatenlisten für die Bundes- und Landesparlamente sowie der Kandidaten für das Amt des Präsidenten und Vizepräsidenten und die Ämter der Gouverneure und Vizegouverneure der 26 Staaten und des Bundesdistrikts abgelaufen.
„Das wird keine normale Wahl sein“, so Alessandro Gomes, Vizepräsidenten des brasilianischen Netzwerks des katholischen Radiosender „denn sie findet im Kontext einer tiefen politischen, wirtschaftlichen und moralischer Krise statt, die das Land belastet“. Es gibt insgesamt 13 Anwärter für das höchste Staatsamt: als Favorit gilt jedoch Luiz Inácio „Lula“ da Silva, der im Gefängnis sitzt, und bereits zwei aufeinander Amtszeiten als Staatpräsident hinter sich hat. „Für seine politischen Verbündeten und Anhänger, ist Lula ein politischer Gefangener, der zu Unrecht festgenommen wurde“, so Gomes, weshalb er, laut Meinungsumfragen, etwa 37% der Stimmen auf sich vereinigt. Allerdings muss Lula das Urteil des Obersten Gerichts abwarten, da er in zwei Instanzen (wegen passiver Korruption) verurteilte wurde und nach dem Gesetz nicht zur Kandidatur berechtigt ist, auch wenn das Urteil noch nicht endgültig ist. In diesem Fall würde der aktuelle Vize-Präsident kandidieren, und Lula „muss seine Wähler aus dem Gefängnis, überzeugen Fernando Haddad ihre Stimme zu geben, wobei er weder in der Öffentlichkeit sprechen noch Video-Botschaften versenden kann“, so Gomes.
Den Umfragen zufolge könnten rund 19% den Militärreservisten Jair Bolsonaro, den Kandidaten der extremen Rechten, wählen den Gomes als "einen dank der Krise aufstrebenden Politiker“ bezeichnet, „dessen Wählerschaft fragil ist und jederzeit zu einer anderen Partei wechseln könnte“. Eine kontroverse Debatte löste seinen Vorschlag der allgemeinen Liberalisierung von Schusswaffen und seine Vorbehalte gegen Frauen, Indianer, Farbige und Homosexuelle aus. Weit zurück liegen derzeit der Vertreter der Regierungspartei PSDB, Geraldo Alckmin, Ciro Gomes von der PDT und der ehemalige Umweltministerin unter Lula Marina Silva, alle bei unter 10%.
"Das Ergebnis der Wahlen 2018“, davon ist Alessandro Gomes überzeugt, „wird eine direkte Beziehung zu den politischen Strategien von Lula haben". Dies wird sich auch in der Zusammensetzung des nächsten Parlaments widerspiegeln.
In Bezug auf die gesetzgebende Versammlung betont Bischof Da Rocha, dass es wichtig ist, gut informiert zu sein, weshalb er vor tendenziösen Nachrichten und Kommentaren in den sozialen Medien warnt. Der Bischof wünscht sich von den Katholiken aktive Verantwortung: "Trotz ihrer vielen Probleme spielt die Politik eine grundlegende demokratische Rolle; der Wähler muss die Gelegenheit nutzen, die ihm die Wahl bietet, um eine Richtung für das Land vorzugeben".
Die "Aparecida-Debatte" wird von einem Journalisten moderiert werden und zwei Stunden dauern. Es werden Fragen gestellt werden, die unter dem Publikum ausgelost oder von Bischöfen und Journalisten oder von den Kandidaten selbst vorgebracht werden.
(SM) (Fides 25/08/2018)


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