AFRIKA/MALI - Auf dem Weg zu den Präsidentschaftswahlen mit „einer neuen Mentalität für ein neues Mali“

Samstag, 21 Juli 2018 wahlen   ortskirchen  


Bamako ( Fides) – Am Sonntag 29. Juli werden in Mali die Präsidentschaftswahlen stattfinden. Der derzeitige Präsident ,Ibrahima Boubacar Keita, Chef des sozialdemokratischen „Rassemblement pour le Mali (RPM)“ und Oppositionsführer Soumaila Cissè, von der „Union pour la république et la démocratie (URD)“, sind die Hauptkandidaten, zusammen mit weiteren 22 Kandidaten. Der Präsident wird mit der absoluten Mehrheit gewählt, seine Amtszeit dauert 5 Jahre. Die Wahl erfolgt in 2 Runden. Falls keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht, kommt es zu einer Stichwahl.
Seit langem herrscht in Mali ein gespanntes Klima voller Gewalt; in der letzten Zeit hat sich die Lage aufgrund der Zusammenstöße zwischen verschiedenen Terrorgruppen, z.T. islamistischer Ausrichtung, und den interethnischen Gruppen zugespitzt. Die Regierungsbehörden haben erklärt, dass die Wahl vom 29. Juli unter strenger Aufsicht erfolgen wird; 30.000 Männer der Sicherheitskräfte und Soldaten werden eingesetzt, um die Kandidaten und den Wahlvorgang zu beschützen.
Dem Bericht der UN über die unsichere Lebensmittelversorgung zufolge hat die Gewalt eine humanitäre Notlage hervorgerufen: 4,3 Mio. Menschen werden zwischen Juni und Oktober 2018 mit schwerem Lebensmittelmangel konfrontiert werden, und wenigstens 1 Mio. werden Notverpflegung brauchen.Außerdem wurde bekannt, dass mehr als hunderttausend Menschen aus Mali in den Niger, nach Mauritanien und Burkina Faso geflohen sind, und dass weitere 52.000 Sicherheit im Land selbst gesucht haben und in den Süden gegangen sind. Mali ist ein westafrikanischer Staat im Innern des Kontinents, ohne Zugang zum Meer. In der Liste der UN über den Entwicklungsstandard steht Mali unter den letzten Ländern, auf Platz 175. Die Lebensbedingungen sind prekär für die Mehrheit der Bevölkerung, was durch eine extrem hohe Kindersterblichkeitsrate, niedrige Lebenserwartung und hohe Analphabetismusrate bestätigt wird. Im Durchschnitt hat nur eine von drei Personen Zugang zu Trinkwasser. Die fehlenden hygienischen und sanitären Bedingungen erleichtern die Verbreitung von Epidemien und AIDS.
Die Bischofskonferenz von Mali hat im Zusammenhang mit den Wahlen einen Pastoralbrief mit dem Titel „eine neue Mentalität für ein neues Mali“ veröffentlicht, in dem die Bischöfe sich „an die katholische Gemeinde und an alle Menschen guten Willens in Mali“ wendet. In Mali gibt es 283.000 Katholiken; das Land hat 15.278.000 Einwohner (Statistisches Kirchenjahrbuch).
„Heute fordere ich Dich auf es geschehen zu lassen, dass Gott in Dir eine neue Mentalität für ein neues Mali schafft“, heißt es in dem Brief. Dieser Appell ist dringlich aus zweierlei Gründen: 2018 ist das Jahr in dem die Kirche in Mali seit 130 Jahren besteht. Es sei daran erinnert, dass die Kirche seit der Unabhängigkeit Malis die Geschicke des Landes teilt. Zusammen mit dem Land hat sie mit ihrer Arbeit, ihren Botschaften zum Frieden, zur Konversion und zu sozialer Gerechtigkeit am Aufbau der Nation mitgeholfen.
Trotz der schwierigen Lage im Land sehen die Bischöfe doch einige positive Signale seit ihrem letzten Pastoralbrief: Da ist die Vereinbarung über Frieden und Aussöhnung, Zusammenarbeit unter den Unterzeichnern, die Tatsache, dass Wahlen ausgeschrieben sind, die positive Zusammenarbeit mit den internationalen Organisationen und befreundeten Ländern, um aus der Krise zu gelangen.
Trotz dieser ansehnlichen Fortschritte heben die Bischöfe hervor, dass noch ernste Herausforderungen anstehen, wie z.B. die Hindernisse für die Realisierung der Friedensvereinbarungen, die Verschlechterung der Sicherheit im gesamten Nationalterritorium, Schwächung des bürgerlichen Bewusstseins, Korruption, wachsende Gewalt auf den Straßen, in den Schulen, auf den Feldern, auf den Plätzen und auch in den Medien und sozialen Netzwerken; der Verlust an traditionellen, spirituellen Werten sowie der Sinn für das Gemeinwohl.
Im letzten Teil werden eine Reihe von Empfehlungen gegeben: Die politischen Parteien werden um „Achtung des Wahlgesetzes“ gebeten. Die Politik ist in der Tat „ein edler Beruf“, aber leider werden auch irreale und nicht realisierbare Programme vorgestellt, weshalb ich euch bitte zu sagen, was ihr tun wollt und könnt; Es ist auch Respekt für den Mitmenschen von Nöten ebenso wie die Anerkennung seiner Verdienste. Die Wahlorgane werden aufgefordert „über eine gute Organisation der Wahlen zu wachen“ und die Wahlhelfer gut über ihre Aufgaben zu informieren, zu denen Unparteilichkeit und Transparenz gehören „unter Vermeidung die eigene Würde auf dem Altar von Korruption und Manipulation der Wahlergebnisse zu opfern“.
Alle diejenigen, die die Friedensvereinbarung unterzeichnet haben, sind gebeten diese mit konkreten Taten in die Praxis umzusetzen, für das Wohl von Mali. An die Frauen richtet sich der Passus des Briefes: „Ohne sie gäbe es Mali nicht“, „ sie haben einen hohen Preis an die derzeitige Krise bezahlt“, und sie werden aufgefordert sich als „Wächter für gerechte, transparente und gewaltlose Wahlen in Mali einzubringen“.
Den jungen Menschen wird geraten sich „nicht von den Politikern manipulieren zu lassen, die die Unzufriedenheit der Jungen ausnutzen, um ihre persönlichen Interessen zu verfolgen“; die Vertreter der Kirche werden daran erinnert, dass „unsere Mission es nicht ist das Land zu teilen, sondern unseren Landsleuten das Antlitz der Göttlichen Liebe zu zeigen“ .
(SL) ( Fides 21/7/2018)


Teilen: