In weiten Teilen der südafrikanischen Bevölkerung existieren fremdenfeindliche Gefühle gegenüber Migranten aus anderen Teilen Afrikas. Die katholische Kirche stellt im Zeichen ihres vielfältigen Engagements für die Aufnahme dieser Menschen die Reflexion über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in den Mittelpunkt ihrer Fastenaktion. Sie will an ein Thema erinnern, bei dem es um die Achtung des Lebens und der Menschenwürde geht, und dabei das Bewusstsein bei Gläubigen und Institutionen dafür schärfen.
"Fremdenfeindlichkeit" ist ein Wort, das kaum jemand mit Südafrika in Verbindung gebracht hätte. Für ein Land, dem es gelungen ist die Apartheid zu überwinden und in dem ein langer Prozess der Versöhnung zwischen der weißen Minderheit und der schwarzen Mehrheit auf den Weg gebracht wurde, war es nicht denkbar, dass es gewalttätige Aktionen gegen illegale Einwanderer und Asylsuchende geben könnte. Und doch gehören, wie Presseberichte bestätigen, Zusammenstöße zwischen der südafrikanischen Bevölkerung (insbesondere den ärmsten Gruppen) und Ausländern inzwischen zum Alltag. Im vergangenen Jahr verübten Südafrikanern in verschiedenen Teilen des Landes Brandanschläge auf Dutzende Häuser, Geschäfte und Lokale afrikanischer Einwanderer. Im Distrikt West Rand gab es eine Art Aufstand gegen Nigerianer, weil ihre Banden für wachsende Kleinkriminalität und Prostitution verantwortlich gemacht werden.
Auch Politiker machen sich die Unzufriedenheit und Frustration zunutze, die sich in den letzten Jahren unter der armen Bevölkerung Südafrikas angestaut hat, deren Lebensbedingungen sich trotz des Endes der Apartheid meist nicht verbessert haben.
"Fremdenfeindliche Gewalt ist eine ständige Bedrohung für viele Migranten", betont Miranda Madikane vom Scalabrini Refugee Service. "Die Gründe für die Spannungen sind komplex und vielschichtig, aber Jean Pierre Misago vom Afrikanischen Zentrum für Migration und Gesellschaft hat umfangreiche Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt, und seine Schlussfolgerungen erscheinen mir besonders interessant. Kurz gesagt, würde ich sagen, dass die Ursachen von Gewalt und groß angelegter Fremdenfeindlichkeit vor allem bei der lokalen politischen Führung (oder deren Fehlen) liegt, an einem Mangel an Bereitschaft zur Konfliktlösung und der geringen Anzahl von Gerichtsverfahren gegen diejenigen, die für Ausschreitungen verantwortlich sind. Im Allgemein ist die wirtschaftliche Lage für viele Menschen, Einheimische und Nichtstaatsbürger schwierig, und Migranten werden oft als Ursache für eine allgemeine Verarmung angesehen". (...)