ASIEN/JAPAN - Kardinal Filoni in Osaka: Die Kirche ist kein “Dienstleister”

Donnerstag, 21 September 2017 mission   evangelisierung  

Osaka (Fides) – Neue Impulse bei der Verkündigung des Evangeliums erwachsen in Japan, wie anderswo, “nicht aus den von kirchlichen Apparaten auf den Weg gebrachten Methoden sondern aus der Rückkehr zur Erfahrung der Liebe Christi”. Nur wer aus dieser Quelle schöpfe könne als Mitarbeiter der Mission der Gefahr entgehen, sich auf reinen Aktivismus zu beschränken und dabei “die ursprüngliche Mission zu vergessen, die darin besteht, wie Jesus unter den Armen eine Botschaft der Befreiung des Menschen von vielfältiger Unterdrückung zu verkünden”, so Kardinal Fernando Filoni, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker in seinen Ansprachen an die Bischöfe und an die Priester, Ordensleute und Laien der Diözese Osaka am fünften Tag seines Besuchs in Japan.
Die Bischöfe der Region Osaka, denen er am frühen Nachmittag begegnete, erinnerte der Kardinal an die Gefahr, die Kirche als eine Art ‘Dienstleistungsunternehmen’ darzustellen. Kirchliche Einrichtungen im Bereich des Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesens seien bei der Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden, in den vergangenen Jahrzehnten “ein konkretes Zeichen der Ermutigung und der Unterstützung für das ganze japanische Volk gewesen, das in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg eine sehr schwierige Zeit erlebte”. Dies habe bei vielen Menschen Sympathie geweckt. Doch in der Gegenwart, so Kardinal Filoni, “dürfen wir nicht die Gefahr ignorieren, die darin besteht, dass kirchliche Mitarbeiter sich darauf beschränken als Bürokraten die Einrichtungen im Bildungs- und Sozialwesen, die vom Staat unterstützt werden, zu verwalten, denn dabei riskieren wir, das wir der Versuchung des Wettbewerbs nachgeben”. Nicht selten, so der Kardinal, der ein konkretes Beispiel für eine solche Entwicklung nannte, „werden die Aktivitäten der Pfarrgemeinden, in deren Trägerschaft sich Kindergärten und Schulen befinden, oder die häufigen Versammlungen so zeitraubend, dass dafür die Seelsorge und die Glaubensbildung eingeschränkt wird”. Um dies zu verhindern, so Kardinal Filoni, sei es in gewissen Situationen notwendig, “dass wir über unsere Rolle in den verschiedenen Bereichen der sozialen Dienstleistung nachdenken“. Und wenn die Dienstleistungen, die die Kirche in den verschiedenen Bereichen, bereitstellt, “nicht ihrem eigentlichen Zweck entsprechen”, so der Präfekt von Propaganda Fide, dann „müssen die Bischöfe den Mut haben und darüber nachdenken, wie man den eigentlichen missionarischen Zielen wieder in den Vordergrund stellen kann”. Den japanischen Bischöfen empfahl Kardinal Filoni auch eine Intensivierung der bereits existierenden Programme für die Pastoral unter Migranten.
Am Nachmittag des 21. September (Ortszeit), sprach Kardinal Filoni bei der Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Laien der Region Osaka erneut über Faktoren, von denen auch in Japan neue missionarische Impulse ausgehen, wie Papst Franziskus sich diese wünscht. Japan, so der Präfekt des Missionsdikasteriums “ist nicht immun gegen Krankheiten, unter denen unser Jahrhundert leidet: Säkularisierung, religiöse Gleichgültigkeit, ethischer Subjektivismus, Verlust des Sinns für das Heilige, die auch in westlichen christlichen Gemeinden weit verbreitet sind”. Es seien viereinhalb Jahrhunderte vergangen, seit das Evangelium erstmals in Japan verkündet wurde und Christen machten nur einen kleinen Teil der Bevölkerung aus, während die Mehrheit der Japaner das Christentum noch als “fremd” im Vergleich zur eigenen Kultur betrachten. Angesichts einer solchen Situation, so Kardinal Filoni, könne man meinen, dass man in einer Pastoral des “Konservierens”, die sich darauf konzentriert die Einrichtungen und die wenigen Gläubigen zu erhalten, indem man möglicherweise auf so genannte ‘moderne’ pastorale Methoden vertraut. “Und doch”, so der Präfekt von Propaganda Fide “hat der Papst immer wieder betont, dass die Mission „nicht aus den von kirchlichen Apparaten auf den Weg gebrachten Methoden sondern aus der Rückkehr zur Erfahrung der Liebe Christi. Das Problem ist der Glaube; es fehlt die Begegnung mit dem lebendigen Christus in der Liebe, es fehlt die intime Beziehung zu ihm im Gebet; wenn dies alles fehlt, dann wird das Profil der Kirche unklar und die Mission verliert an Kraft“. In der heutigen japanischen Gesellschaft, die von der Einsamkeit alter Menschen, dem Rückgang der Geburtenrate und einer hohen Selbstmordrate gekennzeichnet sei, könne die Kirche auch heute noch Trost spenden, wenn sie zur Botschaft der Erlösung durch Christus zurückkehre. In diesem Zusammenhang nannte Kardinal Filoni auch das Vorbild der heiligen Teresa von Kalkutta: “Kümmere dich nicht um Zahlen. Hilf einem nach dem anderen und beginne immer mit den Menschen in deiner Nähe”, empfahl Mutter Teresa. Dies sei die Art und Weise, in der auch Jesus das Evangelium verkündete: “die Frohe Botschaft des Reiches Gottes wird dadurch verkündet, dass man in die Augen des Einzelnen schaut, sowohl in Pfarreien als auch in Krankenhäusern, Schulen, am Arbeitsplatz und auf der Straße, überall”.
(GV) (Fides 21/9/2017)


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