Aciprensa
Santiago (Fidesdienst) – „Die Debatte der letzten Woche im Senatssaal des Abgeordenetenhauses über die Straffreiheit für Abtreibung war für mich ein Brocken mit bitterem Nachgeschmack angesichts der wertorientierten Demokratie, die man mir seit frühster Jugend gelehrt hat“ (s. Fides 25/7/2017). Das schreibt S.E. Mons. Alejandro Goic Karmelic, Bischof von Rancagua, in einem in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung “El Mercurio” veröffentlichten Brief mit dem Titel „Wertorientierte Demokratie“, den auch Fides erhalten hat.
Der Bischof, der betont, dass er als „einfacher Bürger meines Landes“ schreibe: „Der Zeitdruck und die hitzige Debatte haben das Thema in die erste Reihe gebracht. Ein Gesetzgeber bezeichnet einen anderen gleichzeitig als ehrenhaft und Mörder oder fanatischen Fundamentalisten. Ein anderer beansprucht „Progressist“ zu sein und klagt als „Konservative“ all diejenigen an, die erklären, dass das werdende Menschenleben eine Chance auf Leben verdient. Manche berufen sich auf das Menschenrecht, denken dabei aber nur an die Frauen, andere nur an das empfangene Kind....Und wenn ein Hinweis oder eine Enthaltung erstaunen, wenn die Rechnung der Stimmen nicht aufgeht, werden die Abgeordneten gerügt als ob sie Kindergartenkinder wären“. Mons. Goic Karmelic betont, dass das die Risiken sind, wenn Gesetzgebung frenetisch erfolgt oder wenn die Wahlkalkulation vor die Projekte nationalen Interesses gestellt werden“; außerdem „ist extreme Wut
ein Zeichen dafür, das wir nicht unbeachtet durchgehen lassen dürfen“.
Abschließend erinnert der Bischof von Rancagua daran, dass „die Kirche vor 40 Jahren Schutz-und Zufluchtsstätte für diejenigen war, die von der Diktatur als Abschaum bezeichnet wurden (ein von Papst Franziskus verwendeter Ausdruck). Wir habe sie aufgenommen und Anzeige erstattet, um ihr Leben und ihre Rechte zu garantieren. Wir haben nicht gefragt, ob sie getauft waren, ob sie Konservative oder Progressive waren. Und jetzt werden wir unser bestes tun, denen zu helfen, die das Leben wählen und denen, die eine andere Entscheidung treffen. Eine Kirche, die nicht diskriminiert, die Jesus, unserem Herrn, treu ist, muss – um ihrer Mission treu zu sein – den Abschaum von heute beschützen: Alte, Migranten, misshandelte Frauen, vergewaltigte Minderjährige, enteignete Eingeborenenvölker, chronisch Kranke, alle Verwundbaren, die Kleinen und die Lieblinge Jesu“. (SL) ( Fidesdienst 26/7/2017)