bey3.com
Beirut (Fides) – Die mögliche Beschlagnahme von Grundstücken, die sich bisher im kollektiven Besitz befanden, durch staatliche Stellen in der Nähe des Dorfes Aqoura (Jbeil) könnten erneut konfessionelle Konflikte schüren. Nachdem das Finanzministerium unter Leitung des Schiiten Ali Hassan Khalil mit der Anwendung eines bereits 2015 unterzeichneten Dekrets droht, das die Enteignung von Grundstücken, die bisher von den mehrheitlich maronitischen Einwohnern von Aqoura und von Bürgern anderer Dörfer im Distrikt Jbeil gemeinschaftlich genutzt wurden, kam es zu ersten Spannungen.
Am 30. August gaben die lokalen Behörden bekannt, dass das Finanzministerium die gemeinschaftlich genutzten Grundstücke beschlagnahmen wird. Daraufhin legten die Einwohner von Aqoura, die durch den Anwalt Gaby Germanos vertreten werden, gestern beim Staatrat einen Antrag auf Annullierung dieses Dekrets ein. Unterdessen erklärte Naufal Daou, vom Generalsekretariat der “Koalition des 14. März” gegenüber der Agentur “al-Markaziya”, dass die Enteignung “eine Beschlagnahme christlichen Eigentums durch einen Minister darstellt, der damit seine Befugnisse überschreitet”. Der Sprecher des Finanzministers Ali Hassan Khalil dementiert unterdessen, dass das umstritten Dekret auf die gemeinschaftlich genutzten Grundstücke angewandt werden soll, des handle sich nur um eine Maßnahme zum Schutz gegen eine missbräuchliche Nutzung von Grundstücken, die sich bereits in staatlichem Besitz befinden.
Dabei handelt es sich nicht um die ersten konfessionellen Spannungen im Hinblick auf die Kontrolle oder den Besitz von Immobilien. Im Herbst 2013, lancierte der Anführer der Bewegung “Libanesisches Land, unser Land”, Talal al-Doueihy, einen dringlichen Appell mit der Bitte um Beendigung der Nutzung von Grundstücken im Besitz christlicher Bürger für den Bau von Wohnungen für Muslime (vgl. Fides 15/10/2013).
(GV) (Fides 1/9/2016).