Kiew (Fides) - Obschon die Gefechte in der Ostukraine seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe vom 15. Februar nachgelassen haben, kommt es in einigen Gebieten weiterhin zu Bombenangriffen. Beidseits der Frontlinie herrscht ein dringender Bedarf an medizinischer Hilfe. Einwohner und Vertriebene leben unter prekären Bedingungen, zahlreiche ärztliche Einrichtungen wurden beschädigt oder zerstört und es fehlt an Medikamenten und medizinischem Material. Zehn Monate nach Ausbruch des Konflikts hat sich die humanitäre Lage deutlich verschlechtert. Ärzte ohne Grenzen hat deshalb die medizinischen Aktivitäten in besonders hart getroffenen Gebieten auf beiden Seiten der Frontline entsprechend ausgebaut.
Am 21. Februar gelang es einem Team von Ärzte ohne Grenzen, in die belagerte Stadt Debalzewe zu gelangen, in der aufgrund der heftigen Kämpfe bisher keine humanitäre Hilfe geleistet werden konnte. Seit September 2014 hatte Ärzte ohne Grenzen das örtliche Krankenhaus mit Medikamenten- und Materiallieferungen unterstützt. Die beiden Krankenhäuser der Stadt wurden beschädigt; eines ist außer Betrieb. In der ganzen Stadt gibt es nur noch drei Ärzte. Sie haben in einem Verwaltungsgebäude am Hauptplatz der Stadt einen provisorischen Posten eingerichtet. Obschon die meisten Menschen geflohen oder evakuiert worden sind, verbleiben rund 5.000 der ehemals 25.000 Einwohner in der Stadt. Viele von ihnen brauchen dringend medizinische Hilfe. Ärzte ohne Grenzen hat Material zur Versorgung von Kriegsverletzten sowie Spritzen, Katheter und Handschuhe bereitgestellt. Ein Arzt der Organisation hält Sprechstunden ab.Gegenwärtig evaluieren Teams von Ärzte ohne Grenzen die Lage um die Stadt Horliwka, in der ein Chirurg der Organisation während des heftigsten Beschusses im Januar das Krankenhaus unterstützt hat. Am 25. Februar suchte ein Team der Organisation die kleine Stadt Uglegorsk auf, deren Krankenhaus unter Granatenbeschuss gekommen war. Das Team begann mit mobilen Kliniken und psychologischer Hilfe und plant eine Verteilung von lebensnotwendigen Gütern an tausend Familien.In den Regionen Donezk und Luhansk ist Ärzte ohne Grenzen in 19 Ortschaften mit mobilen Kliniken unterwegs, um den Bewohnern der ländlichen Gebiete sowie Vertriebenen des Konflikts eine medizinische Grundversorgung zur Verfügung zu stellen.
Am schlimmsten ist die humanitäre Lage in der Region Luhansk, in der es neben Medikamenten auch an anderen grundlegenden Produkten fehlt, insbesondere an Nahrungsmitteln. Die meisten Menschen, die jetzt noch dort sind, sind jene, die nicht fliehen konnten: ältere Menschen, Kranke oder Menschen mit einer Behinderung. Zusätzlich zu den mobilen Kliniken in den ländlichen Gebieten unterstützt Ärzte ohne Grenzen dort auch soziale Einrichtungen. (AP) (06/03/2015)