Aleppo (Fidesdienst) – „Man lebt ohne Pläne für die Zukunft von einem Tag zum nächsten. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen zunehmend erschöpft sind. Sie sind alle arm geworden und jeder versucht, für seine Familie Lebensmittel zu besorgen. Auf den Straßen von Aleppo sind Menschen zu sehen, die den ganzen Tag mit Tüten auf der Suche nach Brot unterwegs sind…“, so der Vorsitzenden von Caritas Syrien und chaldäische Bischof von Aleppo, Antoine Audo (sj), zum Alltag in einer Stadt, die einst zu den blühendsten und lebendigsten des Nahen Ostens gehörte und nun durch den Bürgerkrieg für immer entstellt zu sein scheint.
Zuletzt mussten Hunderte christliche Familien aus dem Viertel Cheik Maksoud fliehen, nachdem dies in den vergangenen Tagen von Rebellen erobert wurde. „Am Donnerstagnachmittag“, so Bischof Audo, „wird es einen Gottesdienst für die aus Cheikh Maksoud vertriebenen Christen geben, an dem alle Priester und Bischöfe teilnehmen, denen es gelingt hierher zu kommen. Im Anschluss wird Caritas Syrien Hilfsgüter an die Vertriebenen verteilen.“ Der chaldäische Bischof beschreibt eine explosive Situation in einer Stadt, in der viele Straßen gesperrt sind: „Gestern“, so der Bischof zum Fidesdienst, „habe ich jemanden im Krankenhaus besucht. Für den Rückweg habe ich mehrere Stunden gebraucht, weil viele Straßen nicht mehr befahrbar sind. Ich habe erfahren, dass auch viele Ärzte bedroht und zur Flucht gezwungen wurden. Das Schicksal der beiden Priester Michel Kayyal und Maher Mahfouz, die vor zwei Wochen von bewaffneten Männern auf dem Weg von Aleppo nach Damaskus entführt wurden ist weiterhin unbekannt“.
„Die Anarchie dieses Krieges“, so der chaldäische Bischof abschließend, „zeigt absurderweise die wahre Würde der Menschen, in einem Moment, in dem diese gedemütigt zu werden scheinen. Denn viele suchen in dieser Situation nach Gott und bitten ihn in ihren Gebeten um den Frieden in den eigenen Herzen“. (GV) (Fidesdienst, 10/04/2013)