Jerusalem (Fidesdienst) – „Das Ergebnis der Wahl in Israel begünstigt zum einen eine Öffnung gegenüber dem Frieden, aber auch Christen werden auf der anderen Seite als israelischen Staatsbürger weniger unwohl fühlen, denn es werden sich neue Möglichkeiten der Eingliederung ergeben“, so der seit 44 Jahren in Israel tätige belgische Pater Frans Bouwen von den Weißen Vätern zum Fidesdienst. „Das Profil der christlichen Glaubensgemeinschaft in Israel ändert sich“, so P. Bouwen, „doch die meisten Christen gehören immer noch der arabischen palästinensischen Minderheit an. Die anderen Christen sind vorwiegend ausländische Arbeitnehmer und es bleibt abzusehen, ob diese in Israel Wurzeln schlagen. Außerdem gibt es eine unbekannte Zahl russischer Zuwanderer, die nach Israel eingewandert sein sollen, ohne ihren christlichen Glauben kundzutun. Es gibt sie, sie gehen in die Kirche und besuchen Klöster, doch sie wollen sich nicht als Christen zu erkennen geben und niemand weiß, wie viele es sind.“
Die Wahlergebnisse, so P. Bouwen, könnten neue Perspektiven eröffnen: „Es bleibt abzuwarten, sie Netanjahu sich verhält. Wahrscheinlich wird er eine große Koalition bilden, die auch die ultra-orthodoxen Parteien umfasst“. Nach Ansicht des belgischen Missionars haben die israelischen Wähler ein klares Zeichen gesetzt: „Mit dem Wahlerfolg der Yair-Lapid-Partei konnte sich eine realistische und pragmatische Position durchsetzen. Die israelischen Wähler wollte damit sagen: wir wolle in normales Leben ohne ideologischen Kämpfe, ohne Größenwahn. Auch der interne Frieden ist eine Voraussetzung für ein normales Leben. Deshalb konnte sich ein pragmatische Ansatz auch im Hinblick auf das Thema Frieden durchsetzen, der zu einer Genesung führen könnte, wenn er nicht den Verhandlungen für die Machtaufteilung zum Opfer fällt.“.
Pater Bouwen, der sich für den ökumenischen Dialog einsetzt, leitet die Zeitschrift „Proche Orient Chrétien“ und wird für seine Analysen zur Präsenz christlicher Gemeinden im geopolitischen Kontext des Nahen Ostens geschätzt. (GV) (Fidesdienst, 26/01/2013)