ASIEN/SYRIEN - Orthodoxer Erzbischof: Weitere Unruhen und immer mehr Flüchtlinge an der syrisch-türkischen Grenze führen zu Angst und Ungewissheit

Montag, 12 November 2012

Hassaké (Fidesdienst) – „Die Familien der verschiedenen Gemeinschaften machen sich große Sorge um die eigene Zukunft. Die Menschen haben Angst vor einem Krieg, der jederzeit zwischen der Türkei und Syrien ausbrechen könnte. Wir wissen nicht, was dann in Städten wie Kamishly uns Hassaké in meiner Erzdiözese Jazira und Euphrat geschehen würde“, so der syrisch orthodoxe Erzbischof Eustathius Matta Roham, zur schwierige Situation an der türkisch-syrischen Grenze, die sich in der vergangenen Woche nach weiteren heftigen Unruhen und durch den großen Flüchtlingszustrom weiter zuspitzte. „Ein türkisch-syrischer Konflikt könnte zu einem Krieg in der ganzen Region führen. Die Menschen machen sich Sorgen um ihre Kinder und um ihre Frauen und um ihre Besitztümer. Viele sind bereit zur Auswanderung nach Europa oder in Nachbarländer, die sicherer sind. Wir leben in der Ungewissheit: man weiß nicht was morgen geschehen wird“, so der Erzbischof.
Der Erzbischof beschreibt die Lage in zwei Städten seiner Diözese: Ras Al-Ayn und Derbashieh. Rasl Al-Ayn ist seit vergangenem Donnerstag, 8. November, Schauplatz heftiger Gefechte und wurde inzwischen von oppositionellen Gruppen besetzt: „Die Menschen sind geflohen und haben ihr ganzes Eigentum zurückgelassen. Nun ist es sehr gefährlich in der Stadt. Die laufenden Gefechte werden die Stadt verwüsten. Ich fürchte, dass das Schicksal unserer christlichen Gemeinschaft und unserer Kirchen sowie auch das der anderen Gemeinden ähnlich sein wird wie in Homs und Deir Ezzor.“
Ein syrisch-orthodoxer Priester, P. Touma Qas Ibrahim, der als Gemeindepfarrer für die St. Thomas-Kirche in Ras Al-Ayn verantwortlich ist, ging trotz der Unruhen in die Stadt zurück, um dort Gebetsbücher und insbesondere antike Handschriften zur Liturgie zu retten, was ihm auch gelungen ist. „Wir sind Gott dankbar dafür, das Pfarrer Touma in die Pfarrei zurückgehen und unversehrt wieder zurück kommen konnte“, so der Erzbischof.
In Derbasieh ist die Situation ähnlich. Am 9. November flohen die meisten Menschen aus Angst vor den Gefechten aus der Stadt. Pfarrer Michael Yacoub von der St. Osyo-Pfarrei kam mit mehreren c christlichen Flüchtlingsfamilien nach Hassaké, wo sich das erzbischöfliche Haus befindet. Der Erzbischof berichtet: „Die Menschen aus Derbasieh wurden aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen, da oppositionelle Gruppen, die sich auf der türkischen Seite der Grenze befanden, die Stadt einnehmen wollten. Es gab eine Einigung zwischen der Opposition und der einheimischen kurdischen Gemeinde, die in Derbasieh in der Mehrheit ist: die Regierungsbeamten haben die Stadt kampflos verlassen, was das Leben vieler Menschen rettete.“ (PA) (Fidesdienst, 12/11/2012)


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