ASIEN/SYRIEN - Minderheiten und Zivilisten werden Opfer salafistischer Banden: ein Krieg zwischen Konfessionen muss verhindert werden

Montag, 2 April 2012

Kusayr (Fidesdienst) – In Kusayr, einem großen Dorf in der Nähe von Homs an der Grenze zum Libanon, werden ethnische und religiöse Minderheiten, wie Alawiten, Christen und Schiiten Opfer von Gewalt und Gräueltaten sunnitischer Gruppen, die sich damit an ihnen rächen wollen. Dies berichten Beobachter aus der Diözese Homs dem Fidesdienst. Viele Angehörige einer christlichen Familie namens Kasouha wurden kaltblütige ermordet. Für die Morde und Verschleppungen sollen sunnitische Milizionäre verantwortlich sein, die sich als „Fraktionen des Widerstands“ bezeichnen. Diese Banden „versuchen an alte Streitigkeiten zwischen verschiedenen Gemeinschaften anzuknüpfen und führen einen Krieg gegen Minderheiten, die sich der Opposition nicht anschließen“, so der Beobachter zum Fidesdienst.
Viele Christen sind nach mehreren Massakern und Attacken aus Kusayr geflohen. Wohnungen und Häuser von Christen wurden verwüstet oder in Brand gesteckt, nachdem sie zuvor geplündert worden waren. Das Pfarrhaus eines ortsansässigen Pfarrers, George Louis, wurde vollständig zerstört. Nach Angaben von einheimischen Christen wurden beschlagnahmte Güter und Immobilien der Christen an sunnitische Familien verteilt.
In vielen Dörfern befänden sich Zivilisten im Kreuzfeuer, so der Beobachter weiter. Zivilsten sind dem Druck und Gewalt ausgesetzt und sind oft Zielscheibe des bewaffneten Widerstands: Taxifahrer, Straßenhändler, Verwaltungsbeamte wurden aufgefordert, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen und die staatlichen Einrichtungen lahm zu legen. Viele Schulen wurden nach Übergriffen zur Schließung gezwungen. Die Rechte der Minderheiten werden missachtet: ihre Autos und Wohnungen werden beschlagnahmt, Männer, Frauen und Kinder werden entführt und nur gegen Zahlung von Lösegeld wieder freigelassen.
Es besteht ein konkretes Risiko, so der Beobachter, dass die edlen Ziele der syrischen Opposition von islamistischen Kräften zunichte gemacht werden und zwar von bewaffneten Gruppen, die einen Konflikt zwischen den Gemeinschaften heraufbeschwören. Viele christliche Gegenden, so der Beobachter weiter, „wurden zur Zielscheibe derer, die sich dafür rächen wollen, dass Christen oder anderen Minderheiten sich der Opposition nicht anschließen.“
Der bewaffnete Widerstand, so der Beobachter, „setzt sich aus verschiedenen Flügeln zusammen, die voneinander unabhängig handeln und verschiedene Ziele verfolgen. Es ist kein Geheimnis mehr, dass Salafisten in vielen Teilen des Landes aktiv sind, insbesondere in Homs. Christen sind dabei nicht Opfer einer systematischen Gewalt, weil es sich nicht bei allen Fraktionen um Salafisten handelt. Es sollte auch daran erinnert werden, dass die Mehrheit der Muslime in Syrien sich von den Salafisten und dem Wahabismus distanziert“.
„Ziel dieser bewaffneten Gruppen ist es Minderheiten dazu zu bewegen sich selbst zu bewaffnen und einen Krieg zwischen den Konfessionen heraufzubeschwören. Doch dazu ist es bisher nicht gekommen: die Minderheiten haben nicht zu den Waffen gegriffen und haben sich nicht von der Logik der Gewalt überwältigen lassen“, so der Beobachter abschließend. (PA) (Fidesdienst, 02/04/2012)


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