ASIEN/SYRIEN - Regierung akzeptiert UN-Friedensplan: „Neue Hoffnung für die syrische Bevölkerung, die sich Einheit und Frieden wünscht“

Mittwoch, 28 März 2012

Damaskus (Fidesdienst) – „Die Zustimmung der Regierung in Damaskus zum Sechs-Punkte-Plan der Vereinten Nationen ist für die syrische Bevölkerung Grund zur Hoffnung. Christen in Syrien hoffen auf eine rasche Umsetzung des von Kofi Annan angeregten Friedensplans und eine Beendigung der Gewalt, denn sie wünschen sich Einheit und Aussöhnung“, so der seit 30 Jahren in Syrien lebende Jesuitenpater Paolo Dall’Oglio, der dort das Kloster Deir Mar Musa gründete, zum Fidesdienst. Das UN-Dokument fordert die Beilegung der Gewalt, einen progressiven Waffenstillstand, die Bereitstellung von humanitären Hilfen, die Entlassung willkürlich festgenommener Häftling, freien Zugang von Journalisten und politische Verhandlungen.
Der Jesuitenpater erklärt im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Nach der Zustimmung zum UN-Friedensplan gibt es neue Perspektiven, auf die alle Menschen in Syrien hoffen, abgesehen von denen, die auf beiden Seiten meinen, man könne den Kampf militärisch mit Waffengewalt gewinnen. Die Mehrheit der Menschen in Syrien ist gebildet und befürwortet eine Vermittlung und lehnt bewaffnete Gewalt ab. Doch wenn die Gesellschaft von der Logik der militärischen Eskalation überrollt wird, dann führt dies dazu dass Gemeinschaftsdenken und territoriale Interessen vorrangig werden.“ Dies sei im vergangenen Jahr der Fall gewesen, in dem „die Politik von einer Spirale der Gewalt überwältigt wurde. Viele sind überzeugt, dass es sich um eine Strategie handelt, die dazu dienen soll eine gewaltlose Opposition unmöglich zu machen. Wo Waffen sprechen ist der Dialog nicht möglich“. Nach Ansicht des Ordensmannes spielen im derzeitigen Konflikt „verschiedene Faktoren eine Rolle: der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, zwischen NATO und Russland, zwischen der Türkei und dem Iran. Während der Eindruck entsteht, dass auch der ungelöste Konflikt mit Israel eine Rolle spielt“.
Die syrische Bevölkerung sei Opfer dieser Machtspiele: „Die syrische Bevölkerung ist Opfer der Situation und dies gilt auf zweifache Weise für die Christen, da sie sich im Kreuzfeuer eines Konflikts befinden, auf den sie nicht einwirken können“. Zur Position der syrischen Christen erklärt der Jesuitenpater. „In der Küstenregion, wo die Christen und andere Minderheiten in der Mehrheit leben, vertreten die Christen dieselben Ziele, wie die dort lebende Mehrheit: sie wollen sich vor dem Gespenst der Instabilität oder der Einführung eines sunnitischen Staates schützen. Viele Gläubige sind deshalb für den Erhalt der bisherigen Situation, denn sie befürchten die Wiederholung einer Entwicklung, wie sie im Irak stattgefunden hat: eine Situation, in der sie Opfer eines Bürgerkrieges und der Instabilität werden. Im Allgemeinen wünschen sich Christen einen Staat, der Minderheiten schützt, wie dies in den vergangenen 40 Jahren der Fall war. Auch wenn man daran erinnert sollte, dass dies oft zu Lasten der Menschenrechte geschah“.
Zur möglichen Bildung eines einheitlichen Oppositionsbündnisses sagt P. Dall’Oglio: „Die Regierung vertritt eine einzige Meinung, während die Opposition, viele Stimmen hat: in einer solchen Phase wird versucht, ein Bündnis zu schaffen, das auf einigen Punkten der Verfassung gründet“. P. Paulo hält eine „parlamentarische Demokratie“ für einen möglichen Ausweg, mit einem Präsidenten der vom Parlament gewählt wird und Garant für die Einheit des Landes und den Schutz aller Komponenten der Gesellschaft ist. (PA) (Fidesdienst, 28/03/2012)


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