ASIEN/SYRIEN - Apostolischer Vikar: „Kofi Annan sollte ohne Vorurteile oder vorgefertigte Lösungsvorschläge in die Gespräche gehen“

Samstag, 10 März 2012

Aleppo (Fidesdienst) – Es gibt eine Chance für den Frieden in Syrien, wenn es einem Beobachter, wie Kofin Annan gelingt, „sich in die Psychologie des syrischen Volkes hineinzuversetzen“, so der Apostolische Vikar von Aleppo, P. Giuseppe Nazzaro (ofm) im Gespräch mit dem Fidesdienst. Der Vikar appelliert an den Beobachter der Vereinten Nationen im Hinblick auf dessen Besuch in Syrien: „Er sollte sich tatsächlich mit den offenen Fragen befassen und zwar ohne Vorurteile und ohne vorgefertigte Lösungsvorschläge. Wenn er voreingenommen ist, wird dies niemandem nützen“. „Der Besuch von Annan“, so P. Nazzaro, „wird zu möglichen Friedensinitiativen führen, wenn es dem UN-Vertreter gelingt, sich in die Psychologie des syrischen Volkes hineinzuversetzen. Der Schlüssel dazu ist, dass er sowohl der Regierung als auch der Opposition, der Gesellschaft und den Minderheiten Gehör schenkt, ohne dabei dem Druck externer Kräfte und anderer Länder nachzugeben“.
„Die Lage in Syrien muss vor dem Hintergrund der Situation im ganzen Nahen Osten gesehen werden und dem jüngsten Wandel, der dort stattgefunden hat. Es ist eine Analyse des Gesamtbildes notwendig. Die Situation in Syrien ist nicht in der heutigen Zeit entstanden, sondern sie hat ihre Wurzeln in der Vergangenheit. Deshalb müssen die Geschichte, die Kultur und die Erwartungen des ganzen Volkes in Betracht gezogen werden, wenn es um eine mögliche Lösung geht“.
„Jedes Land hat Verbesserungsmöglichkeiten: der Westen sollte Syrien bei einer Korrektur und einer Verbesserung helfen, ohne dabei jedoch die eigene Ideologie aufzudrängen, denn es sollte ein eigenes Bewusstsein entstehen. Dies sollte der Westen verstehen und versuchen sich in die Denkweise der Syrier hineinzuversetzen. Man darf nicht nur an wirtschaftliche Aspekte denken, an den Handel oder an geopolitische Interessen“, so der Vikar.
Die christliche Glaubensgemeinschaft, die in Syrien 8% der Bevölkerung ausmacht, „versucht durch das Gebet diese schwierige Zeit des Wartens zu überbrücken. Syrien ist ein Land, in dem es bisher für Christen Garantien gab, wo die christlichen Gemeinden erhalten geblieben sind, wo sie ihren Glauben praktizieren durften und dieser respektiert wurde. Die Christen in Syrien befürchten deshalb, dass ein künftiger Wandel für sie Leid und Verfolgung mit sich bringen könne: etwa so wie es im Irak oder in Ägypten geschah. Deshalb hoffen wir auf eine Aussöhnung und auf Frieden im Land, auf den Respekt für die Würde und die Rechte jedes Menschen.“ (PA) (Fidesdienst, 10/03/2012)


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