AFRIKA/SIMBABWE - „Die Lügen der Regierung führen dazu, dass die Hälfte der Menschen Hunger leiden!“. Erzbischof Pius Ncube von Bulawayo in einem Kommentar zur Situation des Landes anlässlich des Welttags für die Opfer der Folter

Mittwoch, 7 Juli 2004


Harare (Fidesdienst) - „Die Menschen haben nichts zu essen. Die Menschen werden sterben, weil die Regierung uns lügen erzählt“, klagt Erzbischof Pius Ncube von Bulaway in seiner Ansprache zum Welttag für die Opfer der Folter, der am Sonntag, den 27. Juni begangen wurde. Dies berichtet die in Simbabwe erscheinende katholische Nachrichtenagentur „In Touch wicht Church & Faith“ der Jesuit Communications.
Der Erzbischof sprach in der Kathedrale von Bulawayo vor rund 2.000 Zuhörern. „Viele Menschen in diesem Land wurden zu Tode gefoltert“, betonte der Erzbischof. „Als Christen müssen wir uns gegen Folter wehren“. Zahlreiche Oppositionsgruppen und Nichtregierungsorganisationen hatten die Anhänger von Staatspräsident Robert Mugabe beschuldigt, gegen die Opposition mit Folgermaßnahmen vorzugehen. Bei der zweistündigen Feier wurden auch Kerzen im Gedenken an die Opfer der Folter entzündet während der Chor der Erzdiözese die musikalische Gestaltung mit Gesängen in den verschiedenen Sprachen des Landes - Cishona, Isindebele und Englisch - übernahm.
Neben der politischen Gewalt nannte der Erzbischof auch die Lebensmittelknappheit, unter der die Einwohner des Landes leiden, und warnte vor der Gefahr einer bevorstehenden akuten Hungersnot: „Die Menschen haben nichts zu essen. Diese Woche habe ich Lupana, Tsholotsho, Plumtree Beitrbridge (im Süden des Landes) besucht, wo die Menschen mir sagten, dass sie erst Ende August wieder etwas zu essen haben würden.“
Die Regierung besteht weiterhin darauf, dass es bald eine Maisernte im Umfang von 2,4 Millionen Tonnen geben wird, die nach Ansicht der zuständigen Behörden ausreicht, um den die einheimische Bevölkerung zu ernähren. Die Regierung ist deshalb auch davon überzeugt, dass keine Lebensmittelhilfen aus dem Ausland notwendig sind. Im letzten Jahr wurden über 6 Millionen Menschen in Simbabwe mit Lebensmittelhilfen versorgt. Die optimistischen Vorhersagen der Regierung werden jedoch von der Opposition und von unabhängigen Experten in Frage gestellt, die vielmehr eine humanitäre Katastrophe voraussagen, sollten nicht internationale Hilfen akzeptiert werden.
In einem Interview mit dem Fidesdienst hatte Erzbischof Ncube (vgl. Fidesdienst vom 18. September 2003) bereits im vergangenen Jahr die Situation seines Landes beschrieben: „Die Politik des Staatspräsidenten Robert Mugabe hat das Land an den Rand des Zusammenbruchs geführt. In den drei Jahren seit seiner Machtübernahme hat der Präsident strikte Kontrollen über die Gesellschaft eingeführt. Mit der Politik der Landverteilung wurde die einst blühende Landwirtschaft zerstört, mit dem Ergebnis, dass jede Woche in Simbabwe 40 Menschen verhungern“, so der Erzbischof, der weitere allarmierende Daten mitteilt: "Über 6 Millionen der insgesamt rund 12 Millionen Einwohner riskieren die Hungertod, 80% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsschwelle, es gibt keinen Treibstoff und die Banken haben die Girokonten gesperrt … es ist offensichtlich, dass die Lage äußerst explosiv ist!“ (LM) (Fidesdienst, 7/7/2004 - Zeilen, Worte)


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