AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Einheimische Presse vertritt unterschiedliche Positionen zum UN-Bericht zu den Unruhen vom 25. März

Dienstag, 4 Mai 2004

Abidjan (Fidesdienst) - „Bisher gibt es noch keinen offiziellen Bericht, doch man erwartet in Kürze eine Verlautbarung des Präsidentenamtes“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche gegenüber dem Fidesdienst zu den Reaktionen der presse auf den UN-Bericht zu den Unruhen vom 25. März im Zusammenhang mit der Protestkundgebung gegen Präsident Laurent Gbagbo (vgl. Fidesdienst vom 26. März 2004), bei denen 120 Menschen gestorben sein sollen. Die von „Radio France International“ (RFI) vorab veröffentlichten Ausschnitte aus dem Bericht enthalten schwere Vorwürfe gegenüber dem Präsidenten. Sicherheitskräfte, paramilitärische Gruppen und „die höchsten Behören des Staates“ sollen eine „sorgfältig geplante Operation“ zur Unterdrückung der Opposition durchgeführt haben. „Am 25. und 26. Mähr wurden unschuldige Zivilisten unterschiedslos getötet und schwere Menschenrechtsverstöße verübt“, heißt es in dem Bericht. „Mindestens 120 Menschen wurden getötet, 274 verletzt und 20 gelten als vermisst“, so das UN-Papier weiter, demzufolge diese Zahlenangaben „nicht endgültig“ sind.
„Die oppositionsnahe Presse zeigte großes Interesse für den Bericht“, so die Beobachter, „die der Regierung nahe stehende Presse vertritt hingegen die Ansicht, dass der Präsident bereits als Sieger aus einer Diffamationskampagne hervorgegangen ist. Tageszeitungen, die dem Präsidenten nahe stehe, teilen mit, Gbagbo werde gegen RFI bei Gericht wegen Diffamierung Anklage erheben. Der UN-Bericht wurde tatsächlich noch nicht offiziell veröffentlicht. Die Presse berichtet von Aussagen von Personen aus dem Umfeld des Präsidenten, denen zufolge der französische Radiosender nur Teile des UN-Berichts publik gemacht haben soll.“
Präsident Gbagbo hatte erst vor kurzem ein internationales Strafgericht vor die in Cote d’Ivoire seit September 2002 begangenen Verbrechen gefordert (vgl. Fidesdienst vom 29. April 2004). „Der Präsident muss glaubhafte Beweise zu Lasten seiner Gegner besitzen, wenn er ein solches Gericht fordert“, so Beobachter gegenüber dem Fidesdienst. Die Veröffentlichung von Auszügen aus dem UN-Bericht fügt sich somit in den verbalen Grabenkampf zwischen dem Präsidenten und der Opposition ein, während das Land weiterhin gespalten bleibt; der Nordwesten des Landes befindet sich in den Händen der Rebellen der „Forces Nouvelles“, die erst vor kurzem auch mit einer Sezession gedroht hatten. (LM) (Fidesdienst, 4/5/2004 - 32 Zeilen, 340 Worte)


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