AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Erneute Spannungen in Cote d’Ivoire: Gerüchte über einen Putsch und Übergriffe auf Vertreter der Justiz

Montag, 15 März 2004

Abidjan (Fidesdienst) - In Cote d’Ivoire ist die Lage erneut zunehmend angespannt. Angesichts der sich im Umlauf befindlichen Gerüchte über einen möglichen Putsch und der Übergriffe auf Vertreter der Justiz ist es nicht leicht abzuschätzen, wie sich die Situation in den kommenden Tagen entwickeln wird. Wie Beobachten aus Kreisen der Ortskirche in Abidjan gegenüber dem Fidesdienst berichten „hat der Rückzug einiger Minister der Demokratischen Partei (PDCI) aus der Regierung der Nationalen Einheit zu gegenseitigen Verdächtigungen geführt“. Vor einem solchen Hintergrund haben die Vorwürfe des Staatspräsidenten Laurent Gbagbo, nach dessen Ansicht die PDCI einen Putsch mit den Rebellen der „Forces Nouvelles“ im Schilde führt, zu einem weiteren Anwachsen der Spannungen geführt. Die Verantwortlichen der PDCI haben diese Vorwürfe jedoch abgewiesen. Unter dem Namen „Forces Nouvelles“ schließen sich verschiedene Rebellenbewegungen zusammen, die seit September 2002 den Norden und den Westen des Landes belagern. Die PDCI ist die Partei des historischen „Vaters des Vaterlandes“, Félix Houphouet-Boigny, und als Oppositionspartei an der Regierung der Nationalen Einheit beteiligt, die aufgrund der Friedensverträge von Marcoussis (Frankreich) gebildet wurde, beteiligt.
„Gegenwärtig sind die Pläne über einen Staatstreich nicht bestätigt“, so die Beobachter, „doch im ganzen Land herrscht eine angespannte Ruhe“. „Die PDCI bezeichnete den Rücktritt ihrer Minister als eine Form des Protests gegen den Präsidenten“, so die Beobachter. „Die Führungskräfte der Partei sind der Meinung, dass der Präsident die Beschlüsse des Ministerrats nicht befolgt. Die Rebellen im Norden unterstützen die Position der PDCI und dies hatte führende Mitglieder der Partei des Präsidenten dazu veranlasst von einer Absprache zwischen Rebellen und Oppositionspartei zur gemeinsamen gewaltsamen Machtübernahme zu sprechen“.
Die Spannung stieg zusätzlich, nachdem es zu öffentlichen Ausschreitungen gekommen war. Universitätsstudenten hatten bei Demonstrationen neu ernannte Richter bei einer öffentlichen Zeremonie im Gerichtspalast angegriffen. Zu weiteren Protestkundgebungen versammelten sich junge Demonstranten vor dem Hotel, in dem die Minister der „Forces Nouvelles“ residieren. „Angesichts dieser Ereignisse wächst die Sorge unter den Bürgern, bei denen der Eindruck entsteht, als ob ein fortschreitender Verfall des Rechtsstaates stattfinden würde“, so die Beobachter.
Demnächst sollen im Land die vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bereit gestellten Blauhelme stationiert werden. (LM) (Fidesdienst, 15/3/2004 - 32 Zeilen, 358 Worte)


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