AMERIKA/GUATEMALA - „Eine lebendige Kirche und eine Kirche der Märtyrer, mit vielen Berufungen, über 2000 Katechisten und 23 Märtyrern, trotz der vielen Probleme und Herausforderungen der heutigen Zeit“: Interview mit dem Apostolischen Vikar von Izabal

Montag, 10 März 2008

Rom (Fidesdienst) - Guatemala hat 12 Diözesen und 2 Apostolische Vikariate. Eines davon ist das Vikariat Izabal, das der Kongregation für die Evangelisierung der Völker untersteht. Der Apostolische Vikar, Gabriel Pena Rodriguez spricht in einem Interview mit dem Fidesdienst anlässlich des „Ad limina“-Besuchs (vgl. Fidesdienst vom 7. März 2008) über die wichtigsten Kennzeichen seines Apostolischen Vikariats.

Welche besonderen Kennzeichen prägen ihr Apostolisches Vikariat und welchen Herausforderungen steht es gegenüber?
Das Apostolische Vikariat Izabal wurde vor 40 Jahren gegründet und existierte 20 Jahre lang als Apostolische Administration und 20 Jahre als Apostolisches Vikariat. Zu den wichtigsten Herausforderungen des Apostolats gehört die Kultur, denn es existieren hier drei Kulturen nebeneinander: es ist die einzige Region Guatemalas, in der Indios, Afroamerikaner und Latinos zusammenleben. Diese ist ein großer Reichtum, doch auch eine Herausforderung, was die Begegnung der Kulturen anbelangt. Wir müssen versuchen, das Brauchtum der Völker zu respektieren, die wir evangelisieren; sie müssen sich von der Kirche verstanden fühlen und wir müssen das Gute annehmen, was sie haben und gleichsam, das korrigieren, was nicht mit dem Evangelium vereinbar ist.
Auch in dieser Region werden wir mit dem Problem des Großgrundbesitzes und der Landverteilung konfrontiert. Die Mehrheit der Menschen hat kein Ackerland und aus diesem Grund besetzen die Armen manchmal staatlichen Besitz. Nicht zufällig protestierte eine ganze Gemeinde mit 40 Dörfern vor meiner Reise nach Rom und bei der Protestkundgebung wurden 29 Polizeibeamte in Geiselhaft genommen. Auf diese Weise wollte man die Regierung auf das Problem aufmerksam machen, damit die Menschen Zugang zu Grundbesitz bekommen.
Außerdem gibt es bei uns auch das Problem des Drogenhandels. Die geographische Lage unseres Vikariat Izabal an der Küste zwischen Belize und Honduras bietet die besten Voraussetzungen für den Drogenhandel. Hier sind die Drogenhändler aus ganz Guatemala tätig. Sie bestimmen, was getan wird und bedienen sich auch bewaffneter Gruppen, von denen sie sich beschützen lassen. Sie tragen auch zum Problem der besitzlosen Menschen bei, denn sie kaufen die Grundstücke und bedrohen dann die Menschen.
Auf kirchlicher Ebene sind die Sekten unser Hauptproblem, die im ganzen Land zunehmen und denen auch die Tatsache zugute kommt, dass wir nicht genügend Priester haben, um alle Menschen zu betreuen.

Was zeichnet die Kirche im Apostolischen Vikariat Izabal besonders aus?
Man kann auf jeden Fall sagen, dass wir eine lebendige Kirche sind. Zur Zeit haben wir zu wenig Priester, doch es gibt viele neue Berufungen. Diese sind ein Segen für das Vikariat, obschon es auch finanzielle Probleme mit sich bringt, wenn es um den Unterhalt für die Priesterseminare geht, die unsere Möglichkeiten übertreffen. Doch Gott sei Dank fehlt es nicht an Unterstützung. Gegenwärtig haben wir 23 Große Seminaristen und 20 Kleine Seminaristen. Es gibt auch viele Ordensberufungen, vor allem bei den Frauenorden. Es wurde hier ein Klausurkloster spanischer Schwestern gegründet, die angesichts des Mangels an Berufungen in Europa nicht Schwestern aus Lateinamerika nach Europa holen wollten, sondern ihr Kloster hier Gründeten und damit zur Konsolidierung der Kirche in Lateinamerika beitragen und gleichsam jungen einheimischen Frauen die Möglichkeit geben, ihrer Berufung zu folgen. Nicht umsonst gibt es bereit 15 Ordenskandidatinnen.
Eine weitere Charakteristik unserer Kirche sind die engagierten Laien, auf die wir zählen können. Die Kirche lebt dank der Mithilfe von über 2.000 Katechisten, die den geistlichen Erfordernissen in den ländlichen Gemeinden nachkommen, denn unser Vikariat besteht hauptsächlich aus solchen ländlichen Gebieten und es gibt nur wenige Städte.
Unsere Kirche ist auch eine Kirche der Märtyrer. Wir haben insgesamt 23 Märtyrer und es wurde ein Seligsprechungsverfahren für einen weiteren Priester und einen Katechisten eröffnet. Die Untersuchungen auf Ebene der Diözese sind fast abgeschlossen. Wir werden unsere Dokumente voraussichtlich im Juli bei der zuständigen Stelle in Rom einreichen.

Gibt es trotz des Mangels an Personal und Mitteln missionarisches Engagement im Vikariat Izabal?
Gewiss. In Izabal sind wir bereit, uns der Großen Kontinentalmission anzuschließen. Dieser Beschluss wurde für den ganzen Kontinent gefasst und ich glaube, dass alle entschieden an der Umsetzung teilnehmen wollen. Wir warten auf die Anweisungen des CELAM im Hinblick auf die Durchführung der Mission. Am wichtigsten ist nun die Vertiefung des Dokuments von Aparecida. Aus diesem Grund werden in allen Diözesen und Pfarrgemeinden entsprechende Bildungsveranstaltungen durchgeführt.
Außerdem freuen wir uns in unserem Vikariat auf den Dritten Nationalen Missionskongress im Jahr 2009. Zu Vorbereitung auf diese kirchliche Ereignis machen seit einiger Zeit zwei Symbole der Mission Station in den verschiedenen Dörfern und Pfarrgemeinden: das Missionskreuz und ein Bild der Unbefleckten Empfängnis, unserer Schutzpatronin. Dies wird sich bis kurz vor der Feier des Missionskongresses im Herbst nächsten Jahres fortsetzen. (RG) (Fidesdienst, 10/03/2008 - 73 Zeilen, 777 Worte)


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