Lahore (Fides) - Der interreligiöse Dialog und die wirksame Zusammenarbeit zwischen führenden Religionsvertretern und zivilen Behörden seien wertvolle und wirksame Mittel, um soziale und religiöse Spannungen zu entschärfen und die Harmonie in der pakistanischen Gesellschaft zu gewährleisten und zu erhalten, so Pater Lazar Aslam (OFM Cap) gegenüber Fides. Der Kapuziner und Verantwortliche der Kirche „St. Franziskus“ in Lahore tritt das Erbe des 2020 verstorbenen Pater Francis Nadeem an, der sein ganzes Leben dem islamisch-christlichen Dialog als Weg zum Frieden in Pakistan gewidmet hat. Dieser Mission fühlen der sich die Franziskaner in Pakistan besonders verpflichtet, da sie den Dialog als „Weg zum Frieden“ betrachten.
P. Lazar Aslam (OFM Cap), leitete eine interreligiöse Delegation, die gestern, am 18. November 2024, das Gebiet von Kahna Nau, einem südlichen Vorort von Lahore, der Hauptstadt der pakistanischen Provinz Punjab, besuchte. In diesem Gebiet hatte Anfang November ein Fall von angeblicher Blasphemie für Unruhe in der örtliche Gemeinschaft gesorgt, in der muslimische Familien mit etwa 160 christlichen Familien zusammenleben. Der unter psychischen Problemen leidende drogensüchtiger Christ, Zafar Masih, setzte sein eigenes Haus in Brand, in dem er Papier gesammelt hatte: dabei wurden auch Seiten des Korans und der Bibel verbrannt. Als einige Nachbarn die verbrannten Seiten sahen, begannen sie, den Vorwurf der Blasphemie gegen den Islam zu verbreiten. Daraufhin drohten einige muslimische Jugendliche mit einem Massenangriff auf die Christen vor Ort, was die christlichen Familien angesichts früherer Fälle in Pakistan, wie zum Beispiel im August 2023 in Jaranwala, ebenfalls in der Provinz Punjab (vgl. Fides 18/8/2023 und 21/8/2023), in Angst und Schrecken versetzte.
Die interreligiöse Delegation sollte nun das Schlimmste verhindern. Zu der Gruppe gehörten neben Pater Lazar Aslam auch Pastor Asif Ehsan Khokar, der islamische Gelehrte Mufti Syed Ashif Hussain und Chaudhry Kamran Pervez, Vorsitzender der Nationalen Kommission für Minderheiten des Punjab. Die Delegation traf mit dem örtlichen Sicherheitschef zusammen, erläuterte die Situation und forderte Schutz für alle Einwohner. Dank des verantwortungsvollen und unparteiischen Vorgehens aller zivilen und religiösen Behörden konnte die Situation rechtzeitig wieder unter Kontrolle gebracht werden.
Die für den Brand verantwortliche Person wurde unterdessen von der Polizei in Gewahrsam genommen, die die Sozialdienste alarmieren wird. Durch das Eingreifen der Delegation in Zusammenarbeit mit zivilen Einrichtungen konnte verhindert werden, dass externe Gruppen, die den Vorfall zur Verschärfung der Spannungen ausnutzen wollten, einen „Fall von nationaler Tragweite“ schufen und einen Konflikt auslösten. Die Mitglieder der Delegation betonten die Bedeutung des interreligiösen Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses. Mufti Ashif Hussain erinnerte daran, dass „aus islamischer Sicht die Beziehung zwischen Muslimen und Christen seit langem Teil der gemeinsamen Geschichte beider Gemeinschaften und der Nation ist und geschützt werden muss“.
„Diese Bemühungen haben dazu beigetragen, dass die muslimische und die christliche Gemeinschaft in Kahna Nau weiterhin in Frieden zusammenleben, auch wenn es immer noch einige Personen gibt, die interreligiöse Spannungen schüren“, so Pater Lazar Aslam. Er fügte hinzu: „Diese Episode ist beispielhaft. Eine fortgesetzte Zusammenarbeit zwischen den beiden Gemeinschaften ist für das Wohl Pakistans notwendig. Christen sind friedliche Bürger, die einen wichtigen Beitrag zum Wohlergehen des Landes geleistet haben und immer noch leisten. Wir müssen gemeinsam vorgehen und handeln, um Missverständnisse zwischen Muslimen und Christen zu überwinden und vereint zu bleiben, um Pakistans strahlende Zukunft und den dauerhaften Frieden im Land zu sichern“.
(PA) (Fides 19/11/2024)
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