AFRIKA/KENIA - Bischof von Kitui: „Die Hoffnung ist, dass aus der jungen Generation neue Führungspersönlichkeiten hervorgehen“

Donnerstag, 19 September 2024 jugendliche   politik   wirtschaft   bischöfe  

Nairobi (Agenzia Fides) - “I giovani sono scesi in strada per protestare perché delusi dalle promesse non mantenute fatte dai politici” dice in colloquio con l’Agenzia Fides Jospeh Maluki Mwongela, Vescovo di Kitui e responsabile della pastorale per i laici nella Conferenza Episcopale del Kenya.
Nairobi (Fides) - „Die jungen Leute sind aus Protest auf die Straße gegangen, weil sie von den unerfüllten Versprechen der Politiker enttäuscht sind“, sagt der Bischof von Kitui, Jospeh Maluki Mwongela, der in der kenianischen Bischofskonferenz Verantwortlicher für die Laienseelsorge ist, im Interview mit Fides.

In Kenia gingen im Juni Tausende von Menschen auf die Straße, um die Rücknahme des Finanzgesetzes und den Rücktritt der Regierung zu fordern. Wie konnte es so weit kommen?

Vor den letzten Wahlen im Jahr 2022 wurden politische Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Kenianer versprochen. Aber die Menschen konnten sehen, dass sich ihre Bedingungen nicht verbessert, sondern verschlechtert haben. Das Finanzgesetz 2023 bedeutete viel mehr Steuern für die Bürger und wurde trotz Protesten verabschiedet. Und das diesjährige Finanzgesetz führte sogar noch mehr Steuern ein. Als letzteres im Parlament diskutiert wurde, rebellierte die Bevölkerung.
Die Menschen, vor allem junge Menschen, gingen in friedlichen Demonstrationen auf die Straße. Leider befanden sich unter den friedlichen Demonstranten auch Provokateure, die gewalttätige Zwischenfälle verursachten und öffentliches und privates Eigentum verwüsteten und plünderten. Aber es besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass wir ein besseres und besser verwaltetes Kenia wollen.

Welche Maßnahmen sollten Ihrer Meinung nach ergriffen werden, um Gewalt zu vermeiden und Fortschritte im nationalen Dialog zu erzielen?

Laut der Synode zur Synodalität müssen wir einander zuhören. Wir müssen eine Radikalisierung der Situation vermeiden, indem wir uns gegenseitig zuhören. Die Regierung muss also auf die Menschen hören, so wie wir alle auf die jungen Menschen hören müssen, die eine bessere Zukunft fordern. Diese Generation ist viel besser ausgebildet als die vorherige. Sie sind zur Schule gegangen, sie haben studiert, sie haben Kenntnisse und Arbeitsfähigkeiten erlernt, aber sie haben keine Arbeit. Sie haben also nicht die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen.
Das ist das große Problem in unserem Land. Wir haben eine große Zahl arbeitsloser junger Menschen, die viel Energie und Zeit haben und diese beiden Ressourcen nicht immer gut nutzen, was sogar der Regierung selbst Probleme bereitet.

Nachdem die Regierung gestürzt und der Präsident gezwungen wurde, das Finanzgesetz zurückzuziehen, stellt sich nun die Frage: Was kommt jetzt?

Als Verantwortlicher für die Jugendpastoral in der Bischofskonferenz habe ich die Jugendlichen gefragt: Was verlangt ihr? Was wünscht ihr euch von der Regierung? Das sind Fragen, auf die sie Antworten geben müssen, denn in 20 Jahren werden sie das Land regieren. Deshalb frage ich die jungen Leute: Was können wir konkret tun, um die Regierungsführung des Landes zu verbessern, was schlagen wir vor, um die grassierende Korruption unter Kontrolle zu bringen und mehr Transparenz in den öffentlichen Finanzen zu erreichen? Um diese Herausforderungen anzugehen, müssen wir mit den jungen Menschen zusammenarbeiten und uns um ihre Bildung kümmern.
Das Problem ist, dass es dieser Protestgeneration derzeit an einer klaren Führung fehlt. Die jungen Leute sind gekommen, um zu demonstrieren, indem sie dem Aufruf in den sozialen Medien folgen, aber im Moment scheint es keine Anführer zu geben, die in der Lage sind, vom Protest zu politischen Vorschlägen überzugehen. Das ist ein Problem, denn wenn man mit ihnen ins Gespräch kommen will, hat man keinen konkreten Gesprächspartner, an den man sich wenden kann.
Da es sich um einen führerlosen Protest handelt, besteht die Gefahr, dass er von Politikern mit Blick auf die Parlamentswahlen im Jahr 2026 unterwandert werden kann. Die Hoffnung ist, dass aus dieser jungen Generation neue Führungspersönlichkeiten mit einer anderen Vision von Politik hervorgehen, die sich rechtzeitig vor dieser Wahl präsentieren können.
(L.M.) (Fides 19/9/2024)


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