ASIEN/OSTTIMOR - Die Enklave Oekussi: “Wo alles begann”

Dienstag, 10 September 2024 evangelisierung   missionare  

Von Paolo Affatato

Dili (Agenzia Fides) - Es ist der Streifen Land, „wo alles begann“, sagt Pater Josè Tacain (svd), ein timoresischer Steyler Missionar, der in Oekussi geboren wurde, gegenüber Fides und zitiert dabei eine Redensart, die Timoresen gerne verwenden. Oekussi-Ambeno ist der Ort auf der Insel Timor, an dem die Portugiesen im 16. Jahrhundert erstmals landeten und mit ihnen die ersten Dominikaner-Missionare ankamen. Er gilt daher als „Geburtsort von Osttimor“. Aber Oekussi - und das ist die Besonderheit - ist heute eine Enklave Osttimors, die sich im westlichen Teil der Insel befindet, also mitten auf indonesischem Gebiet. Auf einer Fläche von 814 km² lebt eine Bevölkerung von etwa 70.000 Einwohnern, die im Laufe der Jahrhunderte immer mit Osttimor verbunden geblieben sind, unabhängig davon, wer Westtimor regierte. Oekussi ist stolz auf seine Vergangenheit, seine Kultur und seinen Glauben. In Oekussi befindet sich auch das Lifau genannte Gebiet, der Ort, an dem die ersten Portugiesen 1515 in Timor landeten, und es ist der Ort, von dem aus der Dominikanermönch Antonio Taveira, der von den Einheimischen als der „Heilige Antonius von Osttimor“ bezeichnet wird, seine Missionsarbeit auf der Insel begann, woran ein Denkmal und eine Reihe von Gedenktafeln erinnern.
Im Jahr 1556 gründete eine Gruppe von Dominikanermönchen die erste dauerhafte Siedlung auf timoresischem Gebiet, und Lifau wurde später die Hauptstadt der damaligen portugiesischen Kolonie. Dieser Status ging 1767 verloren, als die Portugiesen aufgrund der häufigen Einfälle der Niederländer beschlossen, die Hauptstadt nach Dili, der heutigen Hauptstadt von Osttimor, zu verlegen.
Mit dem Vertrag von Lissabon teilten Portugal und die Niederlande 1859 den Besitz der Insel Timor, bestätigten jedoch, dass das Gebiet von Oekussi unter portugiesischer Herrschaft blieb. Und auch 1975, als Indonesien in Osttimor einmarschierte, wurde das Gebiet weiterhin als Teil des besetzten Osttimors verwaltet. Nach der Anerkennung der Unabhängigkeit Osttimors im Jahr 2002 wurde Oekussi-Ambeno schließlich wieder ein integraler Bestandteil der jungen Republik.
Heute, so Pater Tacain, ist Oekussi auf politischer Ebene eine „Sonderwirtschaftszone“, da es täglich mit der Herausforderung konfrontiert ist, geografisch zwar vom Rest des Landes abgetrennt zu sein (die einzige Verbindung zu Osttimor ist eine Küstenstraße) aber auch Entwicklungsprojekte, insbesondere im Bereich des Tourismus, benötigt.
„Oekussi“, fährt Pater Josè Tacain fort, “ist ein Bezirk der Erzdiözese Dili, in dem der Glaube seit 500 Jahren nie schwand. Es gibt fünf Pfarreien und Spuren der Anwesenheit von Missionaren, wie die Kirche St. Maria vom Rosenkranz. Ich möchte erwähnen, dass es dort bereits seit dem Jahr 1700 ein katholisches Priesterseminar gab. Viele Priester der Kirche von Dili oder der Orden wurden dort geboren. Religiöse Feste werden mit viel Herzblut und großer Hingabe gefeiert. All dies ist ein Zeichen für die Vitalität des Glaubens“.
Oft organisieren die Gläubigen Osttimors Pilgerfahrten zu dem Denkmal, das an die Landung der Portugiesen am 18. August 1515 erinnert „und wo unsere Glaubens- und Heilsgeschichte begann“, bemerkt der Steyler Missionar. „Die Geschichte der Nation und die Geschichte der katholischen Kirche sind miteinander verbunden. Den Portugiesen verdanken wir, dass sie uns das Geschenk des Evangeliums brachten“, bemerkt er.
„Wir leben eine versöhnte Geschichte, auch in Bezug auf Indonesien“, so der Missionar abschließend, „Ich erinnere mich, dass es in meiner Kindheit die indonesische Verwaltung als Besatzungsmacht gab, aber unsere timoresische Identität wurde dadurch nicht geschwächt. Damals verfolgte das Suharto-Regime imperialistische Ziele, die es heute nicht mehr gibt, und wir haben heute gute nachbarschaftliche Beziehungen. Wir waren immer ein Teil von Osttimor, und der Herr hat unseren Weg immer begleitet“.
(Fides 10/9/2024)


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