ASIEN/OSTTIMOR - Junge Menschen sind die Zukunft des Landes: Bildungsarbeit der Kirche an Universitäten, Instituten und Priesterseminaren

Mittwoch, 11 September 2024 jugendliche   bildungswesen   universität  

Von Paolo Affatato

Dili (Fides) - Ein Denkmal von Papst Johannes Paul II. steht am Eingang der nach ihm benannten Katholischen Universität in Dili. Die Universität ist die erste in dem kleinen südostasiatischen Land. Das Institut, das 2021 am Fest der Unbefleckten Empfängnis eingeweiht wurde, wollte seine enge Verbundenheit mit dem Papst bekräftigen, der Osttimor 1989 besuchte, als das Land noch unter indonesischer Herrschaft stand und für Freiheit und Unabhängigkeit kämpfte, und der eine Botschaft des Friedens und der Hoffnung sowie der Liebe und der Nähe zur Not leidenden Bevölkerung verkündete. „Diese Botschaft erklingt noch heute in unseren Herzen mit großer Freude über die Ankunft von Papst Franziskus, der uns einlädt, unseren Glauben zu unserer Kultur werden zu lassen“, so Pater Joel Casimiro Pinto (ofm), Rektor der „Universidade Católica Timorense S. João Paulo II“. Pater Pinto ist auch ein versierter Musiker und dirigierte während der Messe von Papst Franziskus auf der Esplanade von Taci Tolu den Chor und das Orchester, das aus über tausend Elementen bestand, die aus dem ganzen Land zusammengekommen waren, um die heilige Messe und die Begegnungen mit Papst Franziskus mitzugestalten.
„Die Universität stellt den Beitrag der katholischen Kirche zur ganzheitlichen Ausbildung junger Menschen dar, damit sie zu Menschen des Glaubens und der Kultur heranwachsen, die von Werten wie Frieden, Toleranz, Gerechtigkeit, Demokratie und Integration beseelt sind, bereit sich im Sinne des Evangeliums in den Dienst ihrer Mitmenschen zu stellen, insbesondere der Armen und Schwächsten. Das ist die Art von Bildung, die von christlichen Werten inspiriert ist und die wir hier pflegen“, erklärt der Rektor.
Ziel sei es, „eine qualitativ hochwertige Bildung in allen Bereichen der menschlichen Tätigkeit zu vermitteln und die künftigen Generationen auf den Arbeitsmarkt der heutigen Gesellschaft vorzubereiten, um eine qualifizierte Führung für das Land zu bilden, wie es der Papst betont hat“, stellt er fest. Die Universität wird, wie andere soziale Einrichtungen der Kirche, von der Regierung finanziell unterstützt, die deren Rolle und ihren öffentlichen Nutzen anerkennt.
Die Universität hat vier Fakultäten: Erziehungswissenschaft, Kunst und Kultur, Gesundheitswissenschaften, Geisteswissenschaften und Agrartechnik. „Wir haben derzeit 1700 Studenten. Es gibt viele junge Menschen, die sich um eine Zulassung bewerben: Jedes Jahr haben wir über 1.500 Bewerber, von denen wir nur 500 aufnehmen können. Unter den jungen Timoresen gibt es einen großen Wunsch, sich weiterzuentwickeln und einen Beitrag zur Zukunft des Landes zu leisten“, so der Franziskanerpater.
Offiziellen Statistiken zufolge machen junge Menschen unter 30 Jahren in Osttimor etwa 70 Prozent der Bevölkerung aus. Aufgrund der Arbeitslosigkeit wandern viele von ihnen nach Südkorea, Australien und Europa aus und schicken dann, sobald sie sich dort haben, ihre Überweisungen an ihre Herkunftsfamilien, um deren wirtschaftliche Lage zu verbessern. Die Regierung von Osttimor hat Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung und des Unternehmertums junger Menschen ergriffen, beispielsweise durch die Förderung neuer Technologien für die Landwirtschaft und die Förderung von Projekten im ganzen Land zur Gründung von Kleinunternehmen, um das Phänomen der Auswanderung einzudämmen. Wie Premierminister Xanana Gusmao gegenüber Fides erklärte, beabsichtigt die Regierung, eine spezielle Entwicklungsbank zu gründen, um jungen Menschen Mikrokredite zu gewähren.
Die Katholische Universität ist in diese Richtung gegangen und hat Fakultäten eingerichtet, die für das Wachstum und die Entwicklung des Landes von Bedeutung sein können. „Wir sehen, dass die jungen Menschen in Osttimor Visionen, Ehrgeiz und Hoffnung haben. In ihrem Leben, ob zu Hause oder im Ausland, halten sie ihren Glauben aufrecht und leben ihn, ob sie nun einen Abschluss haben oder bereits in der Arbeitswelt tätig sind‘, so Pater Pinto abschließend.
„Junge Menschen glauben an Christus und verlassen sich auf ihn. Das sehen wir auch an den vielen Priesterberufungen: Im interdiözesanen Priesterseminar in der Region Fatumeta in Dili studieren es fast 300 junge Männer. Im Kleinen Seminar in Dili sind es ebenso viele Schüler, während 130 junge Männer ihre Ausbildung im Propädeutikum fortsetzen“, unterstreicht hingegen der Generalvikar von Dili, Pfarrer Graciano Santos, mit Blick auf die Priesterausbildung, die eine Quelle großer Hoffnung für die lokale Kirche darstellt. „Ich habe den Papst gebeten, für unser Priesterseminar zu beten“, sagt der 27-jähriger Seminarist Tito, „Auch ich hoffe, dass er beten und das Volk von Timor immer in seinem Herzen tragen wird“, fügt Tarcisio (30) aus demselben Institut hinzu.
Um das Wachstum der jungen Menschen zu begleiten, hat die Kirche von Osttimor in Dili auch das Institut für Philosophie und Theologie gegründet, das „die Sendung der Kirche im Bereich der menschlichen und spirituellen Bildung zum Ausdruck bringt“, erklärt Pater Justin Tanec, der Rektor des Instituts, gegenüber Fides. Die Einrichtung bildet 350 Studenten aus den drei Diözesen Osttimors auf, darunter Seminaristen, Ordensleute und Laiengläubige. „Unsere Mission verbindet 'fides et ratio', d.h. die Vertiefung des Glaubens und das Studium der Wissenschaften, um diese Beziehung besser zu verstehen und wissenschaftlich zu untersuchen. Das haben wir anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus versucht, der ein Balsam für unsere jungen Menschen und unsere Kirche war“, schließt er.
(Fides 11/9/2024)


Teilen: