Izmir (Agenzia Fides) - "Wir befinden uns in der Vorweihnachtszeit, wir sind eine kleine Glaubensgemeinschaft, als Katholiken sind wir ein Tropfen im Ozean, aber wir wollen eine lebendige Kirche sein, die mit Christus, dem Herrn, verbunden ist: wir sind dazu berufen, seine Liebe hier in der Türkei im Alltag zu bezeugen, in Situationen, die manchmal auch schwierig sind. In diesem Geist werden wir Weihnachten vor allem auf spiritueller Ebene feiern, im Glauben an Gott, der die Nächstenliebe, die Offenheit und das Wohlwollen gegenüber jedem Menschen hervorbringt", so Martin Kmetec (OFM Conv) ein slowenischer Franziskanerpater, der seit Dezember 2020 Erzbischof von Izmir und derzeit Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz der Türkei ist, gegenüber Fides.
"Unsere besonderen Gedanken gelten in dieser Zeit dem Vikariat Anatolien“, so der Erzbischof, „einem riesigen Gebiet, das die Hälfte der Türkei umfasst. Es gibt dort immer noch viele Vertriebene, etwa 3 Millionen, und viele von ihnen leben in Zelten und Containern unter prekären Bedingungen. Es handelt sich um die Familien, die von dem Erdbeben im Februar letzten Jahres betroffen waren. Wir versuchen, ihnen wieder etwas Hoffnung zu geben, wir sind dabei, ihr ganzes Leben wieder neu aufzubauen. Die Familien tun dies auf ihre eigene bescheidene Art und Weise, und wir unterstützen sie dabei. Dieser Wiederaufbau ist auch ein Zeichen für die Erneuerung des Lebens: Wir fangen neu an, sagen wir den Gläubigen, und der Herr ist uns nahe und hilft uns".
Der Erzbischof spricht auch über die Restaurierung der vielen durch das Erdbeben beschädigten Kirchen: "In Izmir arbeiten wir an der Restaurierung der Kirche des Heiligen Polykarp, die gleichen Arbeiten werden in Antiochia durchgeführt, während in Iskenderun die Kathedrale eingestürzt ist und wieder aufgebaut werden muss, das wird länger dauern“. „Der Wiederaufbau von Kirchengebäuden", erklärt er, "ist wichtig, weil das Gebäude selbst für uns ein wertvolles Zeichen für die Präsenz der christlichen Gemeinschaft in der Türkei ist. Die katholische Kirche genießt keine rechtliche Anerkennung durch den Staat, so dass sie weder staatliche Unterstützung für den Wiederaufbau noch Genehmigungen für neue Gebäude erhält. Wir sind aufgerufen, aus eigener Kraft zu handeln, und deshalb brauchen wir auch Hilfe von außen. Der Status der christlichen Gemeinschaften in der Türkei ist an das Vorhandensein historischer Gebäude gebunden. Kirchen sind ein sichtbares Zeichen unserer Präsenz, aber sie sind vor allem ein lebendiger Ort, der Ort der Gemeinschaft, Treffpunkte für Gottesdienste, für die Seelsorge, für geschwisterliche Beziehungen, für die Nächstenliebe. Sie sind sehr wichtige Bezugspunkte für die Gläubigen, die beim Wiederaufbau helfen werden".
An Weihnachten wird es in den katholischen Gemeinden in der Türkei "nicht an Gedanken, Gebeten, Initiativen für die Erdbebenopfer, christliche und nicht-christliche, fehlen. Wir wollen denen, die Not leiden, nahe sein, Trost spenden und konkrete Zeichen der Solidarität setzen. Die Caritas, an der wir alle beteiligt sind, gibt hier ein starkes Zeugnis und wird sehr geschätzt".
"In jeder Kirche", so fährt er fort, "leben wir diese Adventszeit und erleben Weihnachten mit tiefem Glauben: Wir feiern die Novene, wir basteln die Krippe, und in diesem Jahr gedenken wir des 800-jährigen Jubiläums der des heiligen Franz von Assisi in Greccio geschaffenen erste Weihnachtskrippe. Aber Franziskus hat die Eucharistie in den Mittelpunkt der Krippe gestellt: Das ist ein starkes Zeichen für uns. In der Tat haben wir zu Beginn des Advents das Jahr der Eucharistie eröffnet (vgl. Fides 21/11/2023). Wir haben die Gläubigen eingeladen, es auf persönlicher Ebene zu leben, mit Entscheidungen zur Bekehrung des Herzens, aber auch gemeinsam, als Gemeinschaft, in geistlicher Verbundenheit. Die Eucharistie steht im Mittelpunkt des persönlichen Lebens und des Gemeinschaftslebens: das ist unsere Gewissheit. Der Herr ist unser Fels und wird uns auch in schwierigen und leidvollen Situationen beistehen".
"Während des Jahres der Eucharistie", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, "wird es in allen unseren Gemeinschaften eine Zeit der eucharistischen Anbetung geben. Wir beabsichtigen auch, in Istanbul eine besondere Feier zu organisieren, bei der die Türkei dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht wird: das wird ein sehr wichtiger und bedeutender Moment für das Leben der Kirche in der Türkei sein".
Abschließend erinnert Erzbischof Kmetec auch an das Heilige Land, das "uns am Herzen liegt und im Mittelpunkt unserer Weihnachtsfeiern stehen wird“. Wir bitten den Herrn vertrauensvoll um die Gabe des Friedens in dem Land, in dem Jesus gewandelt ist“, betont er, „Der Krieg ist eine sehr große Wunde für uns alle. Wir können den Allerhöchsten nur mit aller Kraft anrufen, wir können uns nur unaufhörlich an ihn wenden, damit er den Hass aus den Herzen schmelzen und diesem gequälten und gesegneten Land Frieden schenken möge".
(PA) (Fides 15/12/2023)