AFRIKA/LIBERIA - NEUE REGIERUNG VON DER BEVÖLKERUNG BEJUBELT, DOCH ÜBER DEM LAND LIEGT NOCH DER SCHATTEN DES EHEMALIGEN STAATSPRÄSIDENTEN TAYLOR

Dienstag, 14 Oktober 2003

Monrovia (Fidesdienst) – „Am Vorabend der Übernahem der Geschäfte durch die neue Regierung, die die Geschicke des Landes in den kommenden zwei Jahren leiten wird, herrscht ein Klima der Erwartung und der Hoffnung auf die Zukunft“, so der Generalobere der Gesellschaft für die Afrikamissionen, Pater Mauro Armanino SMA, zu Situation in Monrovia und der Amtseinsetzung der neuen Regierung unter Leitung von Gyude Bryant. „Jubelnden Menschenmengen säumten die Straße vom Flughafen zum Präsidentenpalast. Alle hoffen, dass mit der neuen Regierung auch die Normalität zurückkehren wird“, so Pater Mauro.
Seit dem Rücktritt des ehemaligen Präsidenten Charles Taylor, der sich derzeit in Nigeria im Exil aufhält, hatte eine Übergangsregierung unter Leitung des stellvertretenden Präsidenten Moses Bah die Amtsgeschäfte übernommen. Zu den letzten Amtshandlungen dieser Regierung gehörten der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Taiwan und die Anerkennung der Chinesischen Volksrepublik. „Es handelt sich dabei um eine überraschende Entwicklung, die nicht einfach zu erklären ist“, so Pater Mauro. „Vor wenigen Tagen hatten liberianische Medien noch ausführlich über die Feiern zum Nationalfeiertag in Taiwan berichtet und dabei erwähnt wie viel die Insel für Liberia getan hatte, wobei vor allem Wirtschaftsinvestitionen und humanitäre Hilfe gemeint waren. Außerdem hatte der ehemalige Präsident Taylor sehr gute Beziehungen zur Regierung in Taipeh, die ihn auch mit Waffen zum Kampf gegen die Guerilla versorgt hatte“. „Dass ein derart wichtiger Beschluss von einer Übergangsregierung gefasst wird, von der man annimmt, dass sie eher nur repräsentativ sein sollte, lässt darauf schließen, dass internationaler Druck ausgeübt worden war.“, so Pater Armanino. „Wir dürfen nicht vergessen, das China ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates ist. Sein Veto könnte die Fonds für die Fortsetzung der UN-Mission in Liberia blockieren, von der der Prozess der Befriedung im Land abhängt.“ Mit der Anerkennung Liberias dehnt Peking sein Kontaktnetz in Afrika auch hinsichtlich zukünftiger Handelsbeziehungen in Afrika aus.
Unterdessen wurde Taylor von Nigeria darum gebeten, sich nicht in die liberianische Politik einzumischen ein Sprecher des nigerianischen Präsidenten hatte erklärt, dass „der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo im Verlauf einer Begegnung mit Taylor dem ehemaligen liberianischen Staatsoberhaupt geraten hatte, seine Telefonkontakte auf sein nigerianisches Exil zu beschränken“. „In der Tat sind viele hier in Monrovia der Ansicht, dass Taylor immer noch starken Einfluss auf das Land ausübt, vor allem über die provisorische Regierung unter Blah, der ein Verbündeter des ehemaligen Präsidenten war“, so Pater Armanino. „Wir hoffen, dass sich mit der Aufnahme der Amtsgeschäfte durch die neue Regierung die Situation bessern wird und es bald eine Stabilisierung geben wird“, wünscht sich der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 14/10/2003 – 39 Zeilen, 434 Worte)


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