Radio Veritas Asia
Penang (Fides) – „Unter allen Umständen erzählen wir weiterhin die Geschichte Jesu in Asien und der Welt. Wir werden niemals müde werden, seine Geschichte zu erzählen” so Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle in seiner Ansprache an die mehr als tausend Delegierten aus ganz Asien, darunter 10 Kardinäle und 104 Bischöfe, die in diesen Tagen an der „Großen Pilgerreise der Hoffnung“ in Penang, Malaysia, teilnehmen.
Die am 27. November begonnene „Große Pilgerreise“ wurde von Radio Veritas als „größte synodale Versammlung“ der katholischen Kirchen Asiens der letzten zwanzig Jahre bezeichnet.
Der Höhepunkt des ersten Tages war die Rede des Kardinal-Pro-Präfekten des Dikasteriums für die Evangelisierung (Abteilung für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen), in der er sich mit dem Thema „Einen anderen Weg gehen als erneuerte Pilger der Hoffnung” befasste, und auf den Kontrast zwischen der „Pilgerreise der Hoffnung” der Heiligen Drei Könige – den Weisen aus dem Morgenland, die im Matthäusevangelium dem Stern folgen und nach Bethlehem kommen, um das Jesuskind anzubeten – und der „Pilgerreise der Verzweiflung” des Herodes hinweist, des Königs der Juden, der von dem mysteriösen anderen „König”, dem in Bethlehem geborenen Kind, besessen ist und ihn beseitigen will. Eine „komplizierte Verflechtung” – die “zwischen der Geschichte der Heiligen Drei Könige und der von Herodes innerhalb der Geschichte Jesu“ – die Kardinal Tagle aufgreift, um auf den Ursprung und das Wesen der christlichen Hoffnung hinzuweisen.
Theologische Tugend
Die christliche Hoffnung, so der Kardinal, sei kein Optimismus oder „der Glaube, dass alles gut werden wird“. Sie sei weder ein frommer Wunsch noch eine Leugnung der Schwierigkeiten oder eine Flucht vor den Prüfungen des Lebens. Die christliche Hoffnung sei vielmehr „eine theologische Tugend, die uns durch die Gnade Gottes eingegeben ist und deren Gegenstand Gott ist. Ihr Gegenstand ist nicht etwas, sondern jemand, nämlich Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden ist“.
Der Pro-Präfekt des Missionsdikasteriums zitierte auch den Katechismus der Katholischen Kirche (Absatz 1818), um daran zu erinnern, dass die theologische Tugend der Hoffnung den Wunsch nach Glück in die Herzen legt, die Menschen in Prüfungen unterstützt und die Hingabe an die Nächstenliebe von egoistischen Absichten reinigt.
„Damit wir echte Pilger der Hoffnung sind“, fügte der Kardinal hinzu, „sollten wir Boten der Geschichte Jesu sein. Durch unsere christliche Sprache, unsere Taten, unsere Beziehungen und unsere Person werden wir zu lebendigen Geschichten der Hoffnung in Jesus.“
Die „unterschiedlichen Wege“ der Heiligen Drei Könige und des Herodes
Nachdem die Heiligen Drei Könige das Jesuskind angebetet hatten, kehrten sie auf einem anderen Weg nach Hause zurück, um Herodes nicht wieder zu begegnen. Aber von Beginn ihrer Reise an waren sie dem „Weg der Hoffnung” gefolgt, weit entfernt vom „Weg der Verzweiflung” des Herodes.
Um zu dem neuen König zu gelangen, der in Palästina geboren worden war und den sie anbeten wollten, schauten sie „zu den Sternen, über sich selbst hinaus, lauschten dem Echo, dem Flüstern ihnen unbekannter Propheten”, so der Kardinal.
Herodes hingegen „hatte die Macht“. Doch die Macht „gab ihm Gewicht“ und belastete ihn deshalb, „sodass es ihm schwerfiel, sich zu bewegen. Er musste sich nicht selbst bewegen, sondern brachte andere dazu, sich zu bewegen“. Er lebte und übte Macht aus in einem Zustand „der Stagnation, der langsamen Verfall bis zum Tod. Da er nur auf sich selbst schaute, wurde er blind für die Schöpfung und taub für die Heilige Schrift”.
Die Pilgerreise der Heiligen Drei Könige beinhaltete die Anerkennung ihrer Unwissenheit und ihrer Grenzen. Sie erforderte „Demut“ und die Bereitschaft, „von anderen zu lernen und sich von anderen unterrichten zu lassen“, denn „wahre Weisheit liegt nicht in denen, die vorgeben, bereits alles zu wissen“. Herodes hingegen war von Experten umgeben, die „sicherlich das Gesetz und die Propheten kannten”, aber „was sie über die Heilige Schrift wussten, bewegte sie nicht”.
Auch heute – betonte Kardinal Tagle – müsse man sich deshalb glücklich schätzen, „über Fortbilungsprogramme in der Pastoralverwaltung zu verfügen, die Transparenz und Verantwortung in der Verwaltung von Gütern und Eigentum vermitteln”. Aber oft – fügte er hinzu – “frage ich mich, ob sie auch lehren, wie man als guter Verwalter mit den vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes in unseren Gemeinschaften umgeht. Gaben werden verschwendet, wenn sie ignoriert und nicht weiterentwickelt werden. Aber sie werden auch verschwendet, wenn sie nicht für den Zweck verwendet werden, für den sie vom Heiligen Geist gegeben wurden”.
Die Heiligen Drei Könige bekräftigten durch ihre Anbetung, dass Jesus das Geschenk Gottes an alle Völker sei, und bezeugten damit die offenen Arme Jesu, des „neuen Königs“, der „alle willkommen heißt“.
Die Angst und Furcht des Herodes hingegen „schuf eine Gemeinschaft von Verschwörern“, die mit dem Kindermord „den Tod von Säuglingen und Kleinkindern in Bethlehem und den umliegenden Dörfern“ planten. Auch heute, „in unserer heutigen Welt“, betonte der Pro-Präfekt des Missionsdikasteriums, „führt Verzweiflung zum Mord auch an unschuldigen Menschen, Kindern, Müttern und ganzen Dörfern“. Und Menschen ohne Hoffnung sind nicht fröhlich. „Sie verbreiten keine Freude und dulden keine Freude bei anderen“, bekräftigt Kardinal Tagle.
“Mehr Heilige Drei Könige und weniger Herodes”
Am Ende seiner Ansprache erzählte Kardinal Tagle eine persönliche Anekdote und erinnerte dabei an eine kürzliche Auslandsreise, bei der er sich auf dem Weg zu einem wichtigen Treffen mit dem Staatschef in den Gängen eines Hotels verirrt hatte. Dieser unglückliche Zwischenfall führte dazu, dass er zwei Migrantinnen aus den Philippinen begegnete, die ihn erkannten und ihn um Gebete und seinen Segen baten. „Mir wurde klar“, fügte Kardinal Tagle hinzu, „dass ich mich nicht verlaufen hatte, sondern dass Jesus mich auf diesen Weg geführt hatte“.
Auch zur Zeit seiner Geburt, so fuhr der Kardinal fort, war es Jesus, der „die Heiligen Drei Könige dazu veranlasste, einen anderen Weg einzuschlagen“. Er selbst, der Sohn Gottes, hat „einen anderen Weg als Herodes“ eingeschlagen, „er hat sich selbst entäußert, um die menschliche Schwäche anzunehmen. Er wurde als König geboren wie ein armes Kind in einer Krippe“. Am Ende seines irdischen Lebens „wurde er unter der Anklage, ein falscher König zu sein, ans Kreuz geschlagen. Er lebt weiter in den Hungrigen, den Durstigen, den Obdachlosen, den Gefangenen, den Fremden“.
„Wir brauchen“, so schloss der Pro-Präfekt des Missionsdikasteriums seine Ansprache an die Delegierten der Kirchen Asiens „mehr Weise, Pilger, die suchen, zuhören, lernen und anbeten. Wir brauchen weniger Herodes, gefangen in Angst, Macht und Verzweiflung. Kommt und schließt euch der Pilgerreise Jesu an“.
(GV) (Fides 28/11/2025)