APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Osttimor: Auszüge aus der Predigt bei der Heiligen Messen auf der Esplanade von Taci Tolu

Dienstag, 10 September 2024

Vatican Media

Dili (Fides) - Der zweite Tag von Papst Franziskus in Osttimor endet mit einer heiligen Messe auf der Esplanade von Taci Tolu. Der Papst steht dem Ritus an demselben Ort vor, an dem 1989 die Eucharistiefeier mit Johannes Paul II. stattfand. Mehr als 600.000 Menschen, die bereits im Morgengrauen in den Außenbezirken der Hauptstadt ankamen, waren anwesend. Die Messe wurde in portugiesischer Sprache zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria zelebriert, um die sich auch die Predigt dreht. Es folgen die wichtigsten Passagen:
Gott lässt sein rettendes Licht durch das Geschenk eines Sohnes aufleuchten. Überall auf der Welt ist die Geburt eines Kindes ein lichter Augenblick der Freude und ein Moment des Feierns, der gute Sehnsüchte weckt: nach Erneuerung im Guten, nach Rückkehr zu Reinheit und Einfachheit.
Angesichts eines neugeborenen Kindes erfüllt sich selbst das härteste Herz mit Wärme und Zärtlichkeit.
Die Schwäche eines Kindes enthält eine Botschaft, die so stark ist, dass sie selbst die verstocktesten Herzen berührt und ihnen wieder Harmonie und Gelassenheit gibt. Es ist wunderbar, was bei der Geburt eines Kindes geschieht!
In Osttimor ist es schön, weil es so viele Kinder gibt: Ihr seid ein junges Land, in dem man in jeder Ecke das Leben pulsieren und aufblühen sieht. Und das ist ein großes Geschenk: So viel Jugend und so viele Kinder erneuern nämlich beständig die Frische, die Energie, die Freude und den Enthusiasmus eures Volkes.
Aber mehr noch ist es ein Zeichen, denn wenn wir den Kleinen Raum geben, sie aufnehmen, uns um sie kümmern und auch uns selbst vor Gott und voreinander klein zu machen, sind das genau die Haltungen, die uns für das Wirken des Herrn öffnen. Indem wir uns klein machen, erlauben wir dem Allmächtigen, Großes an uns zu tun,
Wollen wir keine Angst davor haben, uns vor Gott und voreinander klein zu machen, unser Leben zu versäumen, unsere Zeit zu verschenken, unsere Pläne zu revidieren oder etwas aufzugeben. Lasst uns auch keine Angst davor haben, unsere Pläne, wenn nötig, kleiner ausfallen zu lassen, nicht um sie zu schmälern, sondern um sie noch schöner zu machen, dadurch dass wir uns selbst verschenken und die Anderen annehmen.
All dies wird durch zwei wunderschöne traditionelle Schmuckstücke dieses Landes sehr gut versinnbildlicht: der Kaibauk und der Belak. Beide sind aus Edelmetall gefertigt. Das heißt, dass sie von Bedeutung sind!
Das erste Schmuckstück symbolisiert das Licht der Sonne. Es steht für Kraft, Energie und Wärme und kann die lebensspendende Kraft Gottes darstellen. Es erinnert uns daran, dass auch wir mit dem Licht des Wortes Gottes und mit der Kraft seiner Gnade durch unsere Entscheidungen und Handlungen am großen Heilsplan mitwirken können.
Das zweite Schmuckstück, der Belak, das auf der Brust getragen wird, ist eine Ergänzung zum ersten. Er erinnert an den zarten Schein des Mondes, der in der Nacht. Er steht für Frieden, Fruchtbarkeit und Sanftheit und symbolisiert die Zärtlichkeit der Mutter, die mit dem zarten Widerschein ihrer Liebe alles, was sie berührt, mit demselben Licht erstrahlen lässt, das sie von Gott empfängt.
Kaibauk und Belak, Kraft und Zärtlichkeit von Vater und Mutter: So zeigt der Herr sein Königtum, das aus Liebe und Barmherzigkeit besteht.
Und so bitten wir in dieser Eucharistiefeier gemeinsam darum – ein jeder von uns, als Männer und Frauen, als Kirche und als Gesellschaft – dass wir in der Welt das starke und zärtliche Licht des Gottes der Liebe widerspiegeln können
(F.B.) (Fides 10/9/2024)


Teilen: