Jakarta (Fides) - In der Geschichte der Mission der katholischen Kirche in Indonesien gab es zwei Jahrhunderte lang (1605-1807) keinen katholischen Priester oder Missionar auf den Tausenden von Inseln des Archipels, wo bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts zunächst portugiesische Missionare angekommen waren. Unter ihnen war auch der heilige Franz Xaver, der 1546 das Evangelium auf die Molukken brachte.
Die 200-jährige Abwesenheit der katholischen Missionare war auf Feindseligkeiten und Auseinandersetzungen zwischen den christlichen Gemeinschaften in Europa zurückzuführen, die sich auch auf die Kolonien auswirkten. Dies dokumentiert Pater Armada Riyanto (cm) in seinem Aufsatz mit dem Titel „The Catholic Mission in Indonesia and Propaganda Fide. A Historical Overview“ (veröffentlicht im ‚Hong Kong Journal of Catholic Studies‘, Ausgabe Nr. 14 2023).
Mit der Ankunft der 1602 gegründeten Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie, VOC) wurden alle katholischen Priester aus Indonesien vertrieben, einige sogar getötet. Die verbliebenen Katholiken, so Pater Armada Riyanto, Rektor der ‚Widya Sasana‘-Schule für Philosophie und Theologie in Malang (Ostjava) in seinem Aufsatz, wurden als calvinistische Christen registriert, und die bestehenden katholischen Kirchen wurden geschlossen oder in calvinistische protestantische Kirchen umgewandelt. Die katholischen Gemeinden auf den Molukken wurden aufgelöst, und beispielsweise wurde die blühende katholische Gemeinde in Ambon in eine protestantische Gemeinde umgewandelt.
Auf Inseln wie Flores beteten und lebten die getauften Katholiken 200 Jahre lang weiter in ihrem Glauben, den sie von den portugiesischen Missionaren erhalten hatten, obwohl sie keinen katholischen Pfarrer hatten. Das Historische Museum der Kathedrale von Jakarta nennt dies eine „Untergrundkirche“, die 200 Jahre lang Bestand hatte. „Dies geschah nur aufgrund eines Wunders des Heiligen Geistes“, so Pater Armada Riyanto.
Die niederländische Ostinden-Kompagnie war nicht nur eine Handelsvereinigung. Zwei Jahrhunderte lang war sie ein politisches Instrument und führte in den Kolonien auch „Religionskriege“, wie es in Europa der Fall war. Erst am Ende des 17. Jahrhunderts scheiterte sie an der Korruption und wurde aufgelöst.
Die Intervention von Propaganda Fide
Ein königliches Edikt aus dem Jahr 1807 legte fest, dass die seit dem 20. Januar 1579 in der Utrechter Union geltenden Bestimmungen, die den Calvinismus als einzigen legitimen Glauben anerkannten, nicht mehr gültig. Dies galt auch in Niederländisch-Ostindien.
Im selben Jahr, 1807, errichtete die „Heilige Kongregation de Propaganda Fide“ die erste „Apostolische Präfektur“ in Indonesien, mit dem ersten Apostolischen Präfekten J. Nelissen. Im Jahr 1841 wurde die Apostolische Präfektur von Batavia (dem heutigen Jakarta) als Apostolisches Vikariat von Batavia errichtet. Waren vor 1600 nur portugiesische oder spanische katholische Missionare tätig, so kamen nach 1800 katholische Missionare aus den Niederlanden (einem protestantischen Königreich) und auch aus anderen Ländern.
Die niederländischen Missionare, die nach 1800 nach Ostindien kamen, waren jedoch an die kolonialen Vorschriften „gebunden“ und blieben den politischen Behörden der Kolonialregierung unterstellt, die die Ausgaben und Aktivitäten der Missionare finanziell unterstützte.
Der Fall Groof
Mit dem sogenannten „Fall Grooff“ von 1845 wurde die Missionsarbeit von den Kolonialstrategien abgekoppelt.
Bischof Jakobus Grooff war der erste Apostolische Vikar von Batavia (1842-1846). J.J. Rochussen war der Generalgouverneur, der die politische Macht der niederländischen Regierung in Indonesien vertrat (1845-1851).
Als er am 1. April 1845 in Batavia eintraf, fielen ihm sofort die „Unregelmäßigkeiten“ auf, die einige Priester im Vikariat begingen, und noch im selben Jahr suspendierte er vier Priester. Als Rochussen von der „Suspendierung“ der katholischen Priester erfuhr, entschied er, dass der Bischof Priester, die von der Kolonialbehörde ein Beglaubigungsschreiben erhalten hatten, nicht suspendieren dürfe, da ihre Handlungen von der Regierung garantiert würden.
Laut Rochussen konnte nur die Regierung katholische Priester „entlassen“ oder versetzen, da sie von der Regierung des Königreichs der Niederlande auf Kosten des Staates nach Niederländisch-Ostindien entsandt wurden.
Als er am 19. Januar 1846 vom Gouverneur einberufen wurde, machte Bischof Grooff erneut seine Autorität gegenüber den Priestern in diesem Gebiet geltend. Daraufhin wurde er aufgefordert, Niederländisch-Ostindien innerhalb von 14 Tagen zu verlassen.
In den folgenden Jahren nahm „Propaganda Fide“ Kontakt mit den niederländischen Behörden auf, um die Arbeit der katholischen Mission in Indonesien wieder zu ermöglichen: 1854 wurde vereinbart, dass eine „Sondergenehmigung“ für den Klerus erforderlich sei; der Heilige Stuhl verpflichtete sich, den Generalgouverneur über die Orte zu informieren, an die Priester und Missionare entsandt wurden, und der Generalgouverneur würde sich nicht in Angelegenheiten einmischen, die der kirchlichen Autorität vorbehalten waren. Die katholischen Missionare hatten nur eine begrenzte Bewegungsfreiheit, auch um Konflikte mit anderen protestantischen Missionaren zu vermeiden. Es war ihnen auch untersagt, die Einheimischen zu taufen, und unter diesen Bedingungen wuchs die Zahl der Täuflinge nur sehr langsam. In Surabaya zum Beispiel gab es nach fast hundert Jahren missionarischer Präsenz (1810-1900) nur zehn javanische Katholiken.
Die Jesuiten
Die entsandten Priester waren meist Diözesanpriester, bis eines Tages der damalige Apostolische Vikar von Batavia, Petrus Vranken, den Jesuitenprovinzial bat, die Mission in Niederländisch-Ostindien zu übernehmen. Die ersten Jesuiten kamen 1859 in Surabaya an. In Zentraljava erhielt die katholische Mission einen entscheidenden Impuls durch das missionarische Schaffen von Pater Franciscus Georgius Josephus van Lith (1863 - 1926), einem Jesuiten, der mehrere Schulen gründete und als erster das Evangelium den Eingeborenen Javas verkündete und als großer Pädagoge in Erinnerung geblieben ist. Im Jahr 1904 taufte Pater van Lith insgesamt 158 Javaner. Seine Schulen wurden zum Sinnbild für die Missionsarbeit der katholischen Kirche. Diese Schulen besuchte auch Albertus Soegijapranata (sj), der später der erste einheimische Bischof Indonesiens werden sollte.
In den folgenden Jahren war auch die Bewegung zum Kampf für die Unabhängigkeit eng mit der Arbeit der katholischen Bildungsmission verbunden. Mehrere Führer der nationalistischen Bewegung kamen aus katholischen Schulen.
Im Jahr 1924 kamen zum ersten Mal die Apostolischen Vikare Indonesiens (damals in Jakarta, Kalimantan, Nusa Tenggara und Maluku-Irian) und die Apostolischen Präfekten zusammen, um gemeinsam die Lage der Kirche in dem Gebiet zu erörtern. Das Treffen fand in der Kathedrale von Batavia (Jakarta) statt und bildete den Auftakt zur Versammlung der künftigen „Indonesischen Bischofskonferenz“. Zu den besprochenen Themen gehörte die Abschaffung von Artikel 123 des Reglements von 1854, der Missionare daran hinderte, überall dorthin zu gehen, wo sie das Evangelium verkünden wollten. Es wurden Priesterseminare für die Ausbildung des einheimischen Klerus eingerichtet, und die Missionare gründeten viele Schulen in Dörfern und Städten. Es hieß, dass katholische Missionare die Sprache lernen und sich mit der lokalen Kultur vertraut machen sollten.
Durch die Gründung ihre Schulen und kamen die Missionare in Kontakt mit den örtlichen Gemeinschaften. Dorfvorsteher oder lokale religiöse Führer halfen ihnen bei der Einrichtung und Leitung von Gemeinschaftsschulen. Die Missionare wurden mit der javanischen Kultur vertraut. So wurden die katholischen Missionen mehr und mehr „javanisch“ und weniger „europäisch“.
Während der japanischen Besatzung (1942-1945) im Zweiten Weltkrieg, verlangsamte sich dieser Prozess. Die Missionare wurden in Konzentrationslagern festgehalten. In mehreren Gebieten wurden die Ländereien des Vikariats besetzt und viele Kapellen abgerissen. Nach dem Ende des Krieges wurde die Mission wieder aufgenommen, indem man mit dem Wiederaufbau dessen begann, was in den Jahren zuvor ausgelöscht und zerstört worden war.
Die päpstliche Bulle “Quod Christus”
1961 war das Jahr, in dem die katholische Kirche in Indonesien endgültig zur „indonesischen Kirche“ wurde, dank der Bulle „Quod Christus Adorandus“ von Papst Johannes XXIII., mit der die katholische Hierarchie eingeführt und die Kirchsprengel in Indonesien zu Diözesen erhoben wurden. Es wurden Kurse für die höhere Ausbildung in den pastoralen Disziplinen und die Katechese für Laien eingerichtet und Institute für die philosophische und theologische Ausbildung auf Java, Flores, Sumatra, Timor und anderen Inseln gegründet.
Die indonesische Kirche (heute gibt es nach Angaben der Bischofskonferenz rund 10 Millionen getaufte Katholiken in den Diözesen) ist immer noch eine „junge Kirche“. Seit den 1960er Jahren hat sie sich im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils entwickelt. Die Katholiken sind in die Kulturen Indonesiens integriert und werden heute als integraler Bestandteil des Landes anerkannt.
(PA) (Fides 5/9/2024)