VATIKAN - Außerordentliche Vollversammlung des Missionsdikasteriums: Die Zukunft der Päpstlichen Universität Urbaniana steht im Mittelpunkt

Donnerstag, 29 August 2024 dikasterium für evangelisierung   mission   päpstliche universität urbaniana  

Von Gianni Valente

Vatikanstadt (Fides) - Die Päpstliche Universität Urbaniana steht an einem wichtigen Wendepunkt ihrer langen und einzigartigen Geschichte. Am 29. und 30. August nehmen die Mitglieder des Dikasteriums für die Evangelisierung (Sektion für die Erste Evangelisierung und die neuen Teilkirchen) an einer „Außerordentlichen Vollversammlung“ in Rom teil, die ad hoc einberufen wurde und nur einen einzigen Punkt auf der Tagesordnung hat.
Kardinäle, Bischöfe, Ordensfrauen und Missionare aus den fünf Kontinenten befassen sich zwei Tage lang intensiv mit Überlegungen, Berichten und Debatten über die Identität, den Auftrag, die Erwartungen und die Zukunft der Institution, die vor fast vierhundert Jahren von Papst Urban VIII. gegründet wurde, um die Kirchen in aller Welt bei der Verkündigung des Evangeliums zu unterstützen.
Die Vollversammlung findet im Rahmen einer Perspektive der Neubelebung der mit dem Heiligen Stuhl verbundenen universitären Einrichtungen, die von Papst Franziskus, auch durch die Apostolische Konstitution „Veritatis gaudium“ über die kirchlichen Universitäten und Fakultäten, wiederholt gefordert wurde.
Die Vollversammlung ist ein Zwischenschritt in einem gemeinsamen kirchlichen Unterscheidungsprozes über den gegenwärtigen und zukünftigen Weg der Urbaniana-Universität. Ein Prozess der synodalen Auseinandersetzung, den das Dikasterium seit langem im Dialog mit den Ortskirchen eingeleitet hat. Insgesamt 26 Bischofskonferenzen der Kirchen, die in den Gebieten im Zuständigkeitsbereich des Missionsdikasteriums vertreten sind (vor allem aus Asien und Afrika), haben ihre Überlegungen, Vorschläge und Erwartungen zu den Kriterien, die zu befolgen sind, und zu den operativen Entscheidungen, die zu treffen sind, um den Dienst der Urbaniana-Universität im Hinblick auf die örtlichen kirchlichen Gemeinschaften immer wirksamer zu gestalten, übermittelt. Nach der Einführungsrede von Kardinal Luis Antonio G. Tagle, dem Propräfekten des Missionsdikasteriums und Großkanzler der Urbaniana-Universität, werden die Beiträge der Bischofskonferenzen im Mittelpunkt der synodalen Arbeitssitzungen der Vollversammlung stehen, die in den Räumlichkeiten der Universität stattfinden wird.

Identität, Geschichte, Zukunft

Die Geschichte der Päpstlichen Universität Urbaniana ist einzigartig und war von Anfang an eng mit den Angelegenheiten der Kongregation „De Propaganda Fide“ verbunden (die heute der von Kardinal Tagle geleiteten Sektion des Dikasteriums für Evangelisierung entspricht).
Die Universität am Gianicolo-Hügel ist die einzige Einrichtung von solcher Bedeutung, die seit Jahrhunderten als integraler und struktureller Bestandteil eines Dikasteriums des Heiligen Stuhls anerkannt ist. Die Mehrheit der Studenten, die an der Urbaniana-Universität studieren, werden durch Stipendien unterstützt, die vom Missionsdikasterium finanziert werden. Und in den Intuitionen, die einst zur Gründung führten finden sich noch immer die Züge von prophetischer Weitsicht.
Das Collegio Urbano, die erste Keimzelle der heutigen Universität, wurde bereits 1627 gegründet, um das Personal der Ortskirchen für den Auftrag der Verkündigung des Evangeliums in ihren jeweiligen Kirchenbezirken auszubilden.
Es ging darum, den Seminaristen, Priestern und Ordensschwestern intellektuelle, pastorale und spirituelle Instrumente an die Hand zu geben, die ihnen bei der Erfüllung ihrer Mission im Dienst ihrer jeweiligen Herkunftskirche nützlich waren.
Bereits vor der Mitte des 17. Jahrhunderts wohnten im Sitz des historischen Palastes an der Piazza di Spagna (in dem sich heute das Missions-Dikasterium befindet) Studenten aus Gebieten, die direkt der Kongregation „De Propaganda Fide“ unterstanden, und besuchten den Lateinunterricht in der Vielfalt ihrer Sprachen und kulturellen Hintergründe, vereint im Glauben.
Die Geschichte der Päpstliche Universität ist eng mit der Geschichte der Kongregation „De Propaganda Fide“ verbunden und hat auch deren grundlegende Merkmale angenommen, die sie zu einer „globalen“ Institution machen. Sie steht in der ständigen Spannung, die Einheit des katholischen Glaubens mit der Vielfalt der Kulturen, politischen Formen, Zivilisationen und Sprachen zu verbinden.
Die vielen Studenten, die aus ihren jeweiligen Ländern nach Rom kamen und zunächst am Collegio Urbano und später an der Päpstlichen Universität Urbaniana ausgebildet wurden, ohne deren Kulturen zu zerstören, können auch als ein außergewöhnliches Experiment angesehen werden mit dem Ziel, „ein Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und zur Achtung zwischen den Völkern und Kulturen“ zu leisten (Gianpaolo Romanato), das Jahrhunderte vor den „Erasmus“-Programmen auf den Weg gebracht wurde, die heute von modernen akademischen Einrichtungen gefördert werden.

Leitlinien für neue Schritte

Die Daseinsberechtigung der Päpstlichen Universität Urbania und der grenzenlose Horizont, auf den sie ihre missionarische Berufung ausrichtet, scheinen heute nicht an Bedeutung verloren zu haben. Es genügt, sich auf das unablässige missionarischen Lehramtes von Papst Franziskus zu besinnen und den ständigen Aufruf zur „missionarischen Umkehr“, den er an alle kirchlichen Instanzen richtet.
Es ist genau diese Relevanz für die missionarische Dynamik, die das Wesen der Päpstlichen Universität Urbaniana weiterhin in einer spezifischen und nicht „assimilierbaren“ Weise kennzeichnet und aus der sich auch geeignetere Kriterien und operative Entscheidungen ergeben, um ihren Dienst an den Ortskirchen zu revitalisieren und neu auszurichten, indem man erkennt, was am nützlichsten und fruchtbarsten für deren heutige Mission ist.
Die Teilnehmer der Plenarsitzung werden über Kriterien und Vorschläge zur Erneuerung der akademischen Instrumente, Methoden und Verfahren sowie über zu verstärkende Studienbereiche diskutieren können, um die Aufmerksamkeit für die Kontexte und die Haltung des Zuhörens gegenüber den lokalen Kulturen, die das akademische und bildungspolitische Engagement der Urbaniana seit jeher kennzeichnen, zu betonen und auf die Gegenwart anzuwenden. Die Zahl der Studien- und Forschungszentren, die sich auf bestimmte Lehrbereiche und Themen konzentrieren, soll nach dem Vorbild des Zentrums für Chinesisch- und Asienstudien, das bereits seit 1975 an der Urbaniana tätig ist, erweitert werden. Neue und noch nicht genutzte Ressourcen, wie die Beziehungen zu dem Netz von nicht weniger als 106 Instituten und Studienzentren, die der Päpstlichen Universität angegliedert oder auf verschiedene Weise mit ihr verbunden sind, sollen ausgebaut und in neuen Formen wiederbelebt werden. Diese Zentren und Institute, die in 40 Ländern der Welt verstreut sind, stellen auch wertvolle Kanäle des Kontakts und der ständigen Gemeinschaft zwischen der akademischen Gemeinschaft der Universität Urbaniana und den Ortskirchen und ihren Studien- und Ausbildungseinrichtungen dar.

Die Umstrukturierung hat bereits begonnen

In den Arbeitssitzungen werden auch die ersten Auswirkungen der Phase der Erneuerung und Neuausrichtung des Bildungsangebots aufgezeigt und evaluiert werden, die bereits im vergangenen Jahr begonnen hat, nachdem Papst Franziskus im September 2023 Professor Vincenzo Buonomo zum Päpstlichen Delegaten für die Päpstliche Universität Urbaniana mit der Funktion des Rektors ernannt hatte (vgl. Fides 14/9/2023).
Im Dekret zur Ernennung von Professor Buonomo wies Papst Franziskus auch auf die Dringlichkeit hin, „die Struktur der Universität zu überarbeiten und die Statuten und andere Vorschriften, die das Leben der Fakultäten und Institute regeln, mit der Apostolischen Konstitution ‚Veritatis gaudium‘ in Einklang zu bringen, sowie die Verwaltungsorganisation mit den für die Einrichtungen des Heiligen Stuhls geltenden Normen abzustimmen“. Der Papst erinnerte auch an den bereits eingeleiteten Prozess, „der darauf abzielt, die päpstlichen römischen akademischen Institutionen, die direkt vom Apostolischen Stuhl verwaltet werden, neu zu organisieren“.
Die begonnene Umgestaltung hat die Aufforderung, strukturelle und operative Synergien zu suchen bereits konkret umgesetzt, insbesondere (aber nicht nur) wurde ein Netzwerk der anderen Päpstlichen Universitäten in Rom gebildet, um das Risiko der Verschwendung wertvoller Energie und Ressourcen zu vermeiden (z.B. die Vermeidung der Fortführung von „Doppelungen“ von Lehren und akademischen Kursen, die bereits an anderen Päpstlichen Universitäten vorhanden sind). Die Leitlinien beinhalten unter anderem die Stärkung der Fakultät für Missionswissenschaft (die einzige, die noch innerhalb der Päpstlichen Universitäten in Rom tätig ist) und die Ausrichtung der Lehrveranstaltungen der Fakultät für Kirchenrecht auf den Bereich des „Missionsrechts“ im Dienste der jüngeren Kirchen.
Der an der Päpstlichen Universität Urbaniana eingeleitete Umstrukturierungsprozess wird auch durch einige Vergleichsdaten belegt. Im Athenaeum gab es Anfang Oktober 2023 insgesamt 62 „residierende“ Professoren und 113 „beauftragte“ oder Gastprofessoren. Diese Zahlen wurden erheblich reduziert, nachdem die Nichtinanspruchnahme und die geringe Zahl der Studenten in vielen Kursen überprüft worden war. Zu Beginn des nächsten akademischen Jahres wird es an der Universität Urbaniana nur noch 47 „residierende“ Dozenten und 40 „beauftragte“ oder Gastdozenten geben, während für die Gesamtverwaltung der Universität in den voraussichtlichen Budgets für 2025 eine Kostensenkung von insgesamt 1.514.180 Euro veranschlagt wird.
Die Teilnehmer der Vollversammlung werden am Freitag, den 30. August, vormittags von Papst Franziskus in Audienz empfangen.
(Fides 29/8/2024)


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