Rom (Fides) - "Die Russen sind im Anmarsch", wiederholen westliche Beobachter seit einiger Zeit mit Blick auf die Ankunft von Söldnern der ehemaligen „Wagner-Gruppe“ in der Sahelzone. Und zwar insbesondere in den Staaten, in denen nach Putschen Militärjuntas eingesetzt wurden, die französische und generell westliche Truppen des Landes verwiesen.
Es begann mit Mali, gefolgt von Burkina Faso und schließlich Niger. Alles Länder, die das französische, andere europäische (wie im Fall von Mali) und US-amerikanische Militär aufgefordert haben, ihre Stützpunkte zu schließen und ihr Gebiet zu verlassen. An ihre Stelle traten, mehr um die Sicherheit der neuen Machthaber zu gewährleisten als um die Bevölkerung vor den Dschihadisten zu schützen, die Kämpfer der Wagner-Gruppe", die nun in „Afrikansky Korpus" umbenannt wurde.
Die Sicherheitslage in diesen Ländern ist jedoch nach wie vor prekär, die verschiedenen dschihadistischen Gruppen schlagen weiter zu; am 25. Juni wurden in Tillabery im Südwesten des Landes, im Dreiländereck zwischen Niger, Mali und Burkina Faso, wo sich die Aktivitäten der dschihadistischen Gruppen der drei Länder konzentrieren, 20 nigrische Soldaten in einen Hinterhalt gelockt und ein Zivilist getötet.
Noch schwerwiegender waren die Zusammenstöße am 11. Juni in Burkina Faso, wo die Al-Qaida nahestehende Unterstützungsgruppe für den Islam und die Muslime (Support Group for Islam and Muslims, GSIM) die nordöstliche Stadt Mansila und das dortige Militärkommando nahe der Grenze zu Niger angriff. Die Zahl der Opfer unter den Militärs wurde nicht veröffentlicht, scheint aber sehr hoch gewesen zu sein, so dass es Gerüchte über Unruhen unter den Truppen gab, die mit dem Vorgehen der Militärjunta gegen die Dschihadisten unzufrieden waren. Letztere war mit dem Versprechen an die Macht gekommen, die Dschihadisten entschlossen zu bekämpfen. Der Chef der Militärjunta dementierte die Gerüchte über einen Aufstand des Militärs und stellte die landesweiten Sendungen des französischen Senders Tv5 ein, der darüber berichtet hatte. Einige Tage später sollen die ersten Flugzeuge mit russischen Militärausbildern und deren Ausrüstung gelandet sein.
Es scheint als ob, die Russen definitiv einen Fuß in die Sahelzone gesetzt haben, aber es gibt mindestens zwei Regime, die ihre Sicherheit nicht allein in die Hände Moskaus legen wollen. Dies ist der Fall im ersten afrikanischen Land, in dem sich Wagner-Söldner niedergelassen haben, der Zentralafrikanischen Republik. Hier haben die russischen Söldner ein Geschäftsmodell entwickelt, das das Angebot von Schutz und militärischer Unterstützung mit Handels- und Bergbaukonzessionen verbindet. Doch um ihrer Einmischung entgegenzuwirken, hat Präsident Faustin-Archange Touadéra ein ruandisches Militärkontingent sowie eine private US-Militärfirma in das Land eingeladen (vgl. Fides 16/3/2024).
Niger hat vor kurzem das erste Kontingent des „Africa Corps“ im Stützpunkt 201 in Niamey untergebracht, wo noch einige US-Militärs stationiert sind. Letztere müssen das Land bis Mitte September verlassen und auch die Drohnenbasis in Agadez aufgeben, die 100 Millionen Dollar gekostet hat und als strategisch wichtig für die Kontrolle dschihadistischer Bewegungen in der Sahelzone gilt. Aber die nigrische Junta (die das kleine italienische Kontingent bisher nicht ausgewiesen hat) hat einer anderen Macht, die in Afrika sehr aktiv ist, die Tür geöffnet: der Türkei. Diese verfügt über mindestens ein großes privates Militärunternehmen, Sadat, das syrische Söldner in den von der türkischen Armee besetzten Gebieten im Norden und Nordwesten Syriens rekrutiert. Die syrischen Söldner, die von der türkischen Firma unter Vertrag genommen wurden, werden auf die nigrische Seite des "Drei-Länder-Ecks" geschickt. Ankara, das bereits Rüstungsgüter, darunter die berühmten Bayraktar-Drohnen, an Niger und Burkina Faso verkauft hat, scheint sich somit als Gegengewicht zum russischen Einfluss anzubieten.
Die Staaten der Region haben somit die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Mächten, die an der Region interessiert sind, zu wählen, indem sie sich mal auf die eine, mal auf die andere stützen, um die bestmöglichen Bedingungen zu erzielen. Die Russen sind da, aber sie sind nicht allein.
(L.M.) (Fides 6/7/2024)