Khartum (Fides) – Zehntausende Zivilisten, die aus El-Fasher geflohen sind, gelten derzeit als vermisst. Die humanitären Organisationen, die im Flüchtlingslager Tawila, etwa 50 km von der Stadt entfernt, die letzte Woche von den Milizen der Rapid Support Forces (RSF) eingenommen wurde, tätig sind, hatten mit einem größeren Zustrom von Vertriebenen gerechnet.
Als die Stadt in die Hände der RSF fiel, hatte sie etwa 260.000 Einwohner, von denen nach Schätzungen der UNO mindestens 65.000 geflohen sind. Nach Angaben des „Norwegian Refugee Council“, der das Lager in Tawila verwaltet, haben jedoch weniger als 6.000 Menschen aus El-Fasher in dem Lager Zuflucht gesucht.
Es wird befürchtet, dass Zivilisten daran gehindert werden, die Stadt zu verlassen, möglicherweise weil sie unter Druck gesetzt werden, dafür zu bezahlen. Die meisten von ihnen verfügen jedoch nicht über genügend Geld, um den erpresserischen Forderungen der Milizen nachzukommen.
Während der 18-monatigen Belagerung umzingelten die RSF El-Fasher mit einer kreisförmigen Sandmauer, um mögliche Angriffe der regulären Armee zu verhindern, die sich in der Stadt verschanzt hatte. Diese Verteidigungsmaßnahme hat nun dazu geführt, dass es für die Einwohner noch schwieriger geworden ist, El-Fasher zu verlassen, von weitere Berichte über Massaker und ethnische Diskriminierung durch Milizionäre bekannt werden. Die UNO hat die jüngsten Ereignisse als „Massenverbrechen” bezeichnet, auch wenn aufgrund der Unterbrechung der Kommunikation mit der Region die genaue Zahl der Opfer unbekannt bleibt. Die RSF selbst hat erklärt, mehrere ihrer Mitglieder wegen Kriegsverbrechen verhaftet zu haben, was jedoch von lokalen und internationalen Hilfsorganisationen als „Propaganda” bezeichnet wurde.
Der sudanesische Premierminister Kamil Idris beklagte, dass die internationale Gemeinschaft „wenig unternommen” habe, um den im April 2023 ausgebrochenen Bürgerkrieg zu beenden, lehnte jedoch die Entsendung von UN-Truppen in sein Land ab und erklärte, dass „die Entsendung internationaler Truppen einen Angriff auf die Souveränität und territoriale Integrität des Sudan darstellen würde. Dies ist illegal und würde nur zu noch mehr Verwirrung führen, was kontraproduktiv wäre. Die sudanesische Armee und das sudanesische Volk sind entschlossen, El-Fasher zu retten und zu befreien“.
Idris erklärte außerdem, dass „die RSF eng mit Söldnern aus aller Welt zusammenarbeiten, insbesondere aus Kolumbien“, und bezeichnete diese als „Kriminelle, die weder das Land noch die Kriegsziele der RSF kennen“, weil sie „nur für Geld kämpfen“. In einem Interview mit dem Sender „Al Jazeera“ erklärte der unterdessen auch kolumbianische Präsident Gustavo Petro, dass „das, was im Sudan geschieht, ein Völkermord ist“. „Unsere Soldaten“, beklagt er, „werden von Mafiabossen, die in Dubai, Rom und Miami leben, als Söldner in den Sudan und in die Ukraine geschickt, um dort zu kämpfen“. „Wir wollen uns nicht zum Komplizen des Völkermords im Sudan machen und werden diese Mafia-Netzwerke verfolgen“, bekräftigt er.
Unterdessen hat auch Papst Leo XIV. nach dem sonntäglichen Angelusgebet am gestrigen 2. November zu Frieden und humanitäre Hilfe für den Sudan aufgerufen (vgl. Fides 2/11/2025).
Zur Lage im Sudan haben sich auch einige Staatschefs wichtiger mehrheitlich muslimischer Staaten geäußert, darunter der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der betonte „wir müssen die territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit des Sudan schützen. Es ist wichtig, das sudanesische Volk in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen und weiterhin humanitäre Hilfe und Entwicklungshilfe zu leisten” und der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim, der bekräftigte „Malaysia fordert die sofortige Einstellung der Gewalt und den umfassenden Schutz der Zivilbevölkerung im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht”.
(L.M.) (Fides 3/11/2025)