Yangon (Fides) - Die Militärjunta von Myanmar, die in den andauernden Bürgerkonflikt verwickelt ist, versucht, ihre Reihen mit der im vergangenen Februar angekündigten Zwangsrekrutierungskampagne zu verstärken und hat inzwischen landesweit 9.000 neue Soldaten rekrutiert, berichtet das Forschungszentrum "Burma Affairs and Conflict Study". Wie Fides-Quellen berichten, haben die Niederlagen und Verluste, die die reguläre Armee auf dem Schlachtfeld erlitten hat, diesen Prozess beschleunigt. Nach dem Gesetz über den Militärdienst können Männer im Alter zwischen 18 und 45 Jahren zum Militärdienst eingezogen werden. Fides-Quellen berichten weiter, dass Familien sehr besorgt sind, weil viele junge Wehrpflichtige nicht eingezogen werden wollen, während erste Verhaftungen von jungen Wehrdienstverweigerern zu verzeichnen sind.
Die aktuelle Strategie der Militärregierung führt dazu, dass viele junge Menschen in das benachbarte Thailand fliehen, um dem Dienst in der Armee zu entgehen, oder aber sie drängt junge Menschen dazu, sich den so genannten "Volksverteidigungskräften" anzuschließen, die aus dem Widerstand gegen die Armee hervorgegangenen sind. In der Tat werden die bewaffneten Widerstandsgruppen nach der Einführung der Wehrpflicht durch die Junta mit Rekrutierungsanfragen überschwemmt: "Wir wollen eigentlich nicht zu den Waffen greifen, aber das birmanische Regime lässt uns keine Wahl. Wir haben die Wahl zwischen dem Dienst in der Armee oder in der Volksmiliz, wir sind auf der Seite des Volkes. Wir werden uns nicht einer Armee anschließen, die Gewalt und Gräueltaten gegen ihre eigenen Bürger verübt", sagen junge Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund (Studenten, Hochschulabsolventen, Berufstätige), die der Zwangseinberufung in die birmanische Armee entgehen wollen.
Die „Bamar People's Liberation Army“ (BPLA), die die Truppen der Regierung in den Staaten Karen und Shan bekämpft, verzeichnet einen Anstieg der Rekruten, ebenso wie die „Karen National Liberation Army“ (KNLA), die weiterhin junge Menschen aufnimmt und ausbildet, die vor der Wehrpflicht fliehen. "Das Gesetz über die Wehrpflicht", so die Fides-Quelle, die um Anonymität bittet, "erweist sich als kontraproduktiv und stärkt stattdessen den Widerstand, indem es den Willen der Bevölkerung, das Militär zu besiegen, anheizt“.
Lokalen Quellen zufolge haben sich mehr als 26.000 junge Menschen an die "People's Embrace" gewandt, eine Vermittlungsgruppe, die Wehrpflichtigen und Regierungssoldaten hilft, ihre Kasernen zu verlassen und sich dem bewaffneten Widerstand anzuschließen, indem sie sie mit den verschiedenen Widerstandsmilizen in den verschiedenen Gebieten in Verbindung bringt.
Auch im Westen des Landes hat die „Chin National Defence Force“ (CNDF) seit Beginn der Wehrpflicht über 200 neue Rekruten gemeldet, die hauptsächlich aus dem Chin-Staat und der benachbarten Sagaing-Region stammen.
Mit Bezug auf die Unruhe-Region Sagaing äußerte sich UN-Generalsekretär Antonio Guterres heute, am 7. Juni, und zeigte sich "tief besorgt" über die Eskalation der Gewalt in Myanmar. Guterres verurteilte die jüngsten Angriffe der burmesischen Armee, bei denen Berichten zufolge Dutzende von Zivilisten im Bundesstaat Rakhine und in der Region Sagaing getötet wurden, aufs Schärfste.
Lokalen Berichten zufolge bombardierte ein Flugzeug der Militärjunta am 3. Juni in der Region Sagaing eine Gruppe von Zivilisten während einer Hochzeitszeremonie, wobei 28 Menschen getötet und 40 weitere verletzt wurden, und beschoss anschließend das Gebiet, das als Rebellenhochburg gilt, massiv mit Artillerie. Mehr als zweitausend zivile Bewohner von sechs Dörfern im Bezirk Mingin mussten fliehen, wodurch die Zahl der Binnenflüchtlinge weiter anstieg.
(PA) (Fides 7/6/2024)