Port-au-Prince (Fides) - Die von Kenia angeführte multinationale Mission in Haiti "wird frühestens in drei Wochen eingesetzt werden können". Dies gab der kenianische Präsident William Ruto in einem Interview mit der BBC bekannt.
Ursprünglich sollten 200 kenianische Polizeibeamte am 23. Mai in Haiti landen, aber ihre Ankunft wurde in letzter Minute verschoben. Ruto erklärte, dass die Verzögerung der Ankunft dieses ersten Polizeikontingents auf Schwierigkeiten bei der Vorbereitung der Einrichtungen, die das internationale Kontingent aufnehmen sollen, sowie auf einen Mangel an Waffen und Transportmitteln zurückzuführen ist.
Im Oktober hatte Kenia zunächst zugesagt, die Sicherheitsmission in Haiti zu leiten und bis zu 1.000 Beamte zu entsenden, um die haitianische Polizei bei der Aufrechterhaltung der Sicherheit zu unterstützen. Weitere 1.500 Beamte wurden von anderen Ländern zugesagt, darunter Jamaika, Barbados, Bangladesch, Benin und Tschad.
Die internationale Polizeitruppe soll den lokalen Sicherheitskräften helfen, die Gewalt der Banden einzudämmen, die in den letzten Monaten in Haiti explodiert ist. Im März griffen Banden die beiden größten Gefängnisse des Landes an, befreiten über 4.000 Insassen, belagerten den Flughafen und zwangen Ariel Henry, den Premierminister des Landes, ins Exil. Henry ist inzwischen zurückgetreten (vgl. Fides 27/3/2024).
Die internationale Mission wird unterdessen von kriminellen Banden bekämpft. Haitis ehemals rivalisierende Bandenbündnisse, die G9 und die G-Pèp, haben sich in ihrem Widerstand gegen die Sicherheitsmission zusammengeschlossen und eine Gruppe namens „Vivre Ensemble“ gebildet.
Es fließen unterdessen weiterhin Waffen ins Land, von denen einige möglicherweise aus Raubüberfällen in lateinamerikanischen Ländern wie Kolumbien stammen. Sicher ist, dass die haitianischen Banden über immer raffiniertere Waffen verfügen, wie Schwester Marcella Catozza von den Franziskaner Missionsschwestern von Busto Arsizio, die seit 20 Jahren in Haiti tätig ist, gegenüber Fides erklärte (vgl. Fides 15/3/2024). Waffen, die möglicherweise auch mit der Komplizenschaft von drei haitianischen Geschäftsleuten gekauft werden, die von der kanadischen Regierung im Dezember 2022 unter dem Vorwurf sanktioniert wurden, "ihren Status als hochrangige Mitglieder der haitianischen Wirtschaftselite auszunutzen, um die illegalen Aktivitäten krimineller Banden zu schützen und zu ermöglichen, unter anderem durch Geldwäsche und andere Korruptionshandlungen". Bei den dreien handelt es sich um Gilbert Bigio, den Präsidenten des haitianischen Industriekonglomerats „GB Group“, sowie die Geschäftsleute Reynold Deeb und Sherif Abdallah.
Unterdessen ist die humanitäre Lage in Haiti dramatisch (vgl. 27/5/2024), während die Gewalt nicht nachzulassen scheint. Am 23. Mai 2024 wurden zwei junge amerikanische protestantische Missionare, Natalie und Davy Lloyd, zusammen mit ihrem haitianischen Begleiter Jude Mon in der Ebene von Cul de Sac getötet.
(L.M.) (Fides 28/5/2024)