Port-au-Prince (Fides) - Die derzeitige sicherheitspolitische Krise des Landes führt zu einem dramatischen Anstieg der Gewalt gegen Frauen auf der Karibikinsel.
Einem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen zufolge berichten mehrere lokale Quellen in verschiedenen Teilen der Hauptstadt Port-au-Prince von einem besorgniserregenden Anstieg der Fälle von Vergewaltigung und geschlechtsspezifischer Gewalt, die von skrupellosen Banden routinemäßig verübt werden, um die Opfer zu foltern und zu kontrollieren.
In den Monaten April bis Juni dieses Jahres wurden in den von Banden kontrollierten Vierteln und insbesondere in den Lagern für Binnenvertriebene durchschnittlich 40 Vergewaltigungsopfer pro Tag gemeldet. Viele Fälle werden nicht gemeldet.
Derzeit gibt es in Haiti mehr als 700.000 Binnenvertriebene, die Hälfte davon Kinder, und 25 % von ihnen leben in behelfsmäßigen Unterkünften in Port-au-Prince. Dabei handelt es sich häufig um überfüllte Schulen, Kirchen oder Regierungsgebäude, in denen es kaum oder gar keinen Zugang zur Grundversorgung, zu Nahrungsmitteln oder zur medizinischen Versorgung gibt. Die Unterkünfte befinden sich zudem häufig in von Banden kontrollierten Gebieten, was den Zugang zu Hilfe besonders erschwert.
Haitianische Menschenrechtsorganisationen schlagen immer wieder Alarm wegen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen in einem Land, das ihre Rechte, Bedürfnisse und Möglichkeiten meist ignoriert. Diese Gewalt ist in den Unterkünften für Binnenvertriebene eklatant. Einem UN-Bericht vom Juli 2024 zufolge sind Frauen und Mädchen in den Lagern besonders gefährdet, und Vergewaltigungen werden „in den meisten Lagern als gezielte Taktik eingesetzt, um ihren Zugang zu humanitärer Hilfe zu kontrollieren“.
Etwa 90 Prozent der in den Unterkünften lebenden Frauen haben keine Einkommensquelle, und viele werden zur Prostitution gezwungen, um Nahrung, Wasser, einen Schlafplatz oder einfach nur Zugang zu einer Toilette zu bekommen.
(AP) (Fides 19/12/2024)