AMERIKA/HAITI - “Die Situation ist erschreckend”

Dienstag, 5 März 2024 kriminalität  

Port-au-Prince (Fides) - "Die Situation ist erschreckend", sagt die italienische Franziskanerin, Schwester Marcella Catozza, die seit Jahren in Haiti seelsorgerisch und karitativ tätig ist, gegenüber Fides (vgl. Fides 26/2/2024). "Die Banden stürmten alle Flughäfen des Landes, um Premierminister Ariel Henry zu verhaften, der aus Nairobi zurückkehrte, wo er das Abkommen über den Einsatz einer kenianischen Polizeitruppe in Haiti unterzeichnet hatte. Die Banden stürmten mehrere öffentliche Gebäude, darunter Gefängnisse, und private Gebäude, darunter das katholische Krankenhaus 'St. Francis de Sales' in Port-au-Prince".
Ariel Henry konnte unterdessen bis jetzt noch nicht in das Land zurückkehren, weil die Sicherheitsbedingungen nicht gegeben sind.
"Die Tatsache, die hervorgehoben werden muss, ist, dass diese Banden, die sich bis letzten Donnerstag gegenseitig bekämpft haben, sich am Freitag zusammengetan haben, um die Institutionen anzugreifen", sagt Schwester Marcella. „Es war angeblich der Anführer der G9-Gruppierung, Jimmy Chérizier, bekannt als "Barbecue", von dem der Aufruf zur Einheit unter den Banden kam", so die Ordensfrau (zu den verschiedenen haitianischen Banden vgl. Fides 17/2/2024)
"Aber ich glaube nicht, dass 'Barbecue' der Drahtzieher von all dem ist. Es gibt einen politischen Drahtzieher, vielleicht den gleichen, der 2021 die Ermordung von Präsident Jovenel Moïse in Auftrag gegeben hat", sagt Schwester Marcella. "Man muss bedenken, dass die Banden mit hochentwickelten Waffen und Mitteln ausgestattet sind, ganz zu schweigen von Macheten; sie verfügen sogar über Drohnen, um die Bewegungen der Polizei aufzuspüren, die offenbar nicht in der Lage ist, sie zu stoppen“.
Wer könnte ein Interesse daran haben, Haiti zu destabilisieren? "Darüber kann man im Moment nur spekulieren", sagt Schwester Marcella. "Seit einiger Zeit wird die Anwesenheit von mindestens fünf mexikanischen Drogenkartellen im Land registriert. Möglicherweise wollen sie Haiti zu einem 'Niemandsland' machen, um ihren Kokainhandel nach Nordamerika und Europa besser steuern zu können. Durch seine zentrale Lage in der Karibik ist Haiti ein idealer Umschlagplatz für Kokain, das aus Kolumbien und Mexiko kommt und zu den reichen Märkten des Westens gelangt", so die Ordensschwester. „Schließlich, aber das ist nur ein Gerücht, das ich gehört habe, wird eine mögliche Beteiligung des ehemaligen Präsidenten Aristide, der 2010 nach Haiti zurückgekehrt ist, vermutet. Aber ich wiederhole, es ist nur ein Gerücht", sagt sie abschließend.
(L.M.) (Fides 5/3/2024)


Teilen: