ASIEN/CHINA - Die Insel des Heiligen Franz Xaver: Wallfahrtsort für chinesische Katholiken

Sonntag, 3 Dezember 2023 heilige   mission   evangelisierung   heiligtümer  

Von Marta Zhao

Shangchuan (Fides) - Das Leben des großen Jesuitenmissionars Franz Xaver ist ein getreues Abbild der Worte Jesu aus dem Johannesevangelium: " Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht" (Joh 12,24).
Im Alter von 46 Jahren stirbt Franz Xaver - dessen Fest heute in der Kirche gedacht wird - an einer Lungenentzündung in einer Laubhütte auf der Insel Shangchuan vor Guandong, der Küstenprovinz jenes Chinas, in das er gelangen wollte. Bei sich hat er nur ein Kruzifix und einen kürzlich zum Christentum übergetretenen Chinesen, der ihn bei seinem neuen Abenteuer als Dolmetscher hätte begleiten sollen. Es sieht nach einem Misserfolg aus. Es ist das Bild der "Dämmerung des Jesuiten", das José Maria Péman in seinem Stück "Der ungeduldige Göttliche" erzählt, an das auch Papst Franziskus mehrfach erinnert. Dennoch wird Franz Xaver heute als Schutzpatron der Missionen gefeiert und als großer Missionar verehrt.
Nach 471 Jahren trägt dieses hervorragende "Weizenkorn" noch immer reiche Früchte, die sich sogar auf der Insel Shangchuan ausbreiten, wo er im Morgengrauen des 3. Dezember 1552 starb.
Für Franz Xaver war China kein verbotener "Traum", kein unerfüllter missionarischer Ehrgeiz. Das bezeugen die Hunderte von Missionaren, die nach ihm das Evangelium nach China brachten und sich auf den Spuren seines apostolischen Wirkens bewegten. Auch die Insel Shangchuan selbst, auf der sein irdisches Leben zu Ende ging, erzählt auf ihre Weise davon. Von diesem Ort aus, dem südlichen Tor zu China und auch einem Vorposten der Seidenstraße, kann man sagen, dass Franz Xaver weiterhin über die Verkündigung des Evangeliums Christi in China wacht.
Auf der Insel Shangchuan befindet sich ein ganzer Park rund um den Friedhof, der dem heiligen Jesuitenmissionar gewidmet ist, ein Ort, der als Chinas erstes Heiligtum bezeichnet wurde, ein wichtiger Ort für den Glauben vieler chinesischer Katholiken und Pilger anderer Länder, der von Katechumenen jeden Alters besucht wird. Ein Ort, der durch eine Kapelle, eine große Statue des heiligen Franz Xaver, ein Kreuz und einen Brunnen gekennzeichnet ist und zu dem viele kommen, um Erfrischung und neue Kraft für ihren christlichen Weg zu finden.
Dank des heiligen Franz Xaver ist die Insel Shangchuan heute ein beliebter Wallfahrtsort für viele Christen aus aller Welt. Auch die zivilen Behörden tragen zur Pflege dieses Ortes der Andacht und Spiritualität bei.
Bereits im August 1986 stellten die Behörden des Kreises Taishan, der auch die Insel Shangchuan verwaltet, Mittel zur Verfügung, die zusammen mit den Spenden chinesischer Katholiken aus aller Welt die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes des Friedhofs finanzierten, eines Ortes des Gebets und der Besinnung, dessen Geschichte bis ins Jahr 1700 zurückreicht.
Die sterblichen Überreste des Heiligen Franz Xaver ruhen seit 1553 in Goa in der Basilika des guten Jesus (Basilica do Bom Jesus). Auf dem Friedhof der Insel Shangchuan befindet sich jedoch ein symbolisches Mausoleum des Heiligen und eine ihm gewidmete Gedenktafel aus dem Jahr 1639, der Zeit der Qing-Dynastie, auf der in chinesischer und portugiesischer Sprache eingraviert ist: "Dies ist die ewige Ruhestätte des Heiligen Franz Xaver, des Jesuitenpredigers des Orients". Gruppen von Katholiken in China und im Ausland haben zur Erhaltung und Restaurierung der Stätte beigetragen, eine Arbeit, bei der sich die Canossianerinnen aus Hong Kong besonders hervorgetan haben.
Im Jahr 2006 spendeten ehemalige Studenten und Freunde des „Wah Yan College“ der Hongkonger Jesuiten anlässlich des 500. Jahrestages der Geburt des Heiligen Franz Xaver für die Restaurierung des Friedhofs. Im September 2011 erkannte die Gemeinde Taishan das Grab des Heiligen als Stätte und Kulturerbe der Gemeinde an. Im Dezember 2015 erkannte die Provinzverwaltung von Guangdong die Stätte zudem als Provinzkulturerbe an.
Nach Ansicht der chinesischen Regierung liefert der Franz-Xaver-Friedhof wichtige Belege für die Untersuchung der Auswirkungen der maritimen Seidenstraße auf die chinesische Kultur und Religion.
Chinesische und ausländische Pilger kommen aus der ganzen Welt, um auf der Insel Shangchuan zu beten. Ein Kreuz, das am Meeresufer errichtet wurde, empfängt die Menschen; ein paar Schritte die Steinstufen hinauf befindet sich die Kapelle, die dem heiligen Franz Xaver gewidmet ist, wo daran erinnert wird, dass der Heilige Tausende von Kilometern auf dem Meer zurückgelegt hat, um das Evangelium Christi überall zu verkünden.
Über eine Steintreppe auf der Rückseite des Hügels, flankiert von Bildern des Kreuzwegs, erreicht man den Gipfel, auf dem die große Statue von Franz Xaver steht. Die Kiefern rund um die Statue sind gebogen. Der Glaube der Einheimischen besagt, dass sich die Kiefern auf wundersame Weise aus Verehrung für den Heiligen verbogen haben. Noch überraschender ist der Brunnen, aus dem der Heilige das Wasser schöpfte, das er für sein tägliches Leben brauchte. Der Brunnen befindet sich in der Nähe des Meeres, und nach Aussage der Inselbewohner ist er bei Flut vollständig überschwemmt. Aber wenn die Flut zurückgeht, kommt das Wasser klar und süß zurück, ohne ein Sandkorn, so dass man es bedenkenlos trinken kann.
An diesen Orten schöpfen viele Pilger Kraft für ihren Weg, sie fühlen sich zum Durchhalten gedrängt, indem sie auf den Spuren des heiligen Franz Xaver wandeln.
"Der große Missionar Franz Xaver", erinnerte Papst Franziskus in dem Interview-Buch "Senza di Lui non possiamo far nulla“ (Ohne ihn können wir nichts tun), "stirbt so, indem er auf China blickt, wohin er gehen wollte und nicht hineingelangen konnte. Er stirbt so, mit nichts, allein vor dem Herrn. Er stirbt dort, er wird begraben, und es ist, wie wenn man ein Samenkorn vergräbt". Dieses Schicksal, so fügte der Papst hinzu, sei allen Missionaren widerfahren, die in den Ländern ihrer Mission begraben wurden: "Indem sie an diesen Orten starben, wurden sie wie Samen in dieses Land gepflanzt". Wahre Missionare und wahre Missionarinnen jeglicher Art, fügte der Nachfolger Petri hinzu, "sind nicht nur 'Abgesandte'. Sie sind keine Vermittelnden. Sie gehen in der Nachfolge Jesu auf Mission, mit Jesus, zusammen mit Jesus. Sie gehen mit ihm. Und wenn sie große Missionare sind, versteht man, dass er es ist, der sie bringt".
(Fides 3/12/2023)


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