Foto: Studija 'Kana'
Moskau (Fides) - "Nicht unsere pastoralen Pläne, nicht unsere persönlichen Projekte lassen die Kirche wachsen, sondern unser demütiges, aber beharrliches Zeugnis von Gott. Erinnern wir uns an die Worte von Papst Benedikt XVI., der sagte, die Kirche betreibe Proselytismus aus, sondern entwickle sich durch die Anziehungskraft (vgl. Predigt im Heiligtum von Aparecida, 13. Mai 2007)", heißt es im Hirtenbrief an die Katholiken der Erzdiözese der Mutter Gottes in Moskau für das Pastoraljahr 2023-2024, der von Erzbischof Paolo Pezzi und dessen Weihbischof, Nikolaj Dubinin, unterzeichnet wurde. Das Dokument, das auf den 8. September datiert ist, wird am Sonntag, den 17. September, dem Tag des Beginns des neuen pastoralen Jahres, in den Pfarreien verlesen werden.
In Anlehnung an eine Formulierung, die Papst Benedikt XVI. am 26. September 2009 auf dem Flug von Rom nach Prag gebrauchte, fordern die beiden Bischöfe die Gläubigen auf, sich von der zahlenmäßigen Kleinheit der kleinen katholischen Gemeinden, denen sie angehören, nicht entmutigen zu lassen, sondern eine "kreative Mission" zu entwickeln. "Zu Beginn des Christentums und dann viele Male im Laufe der Geschichte", heißt es in dem Brief, "waren die Christen eine solche Minderheit: kleine Gemeinschaften, die die Welt um sich herum heiligten, nicht nur mit einer neuen Lehre, sondern auch mit einem Lebensstil, der die Menschen zu Christus hinzog. Selbst wenn sie die christliche Lehre ablehnten, konnten viele Juden und Heiden nicht anders, als die Beziehungen der gegenseitigen Liebe, der wahren Barmherzigkeit, der caritas, die in diesen Gemeinschaften existierten, zu bewundern".
Der von den beiden Bischöfen vorgeschlagene Weg besteht darin, nicht in einer abwartenden Haltung gegenüber der Außenwelt zu verharren, sondern sich mit der Realität zu befassen, ausgehend von dem, was man ist: "Manchmal, wenn wir Gemeinden besuchen", so die Bischöfe weiter, "hören wir, dass wir (die Katholiken, Anm. d. Red.) nicht in der Lage sind, etwas Gutes zu tun, weil wir in schwierigen Zeiten leben. Das ist es, was viele Menschen denken, und das macht uns zunichte. Eine kreative Mission wartet jedoch nicht auf günstige Umstände: Sie verbreitet einfach das Zeugnis der Gemeinschaft, die wir leben (oder leider auch nicht leben)".
Erzbischof Pezzi und Bischof Dubinin appellieren deshalb an die Getauften, sich nicht von dem Gefühl der Hilflosigkeit und dem Verlust der Hoffnung erdrücken zu lassen und mit dem Wenigen, das sie haben, Gutes zu tun: "Wir können uns darüber beklagen, dass der Konflikt in der Ukraine immer noch andauert, aber letztlich können wir unser Gewissen damit kaum beruhigen. Wenn wir uns Christus zuwenden, entstehen neue Initiativen, vielleicht sogar sehr einfache, aber tiefe und dauerhafte. Wir können das 'Flüchtlingsproblem' nicht lösen, wir können keinen Frieden schaffen, aber wir können konkret auf Menschen zugehen und ihnen unseren inneren Frieden vermitteln, wenn wir welchen haben". Die Aufmerksamkeit für die nicht nur materiellen, sondern auch spirituellen Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen bezeichnen die Bischöfe als eine wesentliche Dimension des Gemeinschaftslebens.
Angesichts einer wachsenden Zahl von Katholiken, die sich von der Kirche distanzieren, laden die Bischöfe ein, nicht bei den Zahlen des Problems zu verweilen, sondern jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit zu betrachten, als Mensch der Gott und damit die Nähe von Brüdern und Schwestern im Glauben braucht. Der Ausgangspunkt für die Kreativität in der Mission sei, trotz der geringen Zahl, die Beziehung zu Jesus, der hier und jetzt gegenwärtig ist, "durch die Personen, durch die jeder von uns Christus begegnet ist, durch die Sakramente, durch die Kirche in der Konkretheit einer bestimmten Pfarrei, einer bestimmten Gemeinschaft oder eines bestimmten Charismas, zu dem jeder von uns gehört".
In ihrem Hirtenbrief kündigt Erzbischof Pezzi seine Teilnahme an der bevorstehenden Bischofssynode in Rom an. Er wird gemeinsam mit Oksana Pimenova - einer jungen Laiengläubigen aus Moskau, die sich seit langem in der Jugendarbeit der Diözese engagiert - in Rom anwesend sein. Außerdem sei die Einrichtung einer Jubiläumskommission für 2025 geplant, die die verschiedenen lokalen Initiativen für das Heilige Jahr koordinieren soll.
Am Ende des Hirtenbriefs erinnern die Bischöfe die Katholiken der Diözese an das Mariengebet des italienischen Comboni-Paters Pietro Tiboni (1925-2017), in dem er die Fürsprache der Gottesmutter erbittet, damit "Christus allen Menschen jenen Geschmack des neuen Lebens schenkt, den er uns geschenkt hat".
Die Erzdiözese der Mutter Gottes erstreckt sich über ein Gebiet von 2.629.000 Quadratkilometern und umfasst etwa hundert kleine oder sehr kleine katholische Gemeinden. Es gibt keine genauen Angaben über die Zahl der Katholiken in der Russischen Föderation. Erzbischof Pezzi schätzte im Gespräch mit der Agentur RIA Novosti im vergangenen Juli die Zahl der getauften Katholiken auf wahrscheinlich unter einer Million.
(CD) (Fides 16/09/2023)