Von Chiara Dommarco
Moskau (Fides) – Betritt man die beiden Räume der Nikolaus-Werkstatt in Moskau, taucht man sofort in das geschäftige Treiben ein: Unzählige Röcke, Servietten, Taschen, Nähmaschinen, Objekte in Form von Häusern, Pferden und Engeln, ein 3D-Drucker, ein Keramikofen und junge Menschen, die konzentriert ihrer Arbeit nachgehen.
Die Nikolaus-Werkstatt, die Menschen mit geistiger Behinderung Arbeit bietet, liegt etwa zwanzig Gehminuten von der katholischen Kathedrale entfernt und wurde 2022 von Pfarrer Vasilij Orechov, einem orthodoxen Priester der Kirche des heiligen Nikolaus, gegründet. „Wir helfen ihnen, ein erfülltes Leben zu führen, selbstständig und nützlich zu sein, kreativ zu sein, Freude zu empfinden, Gott näherzukommen, Freundschaften zu schließen und Spaß zu haben. Wir haben einen inklusiven Raum geschaffen, in dem Menschen mit geistiger Behinderung ihre Stärken optimal entfalten und weiterentwickeln können“, erklärte Pater Vasilij gegenüber Fides.
Die Werkstatt beschäftigt zehn Pädagogen und 24 junge Erwachsene mit Behinderung und ist stets auf der Suche nach finanzieller Unterstützung. Sie finanziert sich durch Spenden der Gemeinde, von Besuchern und durch den Verkauf von selbstgefertigten Gegenständen der Jugendlichen. „Wir bieten viele verschiedene Aktivitäten an, damit die von uns unterstützten Jugendlichen mehr über das Leben lernen und neue, interessante Erfahrungen sammeln können: Blockflötenunterricht, Workshops, Feste und musikalische Veranstaltungen, Ausflüge, Singen und Spiele. Aber am wichtigsten ist, dass sie etwas zu tun haben“, fügt der Geistliche hinzu.
Die Werkstatt ist montags bis samstags von 10:30 bis 18:00 Uhr geöffnet. Für die Pädagogen ist sie ein Ort, an dem sie ihre Fähigkeiten sinnvoll einsetzen und sich persönlich weiterentwickeln können. Die spontanen Worte eines jungen Mannes mit Behinderung, sind ein Indiz für die positive Wirkung ihrer Arbeit in der Werkstatt: „Mir gefällt meine Arbeit richtig gut. Schaut euch die Tasche an, die ich gemacht habe, die habe ich ganz allein genäht!“. Und einer von ihnen wollte nicht „gestört“ werden: „Ich bastle gerade einen Weihnachtsbaum aus Baumwolle, ich darf mich nicht ablenken lassen!“.
„Der Wunsch, diese Werkstatt zu gründen“, fuhr Pater Vasilij fort, „entstand, als ich Menschen kennenlernte, die seit ihrer Kindheit mit viel größeren Herausforderungen konfrontiert waren als wir alle: Für sie ist jeder noch so kleine Fortschritt ein großer Erfolg. Ich wollte ihr Leben ein wenig erfüllender und interessanter gestalten! Es war der Herr, der mich dazu inspiriert hat! Ich habe auf diesem Weg stets seine Unterstützung und seinen Segen gespürt, und natürlich auch den meiner Familie, insbesondere meiner Frau.“
Die Initiative hat das Leben der gesamten Gemeinde auf unterschiedliche Weise bereichert: Der Pfarrer und die anderen Priester besuchen die Werkstatt regelmäßig, und die Gemeindemitglieder haben gelernt, aufmerksam und freundlich mit Menschen mit Behinderung umzugehen, denen sie nun häufiger in der Gemeinde begegnen. „Wenn ich sehe, wie die Jugendlichen der Werkstatt an der Liturgie teilnehmen und die Freude an der Beziehung zu Gott entdecken, spüre ich, dass all unsere Bemühungen nicht vergeblich sind“, so Pfarrer Vasilij abschließend.
(Fides 6/12/2025)