AFRIKA/GABUN - Verbergen sich hinter dem Staatsstreich Uneinigkeiten im Machtsystem der Familie Bongo?

Donnerstag, 31 August 2023 putsch   soldaten   wahlen  

Libreville (Fides) - "Dies ist ein entscheidender Moment in der Geschichte Gabuns. Wir müssen abwarten, wie sich die Ereignisse in den nächsten Tagen entwickeln werden und vor allem, was die Putschisten vorhaben", berichten lokale Quellen gegenüber Fides aus Libreville, wo das Militär mit der Verhaftung von Präsident Ali Bongo Ondimba die Macht übernommen hat (vgl. Fides 30/8/2023). "Jetzt, da die Putschisten die Wahlen für ungültig erklärt haben, die, wie wir uns erinnern, für die Erneuerung der Präsidentschaft der Republik, der Abgeordnetenkammer, des Senats und der Organe der Provinzen vorgesehen waren, ist ein demokratisches Machtvakuum entstanden. Wir werden sehen, ob und wie es gefüllt wird", so die Quellen.
„Die Bevölkerung ging unterdessen auf die Straße, um das Ende der langen ‚Herrschaft‘ der Familie Bongo zu begrüßen, die seit 56 Jahren an der Macht ist. Auf den Straßen waren Jubelszenen zu sehen, während bisher niemand gegen den Staatsstreich protestiert hat, so dass sich einige fragen, wo die Wähler sind, die mit 64 % für den scheidenden Präsidenten gestimmt hätten", so unsere Quellen.
"Sicherlich fürchten die mit der vorherigen Regierung verbundenen Personen den Verlust ihrer Privilegien und Befugnisse, aber ihr Handlungsspielraum ist eingeschränkt", heißt es weiter. "Das Militär hat die bereits von der Regierung Bongo verhängte Ausgangssperre verlängert: Sie begann bisher um 21 Uhr, jetzt um 18 Uhr und endet immer um 6 Uhr morgens. Die Grenzen sind geschlossen, während die Internet- und Telefonverbindungen wiederhergestellt wurden. Die Zeitungen sind nicht erschienen, während die Fernsehsender Kommuniqués der Militärjunta ausstrahlen".
Nach Angaben der Beobachter müssen "folgende Überlegungen zu den jüngsten Ereignissen angestellt werden: Warum wurden die offiziellen Ergebnisse der Wahlen vom 26. August um zwei Uhr nachts bekannt gegeben? Und nach einer Viertelstunde wird der Staatsstreich ausgelöst? War das alles im Voraus abgesprochen?".
"Das Militär erklärte die Wahlen für ungültig und behauptete, sie seien manipuliert worden. Eine Anschuldigung, die der Oppositionsführer Albert Ondo Ossa schon vor dem Putsch erhoben hatte, demzufolge er mit 70 % der Stimmen gewonnen hätte; im Moment hält sich die Opposition jedoch in Bezug auf die Putschisten zurück", so die Quellen weiter.
"Ein letztes Wort zur Opposition, die sich in Wirklichkeit im Wesentlichen aus Personen zusammensetzt, die mit der Familie Bongo verbunden sind. Viele von ihnen sind ehemalige Minister von Omar Bongo Ondimba, dem des 2009 verstorbenen Vater von Ali Bongo Ondimba, die danach bei seinem Sohn in Ungnade gefallen waren", so die Quellen.
In der Zwischenzeit hat die Militärjunta, die sich "Comité pour la transition et la restauration des institutions" (CTRI) nennt, General Brice Oligui Nguema, den Kommandeur der Republikanischen Garde, der Eliteeinheit, die als Leibgarde das Leben und die Macht von Präsident Bongo schützen sollte, zum "Präsidenten des Übergangs" ernannt. Auch Nguema stammt aus dem Kreis der Präsidentenfamilie, genauer gesagt aus dem des Vaters Omar Bongo Ondimba, dessen Adjutant er gewesen war.
(L.M.) (Fides 31/8/2023)


Teilen: