AMERIKA/HAITI - G9-Banden bedrohen Ordensleute: „Die Situation wird zunehmend schwierger“

Dienstag, 11 Juli 2023

Port au Prince (Fides) - "Die Situation wird zunehmend schwierig, die Banditen kommen immer wieder. Gestern kamen sie in voller Stärke und es war wirklich schlimm, weil sie nicht friedlich gesinnt waren. Während sie sonst kommen, um zu reden, kamen sie diesmal, um zu drohen. Am Nachmittag musste ich ihnen umgerechnet 30.000 Dollar in Reis, Öl und Bohnen abliefern. Ich habe versucht zu verhandeln, aber sie drohen weiterhin damit, unser Haus auszulöschen", berichtet Schwester Marcella Catozza, einer Franziskanerin in Port-au-Prince, die einen beherzten Appell an die auf der Insel anwesenden Kamillianer-Missionare richtete und um Unterschlupf im „Foyer Bethléem“ bat, für die Unterbringung von Jungen und Mädchen im Alter von 3 bis 10 Jahren, die die Schwestern in ihrem Haus betreuen. "Hier haben sich die Schwerpunkte verschoben", fährt die Missionsschwester fort. „Ich habe es nicht mehr nur mit ‚meinen‘ Banditen zu tun, die ich seit 20 Jahren kenne, sondern auch mit all den anderen im Dorf, die unser Haus übernehmen und zu ihrem Stützpunkt machen wollen, wie es schon mit anderen Schwesternhäusern und einer Pfarrei geschehen ist." Das Gebiet wird vor allem von den so genannten "G9-Banden" kontrolliert, die den Raum für ihre Stützpunkte beanspruchen, die für sie strategisch wichtig sind, da sie durch den Zugang zum Meer einen größeren Handlungsspielraum ermöglichen.
"Deshalb versuche ich, so viele Kinder wie möglich umzusiedeln, zumindest die älteren, fünf Jungen und fünf Mädchen im Alter von 15 Jahren, denn sie werden als Kindersoldaten eingesetzt und die Mädchen werden missbraucht“. Bei den jüngeren Kindern, die noch Eltern haben, versucht die Ordensfrau, sie zu ihren Familien zurückzuführen, während sie sie weiterhin durch Besuche begleitet. Diejenigen, die niemanden haben, wurden von den Schwestern des „Foyer Bethléem“, dem Herzstück des „Foyer Saint Camille“, aufgenommen.
Nach Informationen von Pater Antonio Menegon (MI) wurden in den letzten Tagen an einem Nachmittag 11 Jugendliche getötet und am darauffolgenden Nachmittag weitere 4. "Ich erhalte jeden Tag solche Nachrichten und in meinem Herzen bleibt die Traurigkeit über diejenigen, denen wir nicht helfen können, über diejenigen, die auf den Straßen durch sinnlose Gewalt sterben, über diejenigen, die vergewaltigt, ausgeraubt, geschlagen und entführt werden", betont auch der Missionar.
Am kommenden 14. Juli feiern die Missionare das Fest ihres Ordensgründers des heiligen Kamillus von Lellis. "Ich denke, die beste Art und Weise, an ihn zu erinnern, ist, uns noch mehr im Dienst an den Kranken zu engagieren, vor allem in Ländern auf der ganzen Welt, wo sie sich selbst überlassen sind, ohne Krankenhäuser, Pflege und Medizin", so Pater Menegon.
(AP) (Fides 11/7/2023)


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