ASIE/INDIEN - Ausschreitungen zwischen Ethnien: Ökumenisches christliches Forum fordert Konfliktbewältigung

Dienstag, 9 Mai 2023 menschenrechte   gesellschaft   eingeborene   religiöse minderheiten  

Imphal (Fides) - Das ökumenischen "Vereinigte Christliche Forums von Nordostindien" (UCF), bringt tiefe Trauer und Besorgnis über die Unruhen und die Gewalt im nordostindischen Bundesstaat Maniupur zum Ausdruck und fordert die Achtung des menschlichen Lebens und der Gerechtigkeit, angesichts der Gewalt zwischen den Volksgruppen, die den Bundesstaat in den letzten Tagen verwüstet hat und erst nach dem Eingreifen der Polizei und der Verhängung einer Ausgangssperre zur Ruhe kam.
Die erste Bilanz der mehrtägigen gewalttätigen Auseinandersetzungen lautet: Brandstiftung, Zerstörung von Eigentum und Verlust von Menschenleben (58 Tote), Entweihung religiöser Stätten (u.a. verwüstete katholische Kirchen und Klöster) und mehr als 7.500 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die Zusammenstöße fanden zwischen der mehrheitlich hinduistischen Volksgruppe der Meitei und den überwiegend christlichen Stammesgemeinschaften (verschiedener Gruppen) statt.
Auslöser der Zusammenstöße war die Forderung der Meitei nach einem "Stammesstatus", der es ihnen ermöglichen würde, nicht nur in den Genuss der den benachteiligten Gemeinschaften zugewiesenen Hilfen zu kommen, sondern auch die den Stammesangehörigen vorbehaltenen Gebiete zu besiedeln. Die einheimischen Stämme hingegen organisierten daraufhin am 3. Mai einen "Solidaritätsmarsch der Stämme" bei dem es zu gewaltsamen Ausschreitungen mit der Meitei-Mehrheit und zu zu massiver Gewalt kam.
"Wir fordern alle beteiligten Parteien auf, Zurückhaltung zu üben und auf eine friedliche Lösung der Situation hinzuarbeiten", heißt es in einem Appell des UCF, der bekräftigt, dass "Christen an den Wert des menschlichen Lebens und die Bedeutung der Achtung der Würde jedes Einzelnen glauben". "Wir rufen alle Mitglieder der Gesellschaft auf, von Gewalttaten abzusehen und stattdessen in einen friedlichen Dialog einzutreten, um ihre Anliegen anzusprechen", so die UCF weiter, die den Familien der bei den Unruhen Verstorbenen ihr Beileid aussprach und die zuständigen Behörden aufforderte, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Täter vor Gericht zu stellen. "Wir fordern die Regierung außerdem auf", schreibt das Gremium, "die zugrunde liegenden Probleme anzugehen, die zu dieser Situation beigetragen haben, und auf eine dauerhafte Lösung hinzuarbeiten“.
Die "zugrundeliegenden Probleme" werden von dem Jesuiten Walter Fernandes, dem ehemaligen Direktor des Indischen Sozialinstituts in Delhi, der jahrzehntelang im Nordosten Indiens lebte, zutreffend erläutert: "Der Konflikt", schreibt er, "besteht zwischen Stammesangehörigen und Nicht-Stammesangehörigen, aber einige politische Kräfte versuchen, ihn in einen religiösen Konflikt zu verwandeln. Es stimmt, dass die Stammesangehörigen in Manipur größtenteils Christen sind und die Mehrheit der Meitei, die 53 % der Bevölkerung ausmachen, Hindus sind. Die Meitei leben auf 10 % des Landes und wollen zu einem "anerkannten Stamm" (scheduled tribe) erklärt werden, um Zugang zu Land zu erhalten, das als "Stammesland" geschützt ist. Der Oberste Gerichtshof hat zu ihren Gunsten entschieden. Es wird versucht, die Aufmerksamkeit von diesem Problem abzulenken, indem die Angelegenheit einen religiösen Anstrich erhält.“
Das "United Christian Forum of North East India" fügt dem hinzu: "In solchen Situationen ist es unerlässlich, Frieden, Harmonie und Verständnis zwischen allen Gemeinschaften zu fördern, um weiteres Blutvergießen und Leid zu verhindern", und kündigt eine Gebetskampagne und ein direktes Engagement für die Konfliktbewältigung an. Das Gebet ist "ein wirksames Mittel, um auf Gottes Eingreifen und Führung zu vertrauen und die Menschen zu vereinen", heißt es. Um die Logik interreligiöser Konflikte zu entschärfen, läd das Forum Menschen verschiedener Glaubensrichtungen, Christen und Hindus, ein, zusammenzukommen, um Gottes Segen zu erbitten und sich für das gemeinsame Wohl von Frieden, Gerechtigkeit, Respekt und gegenseitiger Solidarität einzusetzen.
(PA) (Fides 9/5/2023)


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