Antakya (Fides) - "Die Situation in Antiochia ist dramatisch. Ganze Gebäude, Moscheen und Kirchen sind eingestürzt. Es gibt viele Tote und viele Menschen, die noch unter den Trümmern begraben sind, und an vielen Orten sind noch keine Rettungsteams angekommen. Es ist eiskalt, es gibt kein Licht, es gibt kein Wasser, die Brotbacköfen sind zerstört, die Geschäfte sind geschlossen. Die mit Trümmern übersäten Straßen sind selbst für Rettungsfahrzeuge unpassierbar. Ich habe erfahren, dass mindestens die Hälfte der Stadt zerstört ist oder schwere Schäden erlitten haben soll, insbesondere im ältesten Teil", so der 86jährige Pater Domenico Bertogli, ein Kapuzinermönch aus Modena, der von Ende der 1980er Jahre bis 2022 als Pfarrer der katholischen Gemeinde von Antakya, dem alten Antiochia am Orontes, in der heutigen Provinz Hatay im Südwesten der Türkei gelegen, tätig war, zur dramatischen Lage nach dem verheerenden Erdbeben. Antakya ist kaum 200 Kilometer Epizentrum des Erdbebens entfernt, das die Grenzregion zwischen Syrien und der Türkei erschüttert hat.
Pater Domenico befindet sich in Istanbul, steht aber in täglichem Kontakt mit seinem Nachfolger in der r katholischen Gemeinde der Heiligen Peter und Paul in Antakya. "Unsere Pfarrgemeindehaus", so Pater Bertogli gegenüber Fides, "ist stehen geblieben. Es handelt sich um ein niedriges Gebäude, das den Auswirkungen der Beben standgehalten hat, aber die Moschee und das Minarett, die sich direkt neben unserer Gemeinde befanden, stürzten ein. Auch zwei weitere wichtige Moscheen in der Stadt sowie die orthodoxe und die protestantische Kirche stürzten ein". Unterdessen hat die kleine katholischen Gemeinde ihre Pforten geöffnet, um die Obdachlosen auf der Umgebung aufzunehmen: "Sie fühlen sich sicherer, weil die Gemeinde über einen Garten verfügt, der einen sofort erreichbaren Fluchtweg bietet, falls es zu weiteren Beben kommt. Experten weisen erneut darauf hin, dass es Nachbeben geben wird. Und diese Befürchtungen verhindern auch, dass die Notlage mit Klarheit angegangen werden kann. Es besteht ein Bedarf an Lebensmitteln, Zelten und Decken. Alles wird benötigt“.
Pater Domenico hatte vor vielen Jahren die Pfarrei St. Peter und Paul in Antakya selbst eingeweiht. Die Stadt ist von Erinnerungen an die Verkündigung der ersten Apostel durchdrungen. Er hatte Stück für Stück zwei alte, baufällige Häuser im alten jüdischen Viertel restaurieren lassen, wo sich vermutlich auch die Wohnungen der ersten Christen der Stadt befanden. Nach Abschluss der Arbeiten ließ er die Inschrift „Türk Katolik Kilisesi“ (Türkische katholische Kirche), in den Stein über dem Eingang einmeißeln.
In Antiochia am Orontes war der Apostel Petrus nach dem Tod und der Auferstehung Christi angekommen und blieb dort lange Zeit. Deshalb war die Stadt auch „Sedes Petri“ noch vor Rom. In Antiochia, so heißt es in der Apostelgeschichte, wurden diejenigen, die Jesus folgten und ihn liebten, zum ersten Mal "Christen" genannt.
(GV) (Fides 7/2/2023)