AFRIKA/SÜDSUDAN - Nach dem Papstbesuch: “Entscheidungen über Krieg und Frieden liegen in den Händen der Südsudanesen”

Dienstag, 7 Februar 2023 papst franziskus   Ökumene   kriege  

Juba (Fides) - "Die grundlegenden Entscheidungen über Krieg oder Frieden liegen jetzt in den Händen der Südsudanesen", so Schwester Elena Balatti, die als Comboni Missionsschwester in Malakal lebt und arbeitet, gegenüber Fides nach dem Besuch von Papst Franziskus im Südsudan.
"Papst Franziskus, der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und der Vorsitzende der Generalversammlung der Kirche von Schottland, Iain Greenshields, haben in jeder Hinsicht und bei jeder Gelegenheit betont, dass es an den Südsudanesen und insbesondere an den politischen Führern liegt, zu entscheiden, ob sie den Weg der Gewalt fortsetzen oder den Weg des Friedens einschlagen wollen", unterstreicht die italienische Missionarin.
Die Signale, die es kurz vor dem Besuch der drei religiösen Führer gegeben hatte, waren unterdessen nicht ermutigend. „Zwei Tage vor ihrem Besuch", erinnert sich Schwester Elena, "wurden in Kajo-Keji im Bundesstaat Zentral-Äquatoria, südlich der Bundeshauptstadt Juba, 27 Menschen ermordet. Ein Massaker, das der örtliche anglikanische Bischof anprangerte, was der Erzbischof von Canterbury Welby auf seinen sozialen Kanälen weiter veröffentlichte. Die drei Religionsvertreter erinnerten auch die Lokalpolitiker an diese Episode, um sie zu drängen, sich konkret für Friedensvereinbarungen einzusetzen".
Schwester Elena erinnert auch daran, dass "in der Diözese Malakal, die etwa ein Drittel des Landesgebiets umfasst, UN-Organisationen und einige ausländische Botschaften zwei Tage vor dem apostolischen Besuch eine Warnung über die Vorbereitung eines gewaltsamen Zusammenstoßes zwischen gut bewaffneten Gruppen im Bundesstaat Upper Nile herausgegeben hatten". "Die Warnung und der Besuch haben den Zusammenstoß wahrscheinlich verhindert, aber im Moment stehen sich die gegnerischen Gruppen immer noch gegenüber und sind bereit zu kämpfen", sagt Schwester Elena.
Trotz der 2018 im Südsudan unterzeichneten Friedensabkommen sind nach wie vor weite Gebiete Südsudan mit großer Instabilität konfrontiert. Das Zusammenleben von insgesamt 64 verschiedenen ethnischen Gruppen wird oft Ursache für den Bürgerkrieg angesehen. "Ja, der ethnische Faktor dient skrupellosen Politikern als Mobilisierungsfaktor, um Menschen zu rekrutieren, die bereit sind, für sie zu kämpfen", bestätigt Schwester Elena. "Aber es sind die Machtkämpfe, die die Hauptursache für die Instabilität im Südsudan sind. Außerdem ähnelt die Situation im Südsudan immer mehr der im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Interne Machtkämpfe werden von externen Interessen überlagert, um sich die südsudanesischen Ressourcen anzueignen: Gold, Erdöl, Erdgas und das riesige fruchtbare Land, das von mehreren nicht-afrikanischen Staaten begehrt wird".
Schwester Elena, die etwa fünfzig Vertriebene aus Malakal zum Treffen mit Papst Franziskus nach Juba begleitet hat, betont abschließend, dass "der drei christlichen Religionsführer die Menschen anspornen sollte: Wir wurden aufgefordert, zu hoffen und gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten“.
(L.M.) (Fides 7/2/2023)


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